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Der Ausbau geht voran, doch steht die Förderung auf der Kippe

Die Stromwirtschaft soll in den USA bis 2035 klimaneutral werden. Angesichts der aktuellen Entwicklung kommen aber Zweifel auf, ob das gelingt.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

US-Präsident Joe Biden erklärte den Klima- und Umweltschutz zum Kernthema seiner Politik, dem sich alles unterzuordnen hat. Sein Ziel ist es, dass die Stromwirtschaft bis 2035 und das gesamte Land bis 2050 klimaneutral werden. Zur Verfügung stehen ihm dafür energie- und industriepolitische Anreize über Bundessteuern, die Finanzierung von Forschung und Entwicklung durch Bundesministerien sowie Zuschüsse und Darlehen aus dem Staatshaushalt für öffentliche Projektträger auf allen Verwaltungsebenen. Für die eigentliche Energiepolitik sind allerdings die Bundesstaaten und großen Metropolen selbst zuständig.

Wahlkampf beeinträchtigt Förderpläne

Präsident Biden kann ohne die gesetzgeberische Rückendeckung des US-Kongresses das angestrebte hohe Ausbautempo nicht durchsetzen. Seit Ende 2021 entziehen ihm die ersten Abgeordneten aus der demokratischen Fraktion die Unterstützung, womit keine Mehrheit für Reformgesetze mehr zustande kommt. Aus wahlkampftaktischen Gründen, wie es heißt, schließlich stehen im November 2022 die Midterm Elections an, bei denen das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel aller Senatoren neu gewählt werden.

Sogar die Gesetzesinitiative Build Back Better droht aus diesem Grund im Senat stecken zu bleiben. Ein wichtiges Instrument, und zwar die geplanten steuerlichen Anreize für Solarvorhaben, würden wegfallen. Selbst eine Übernahme der Parlamentsmehrheit durch die republikanische Partei lässt sich als Wahlausgang nicht ausschließen: Dem Präsidenten bliebe dadurch noch weniger Spielraum für energiepolitische Reformen.

Bundesstaaten betreiben unterschiedliche Energiepolitik

Kontrovers gestaltet sich auch das Verhältnis zwischen dem Weißen Haus und den 50 Bundesstaaten sowie 6 Überseeterritorien. Die jeweiligen Interessen und politischen Konstellationen vor Ort verhindern ein landesweit einheitliches Vorgehen. Entsprechend unterscheiden sich die einzelnen Bundesstaaten beim Tempo ihrer Klima- und Umweltschutzbestrebungen, einschließlich der Umstellung auf erneuerbare Energien.

Obwohl die Unterstützung im US-Kongress nachlässt, kann sich das Weiße Haus zumindest auf die wirtschafts- und energiepolitische Wirkung der billionenschweren Fiskalpakete der Jahre 2020/21 stützen, insbesondere auf den Infrastructure Investment and Jobs Act. Dieser wirkt mit seinen Förderprogrammen in einer Gesamthöhe von 1,2 Billionen US-Dollar (US$) weit über das Jahr 2022 hinaus. Ein Teil der Gelder fließt in klimafreundliche Maßnahmen, darunter in den Ausbau des landesweiten Ladenetzes für Elektrofahrzeuge sowie in die Modernisierung und Erweiterung der Stromnetze.

Welche Chancen sich für deutsche Firmen aus dem Infrastrukturpaket ergeben, erfahren Sie auch in der Aufzeichnung unseres Webinars vom 3. Februar 2022.

Erneuerbare legen im Strommix zu

Wie sehen in diesem Zusammenhang die mittelfristigen Entwicklungsperspektiven für die verschiedenen Energieträger aus? Der Energiemix wird sich bei der prognostizierten steigenden Stromerzeugung dennoch hin zu den erneuerbaren Energien verschieben. Der Anteil der erneuerbaren Energien (ohne Wasserkraft) an der gesamten Stromerzeugung steigt von 14 Prozent im Jahr 2022 auf 25 Prozent im Jahr 2031, wie die Economist Intelligence Unit prognostiziert.

