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Branchen | USA | Autonomes Fahren

Moderne Fahrerassistenzsysteme sind in den USA heiß begehrt

Ganz schnelle Markterfolge wird es bei selbstfahrenden Technologien wohl nicht geben. Autokonzerne konzentrieren sich daher wieder mehr auf fortschrittliche Assistenzsysteme.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

In den vergangenen Monaten wurden wiederholt Tesla-Wagen mit LiDAR-ähnlichen Aufbauten gesichtet. Der Gedanke liegt nahe, dass damit sogenannte Ground-Truth-Tests durchgeführt werden, womöglich für neue Kameras und andere Sensoren für bodengestützte Kartierungen. Firmenchef Elon Musk hatte die teure Technologie zwar zunächst verschmäht, doch dann meldete Tesla ein hochauflösendes Radargerät bei der Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) an.

Mithilfe von LiDAR- und anderen 3D-Sensor-Techniken konnten autonome Fahrzeugtechnologien in den vergangenen Jahren deutlich verbessert werden. Automobilkonzerne haben sich in vielversprechende Start-ups eingekauft und ihre Zusammenarbeit mit den Technologieriesen verstärkt. Einige Firmen testen Robotaxis in den USA bereits ohne Begleitfahrer. Die Stufe 4 des autonomen Fahrens, also das vollautomatisierte Fahren, schien plötzlich an der Schwelle zur Marktreife zu stehen.

Das Aus von Argo AI war ein Rückschlag für die Branche

Dieses Bild geriet gegen Ende Oktober 2022 ins Wanken: Volkswagen und Ford besiegelten damals das Aus ihres gemeinsamen Robotaxi-Start-ups Argo AI. Die Entscheidung offenbarte Zweifel daran, dass das Jungunternehmen rasche Erfolge erzielen kann, und wirkte sich auf die ganze Branche aus. Doch auch wenn vollautomatisierte Fahrzeuge damit in weitere Ferne gerückt sind, floriert die Nachfrage nach automatisierten Fahrerassistenzsystemen. So will Ford sich nun auf solche der Stufen 2+ (teilautomatisiert, mit mehr Sicherheit und Komfort gegenüber Stufe 2, zum Beispiel durch autonome Autobahnpiloten) und 3 (hochautomatisiert) konzentrieren.

Das Stufe-3-System von Mercedes-Benz, das im März 2022 in Deutschland zugelassen wurde, könnte 2023 auch in den USA debütieren, sogar noch vor Tesla. Derzeit gibt es in den USA noch keine Fahrzeuge der Stufe 3. Das liegt mitunter daran, dass es - im Gegensatz zu Deutschland - kein bundesweites Gesetz für das autonome Fahren gibt. Es ist aber davon auszugehen, dass viele einzelne Gliedstaaten und auch die Bundesebene einen industriefreundlichen Regulierungsansatz verfolgen werden. Eine Übersicht über die Regelungen einzelner US-Bundesstaaten auf Deutsch bietet die Website des Technologietrendforschers Mario Herger, der sich dabei auf einen ausführlicheren Bericht von Reuters stützt.

Japaner führen bei den Verkäufen von Autos mit Assistenzsystemen

Mit Systemen der Stufe 2+ werben viele Autobauer. Einige bieten bereits umfassendere ADAS-Suiten (Advanced Driver Assistance Systems) an, die verschiedene Funktionen bündeln, um Stufe-2-Autonomie zu erreichen. „Fahrerassistenzsysteme der Stufen 1 und 2 werden voraussichtlich 2023 mehr als 80 Prozent des US-Marktes durchdringen“, erwartet Brady Wang vom Marktforschungsunternehmen Counterpoint Research. Im 1. Halbjahr 2022 haben Toyota (24 Prozent) und Honda (14 Prozent) dort die meisten Autos mit Stufe-2-Assistenzsystemen verkauft. Ford folgte an dritter Stelle mit einem Anteil von 9 Prozent.

Eine kurze Darstellung der einzelnen Stufen des autonomen Fahrens finden Sie zum Beispiel auf der Seite des Bundesverkehrsministeriums (BMDV).

Die wachsende Beliebtheit von Fahrerassistenzsystemen spiegelt sich vor allem in der Nachfrage nach Sensoren wider. Benötigt werden Kameras, Radar-, Ultraschall- und LiDAR-Sensoren sowie zunehmend sogenannte Car-to-X-Technologien, mit denen Fahrzeuge in Echtzeit Informationen austauschen können. Automobilsensoren bieten bisher hauptsächlich die Autohersteller selbst (Original Equipment Manufacturer, OEM) an. Der Aftermarket ist in dem Bereich kaum entwickelt, da die meisten technischen Spezifikationen für diese Sensoren vom konkreten Autobauer oder einem Tier-1-Zulieferer abhängen.

Deutsche Firmen auf Consumer Electronics Show sind zuversichtlich

Neben OEMs zog es wieder viele Zulieferer auf die Consumer Electronics Show (CES), darunter deutsche. Die weltgrößte Technikmesse fand vom 5. bis 8. Januar 2023 in Las Vegas statt. Bosch präsentierte dort zum Beispiel einen Fernbereichs-Lidar mit hoher Auflösung und Reichweite und Continental neue skalierbare Lösungen für Fahrerassistenzsysteme. Der drittgrößte Automobilzulieferer der Welt, ZF Friedrichshafen, wartete mit einer neuen Konnektivitätsplattform auf, die Fahrzeuge mit der Cloud und mit der Verkehrsinfrastruktur verbindet, und Elmos mit innovativen Halbleiterlösungen.

Holon, die neue Marke des deutschen Zulieferers Benteler, stellte auf der Messe ihren ersten autonomen Mover mit Automobilstandards vor. Abnehmerzielgruppen für die Elektro-Shuttles, die ab Ende 2025 in den USA vom Band rollen sollen, sind unter anderem Nahverkehrsunternehmen, Kommunen und Flughäfen. „In den USA sind bereits Mover in abgegrenzten Regionen unterwegs, zum Beispiel in Nationalparks", sagte Gregory Crandell, General Manager von Holon im Gespräch mit GTAI am Stand des Unternehmens auf der CES. „Der Markt für autonom fahrende Mover hier in den Vereinigten Staaten ist groß, und wir erwarten ein starkes Wachstum.“

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