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Metaverse könnte deutschen Start-ups Wachstumschancen bieten

Selbst in den USA ist das Metaverse, also das Verschmelzen von Realität und Virtualität, noch nicht über den Buzzword-Status hinausgekommen. Doch zieht es immer mehr Firmen an.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Volkswagen (VW) hat sich Anfang Mai 2022 mit Microsoft zusammengetan, um Augmented Reality (AR) ins Fahrzeug zu bringen: So könnten beispielsweise dreidimensionale Projektionen auf die Windschutzscheibe vor möglichen Gefahren warnen oder holografische Pfeile die Navigation erleichtern. Um mehr Industriekunden für das sogenannte Metaverse zu gewinnen, will Microsoft ein neues Team gründen, das diese bei der Entwicklung von Virtual Reality (VR)-Schnittstellen für Steuerungssysteme unterstützen soll.

Bisher bilden AR und VR eher eine Vorstufe echter Metaverse-Anwendungen, bei denen Individuen nicht nur virtuell interagieren, sondern damit auch reale Folgehandlungen auslösen. Sie sind längst in vielen Bereichen der Wirtschaft angekommen. Industrie- und Logistikfirmen setzen Technologien, die digitale Informationen in die reale Welt einblenden, seit der Coronapandemie noch stärker ein. 

Das deutsche Softwarehaus Teamviewer entwickelt schon seit einigen Jahren VR-gestützte Lösungen und zählt unter anderem Audi, Coca-Cola, DHL und Siemens zu seinen Kunden. Möbelfirmen haben ihre App-Strategien überarbeitet und bieten seither Produktkonfiguratoren, 3D-Visualisierungen und neue VR-Tools an. Kunden können damit beispielsweise überprüfen, wie eine neue Couch in ihrem Wohnzimmer aussehen würde.

Ohne einheitliche Standards sind Kompatibilitätsprobleme vorprogrammiert

Viele Techgiganten, darunter Apple, Google, HTC, Meta, Microsoft, Samsung und Sony, haben eigene VR-Headsets auf den Markt gebracht oder arbeiten an solchen. Dabei setzen sie auf verschiedene Standards und Schnittstellen. Noch hat sich keine einzelne Technologie durchgesetzt.

Diese Vielfalt kann in einem Metaverse aber zu Kompatibilitätsproblemen führen. Der Münchner Virtual-Reality-Softwareanbieter VRdirect hat eine Plattform entwickelt, mit der sich solche Probleme umgehen lassen: Unternehmen können damit eigene VR-Projekte erstellen, die auch ohne innovative VR-Brillen genutzt werden können, beispielsweise auf dem Tablet oder Smartphone.

Während AR und VR schon fortgeschritten sind, steht das Metaverse noch am Anfang

Das Metaverse böte noch viele weitere interessante Potenziale, die über reine AR- und VR-Anwendungen hinausgehen: So ließe sich beispielsweise eine eigene Firma auch als Avatar in einer lebendigen imaginären Umgebung gründen oder etwa virtuell eine Messe besuchen. Ein digitaler Klon könnte im virtuellen Raum Kleidung ausprobieren, was Retouren im E-Commerce deutlich reduzieren dürfte.

Vor etwa einem Jahr erregte der Begriff Metaverse Aufmerksamkeit, als Facebook-Gründer Mark Zuckerberg seine Wachstumshoffnung weg von sozialen Netzwerken hin zu einem revolutionären Metaverse lenkte und sein Unternehmen kurzerhand in Meta umbenannte. Nach anfänglichen Kurssprüngen hat sein Börsenwert aber kräftig eingebüßt: bis Oktober 2022 innerhalb eines Jahres um etwa 60 Prozent. Beobachter führen das zu einem erheblichen Teil auf den Wechsel der Unternehmensstrategie zurück.

Dennoch lockt die Grundidee virtueller Welten, die Möglichkeiten wie im echten Leben bieten, immer mehr Unternehmen an, vor allem im Handelsbereich. Die meisten Firmen stehen dabei aber noch am Anfang. Kaufland erwarb Anfang 2022 eine virtuelle Insel in dem Nintendo-Spiel „Animal Crossing: New Horizons“. Eine Reihe weiterer Unternehmen, darunter H&M, Adidas und Ralph Lauren, ist auf anderen Plattformen wie Decentraland, Fortnite und Roblox unterwegs. Dabei handelt es sich jedoch ebenfalls nur um Spiele in der virtuellen Welt ohne reale Folgen.

Walmart will das Metaverse zur Wirklichkeit machen

Einen Schritt weiter geht Walmart: Die US-Handelskette arbeitet an einer 3D-Filiale, um mithilfe eines virtuellen Einkaufswagens auch im Metaverse shoppen zu können. Nach der Bezahlung per konzerneigenem, mobilen Bezahldienst Walmart Pay wird die echte Ware dann an eine physische Adresse geliefert.

Selbst in den USA ist das Metaverse indes trotz der vielfältigen Möglichkeiten mehr Buzzword als ein echter Wirtschaftsfaktor - zumindest bislang. Doch gerade weil das Realisieren des Digitalen noch in den Kinderschuhen steckt, könnte der deutschen Gründerszene bei der Entwicklung eines Metaverse eine wichtige Rolle zukommen. Das hat eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergeben. So haben deutsche Jungunternehmen vor allem in den Bereichen Telekommunikation und Cloudinfrastruktur viel Kompetenz aufgebaut. Auch die deutschen Erfahrungen im Gamingsektor wären wichtig für eine Zukunft im Metaverse.

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