Der Stromverbrauch wächst demnach um durchschnittlich 1,9 Prozent pro Jahr, und zwar von jährlich 4,1 Millionen (2022) auf 4,9 Millionen Gigawattstunden (2031).

Mit der vom Weißen Haus erklärten Verabschiedung der Wirtschaft von fossilen Energieträgern wurde das langfristige Ende von Erdöl und Erdgas angekündigt. Der Verbrauch an Erdöl wird bis 2031 trotz Wirtschaftswachstums höchstenfalls stagnieren, unter anderem weil der Transportsektor schrittweise auf Elektroantriebe umstellt. Dennoch steigen die Fördermengen von Erdöl und Erdgas an. Die Förderspitzen werden als Öl und Flüssiggas meistbietend exportiert, darunter nach Europa.

Die Inlandsnachfrage und die Fördermengen von Kohle werden in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen. Dennoch werden alle fossilen Energieträger zusammen den Prognosen nach 2031 einen Gesamtanteil an der Stromerzeugung von 54 Prozent behalten, nach 62 Prozent im Jahr 2020.

Die Kernenergie verliert durch Kapazitätseinschränkungen an Anteilen, wird aber nicht vollständig verschwinden, zumal sie in den USA zu den CO₂-freien Technologien zählt.

Massiver Ausbau von Wind und Solar

Die erneuerbaren Energien sind aufgrund von Skaleneffekten sowie technologischen Neuerungen zunehmend wettbewerbsfähig und attraktiv als Investitionsobjekt. Windkraft wird massiv ausgebaut, womit die installierte Kapazität von 133 Gigawatt (2021) auf 240 Gigawatt (2031) steigen soll. Davon werden 30 Gigawatt offshore entstehen.

Der Ausbau der Solarenergie stieß in den vergangenen Jahren wiederum auf wechselhafte energiepolitische und steuerliche Rahmenbedingungen: Der US-Kongress verlängerte eine 2006 gewährte Steuergutschrift für Solarinvestitionen (Solar Investment Tax Credit) zunächst im Jahr 2015 und anschließend noch einmal über das Jahr 2019 hinaus. Anschließend wurde sie jährlich schrittweise abgebaut. 2024 läuft sie endgültig aus.

Obendrein führten die USA 2018 Sonderzölle auf die Einfuhr von Solarzellen ein, was Preiswellen durch die Branche jagte. Davon ungeachtet schreitet der Ausbau bei PV-Aufdachanlagen und Solarfeldern zügig voran, vor allem weil die Gestehungskosten für Solarstrom konkurrenzlos günstig ausfallen. Die installierte Kapazität steigt aller Voraussicht nach von 92,3 Gigagwatt (2021) auf 210,7 Gigawatt (2031) an.

Kaum neue Wasserkraftwerke geplant

Der Ausbau der Wasserkraft befinden sich allerdings nicht in der Projektpipeline. Diesbezügliche Planungen betreffen lediglich Wartungs- und Konservierungsarbeiten in bestehenden Wasserkraftwerken sowie die Installation kleiner Einheiten in fließenden Gewässern. Im Ergebnis vergrößert sich die installierte Kapazität nur geringfügig von 102,6 Gigawatt im Jahr 2021 auf 103,3 Gigawatt eine Dekade später.

US-Einfuhr: Ausrüstungen für erneuerbare Energien aus Deutschland (in Millionen US$, Veränderung in %) *

HS-Nummer

2019

2020

2021

Veränderung 2020/2021

8501 Elektromotoren und elektrische Generatoren

765,6

669,7

681,3

1,7

8503 Teile von Elektromotoren und Generatoren

137,9

109,4

106,3

-2,9

8541 Halbleiterbauelemente und Dioden

245,5

205,9

243,4

18,2

Gesamt

1.149,0

985,0

1.031,0

4,7

* AuswahlQuelle: U.S. International Trade Commission

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