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Branchen | Tunesien | Öffentlicher-Personen-Nahverkehr (ÖPNV)

Neue S-Bahn-Linie in Tunis geht in Betrieb

Gute Nachrichten für Pendler in Tunis: Eine zweite S-Bahn-Linie verbindet den Nordwesten mit dem Stadtzentrum. Zudem schafft die städtische Verkehrsgesellschaft neue Busse an. 

Von Verena Matschoß | Tunis

Es war ein Großereignis für den Nahverkehr im Großraum Tunis, auf das viele Menschen lange gewartet hatten. Am 25. Januar 2025 wurde die neue S-Bahn-Linie im Nordwesten der Hauptstadt feierlich eingeweiht. 

Damit ist der erste Teil der Linie D auf rund 12 Kilometern in Betrieb. Sie beginnt am Hauptbahnhof und führt durch einen neuen Tunnel in Richtung Nordwesten, parallel zu der bereits bestehenden Fernbahnstrecke. Eine Bahn kann bis zu 2.400 Fahrgäste befördern. Dies entspricht dem Äquivalent von 50 Bussen oder 600 Autos. Die erste Bauphase der S-Bahn (réseau ferroviaire rapide, RFR) ist damit abgeschlossen. Bereits seit März 2023 befördert die Linie E die ersten Fahrgäste vom Hauptbahnhof in Richtung Südwesten. Die Linie A, die den Südosten der Hauptstadt mit dem Zentrum verbindet, ist bereits seit 2012 in Betrieb. 

Ausbau des Netzes geht weiter

Insgesamt sind fünf S-Bahn-Linien mit einer Gesamtlänge von 86 Kilometern geplant. In der nächsten Phase entstehen neben den Erweiterungen der Linien E und D zwei neue Bahnlinien. Nach Aussagen des tunesischen Verkehrsministers haben die Verhandlungen über die Umsetzung der Linien C und F bereits begonnen. Langfristig soll die S-Bahn 600.000 Fahrgäste pro Tag befördern.

Damit können die Bewohner der Hauptstadt auf Verkehrsentlastung hoffen. In der Rush Hour am Morgen und am Abend ist der Verkehr in der Hauptstadt sehr dicht und chaotisch. Neben der Stadtbahn sind die Menschen vor allem auf öffentliche Busse oder private Sammeltaxis (Louages) angewiesen, die meist überfüllt und in schlechtem Zustand sind. 

Die neue Schienenverbindungen sollen das bereits bestehende Netz der Stadtbahn und die Buslinien ergänzen, um die steigende Verkehrsnachfrage zu befriedigen. Im Großraum Tunis leben schätzungsweise 2,9 Millionen Menschen. 

Europäische Geber unterstützen bei der Finanzierung

An der Eröffnungszeremonie nahmen der EU-Botschafter in Tunesien, Giuseppe Perrone, die französische Botschafterin, Anne Guéguen, und die deutsche Botschafterin, Elisabeth Wolbers, teil. Der Grund: Ein Teil der Finanzierung wurde über Kredite der jeweiligen Entwicklungsbanken gestemmt. Die Projektkosten lagen bei rund 550 Millionen Euro inklusive des rollenden Materials. Die Agence Française de Développement, die Europäische Investitionsbank und die deutsche KfW Entwicklungsbank haben insgesamt 364 Millionen Euro an Krediten bereitgestellt. Von der Europäischen Union kam noch ein Zuschuss in Höhe von 28 Millionen Euro hinzu. 

Vorhaben kamen nur langsam voran

Das Finanzierungsabkommen mit den europäischen Gebern für den Bau der beiden Strecken wurde am 10. Dezember 2010 unterzeichnet. Allerdings verzögerte sich die Umsetzung im Anschluss erheblich. Die Umwälzungen in Folge des Arabischen Frühlings, die Vertragskündigung mit der italienischen Baufirma und schließlich die Coronapandemie hinterließen ihre Spuren. Bei der Linie D war zudem die Streckenführung am Platz Bardo umstritten. Im November 2023 ordnete der Ministerrat schließlich die Wiederaufnahme der Arbeiten an der ursprünglich geplanten Streckenführung an. Nach dem Abschluss der ersten Phase sind nun bis 2027 noch Umgestaltungen am Platz Bardo und die Einrichtung von Tunneln geplant.

Verkehrsgesellschaft kauft neue Busse

Neben der Erweiterung des Schienenverkehrs gibt es auch bei der Busflotte gute Neuigkeiten: Mitte Dezember 2024 hat die Société des transports de Tunis (TRANSTU) mit dem chinesischen Hersteller King Long eine Vereinbarung über den Kauf von 300 neuen Bussen getroffen. 

Auf einer Sitzung des kleinen Ministerrats am 3. Januar 2025 wurden weitere Maßnahmen für den öffentlichen Nahverkehr beschlossen. TRANSTU wird weitere 418 Busse über eine internationale Ausschreibung einkaufen. Davon sollen laut tunesischem Verkehrsminister 260 Busse an die regionalen Verkehrsgesellschaften gehen, 40 an die nationale Gesellschaft für Überlandverkehr und 118 an TRANSTU. Ziel ist es, die Kapazitäten insbesondere im Stadtverkehr auszubauen und gleichzeitig eine bessere Verteilung der Busse auf die Regionen zu gewährleisten.

Ebenso ist eine Ausschreibung für 30 neue Stadtbahnzüge geplant, verbunden mit der Einführung eines digitalen Systems für die Wartung. Für rund 20 Stadtbahnen, die derzeit außer Betrieb sind, soll ein Wartungsprogramm gestartet werden, damit sie wieder verwendet werden können. Insgesamt soll das Budget für die Wartung von Bussen und Bahnen erhöht werden.

JICA unterstützt bei der Ausarbeitung eines Mobilitätsplans

Am 16. Oktober 2024 hat die japanische Entwicklungsagentur JICA mit Tunesien eine Vereinbarung für technische Hilfe zur Ausarbeitung eines Masterplans für die urbane Mobilität im Großraum Tunis unterzeichnet. Die Umsetzungsdauer ist auf 36 Monate angesetzt.

 

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