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Solarfelder wachsen in den USA 2023 wieder schnell
Der Zubau der Solarenergie nimmt 2023 Fahrt auf. Zusatzzölle hatten die Branche 2022 gebremst. Die inländische Produktion wird ausgebaut, doch die Importabhängigkeit bleibt groß.
30.06.2023
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Das Tempo beim Bau neuer Solarfelder hat in den USA 2023 deutlich angezogen. Ein Grund für den hohen Zuwachs ist der Nachholeffekt. Denn im Vorjahr musste die Branche bei der Kapazitätserweiterung mit einem Minus von 16 Prozent einen herben Rückschlag verkraften. Dies betraf vor allem großflächige Solarfelder der Energieversorger sowie andere gewerbliche und kommunale Solaranlagen. Dagegen setzte sich die Installation von Aufdachanlagen für Privathäuser in raschem Tempo fort.
Der Einbruch bei den gewerblichen Solaranlagen lag 2022 aber nicht etwa an einer rückläufigen Nachfrage; diese befand sich sogar auf einem besonders hohen Niveau. Allein schon die umfangreichen Steuergutschriften, die der Inflation Reduction Act (IRA) bereitstellt, hatten zu einem enormen Interessensanstieg geführt. Der Einbruch lag vielmehr an einem neuen Gesetz: dem Uyghur Forced Labour Prevention Act (UFLPA), der im Sommer 2022 in Kraft trat.
Seither hält die Zoll- und Grenzschutzbehörde CBP Einfuhrgüter zurück, deren Importeure nicht lückenlos dokumentieren können, dass ihre Ware keine Materialien enthält, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden. Bei Solarzellen geht es dabei insbesondere um Polysilizium.
Nach Inkrafttreten des UFLPA benötigten die Entwickler von Solarprojekten beziehungsweise deren Importeure gleich mehrere Monate, um sich auf die verschärfte Nachweispflicht einzustellen. Erst zum Jahreswechsel 2022/23 legten die Importe wieder zu, wie die Statistik zeigt.
Solarbranche nimmt 2023 Fahrt auf
Prompt wurde im 1. Quartal 2023 ein gehöriger Teil des Einfuhrstaus aus dem Vorjahr aufgelöst, und es kamen Solarmodule mit einer Gesamtkapazität von 12 Gigawatt auf den Markt. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr wurden Module mit einer Leistung von 29 Gigawatt importiert. Parallel dazu stiegen die Kapazitätserweiterungen bei Solarfeldern in den ersten drei Monaten 2023 um 6,1 Gigawatt, ein Plus von 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Bei den Aufdachanlagen für Privathäuser waren 2022 keine Rückgänge, sondern sogar Steigerungen von 40 Prozent zu verzeichnen gewesen. Der Grund dafür ist relativ einfach: 50 Prozent der hierfür verwendeten Solarmodule werden in den USA hergestellt, für die keine zusätzlichen Ursprungsnachweise zu erbringen sind.
Inländische Modulproduktion wird ausgebaut
Allerdings vereinen die inländischen Hersteller von Solarmodulen mit 9 Gigawatt vergleichsweise geringe Produktionskapazitäten auf sich. Doch sollen sie massiv ausgebaut werden. Auf mittlere Frist sind Fertigungslinien von 20 Gigawatt für Solarzellen und von 52 Gigawatt an Solarmodulen auf den Reißbrettern der Planer und Ingenieure.
Eines scheint aber schon heute klar zu sein, und zwar, dass selbst nach dem geplanten Kapazitätsausbau der Importbedarf an Solarzellen und -modulen weiterhin hoch ausfallen wird. Dies lässt sich relativ einfach veranschaulichen: Im Jahr 2023 befinden sich 60 Gigawatt neuer Solarfelder entweder schon in Betrieb oder werden gebaut beziehungsweise geplant, mit steigender Tendenz in den Folgejahren.
Zusatzzölle sollen China-Importe aufhalten
Nachdem sich die Importeure auf die neue Nachweispflicht gemäß UFLPA eingestellt hatten, droht ihnen neues Ungemach. Dieses Mal geht es um Anti-Umgehungszölle auf chinesische Solarmodule, die über Drittländer in die USA gelangen. Dem Vernehmen nach sollen diese Strafzölle spätestens ab Mitte 2024 anfallen.
So erließ das US-Handelsministerium im Dezember 2022 eine vorläufige Entscheidung in einem Umgehungsfall. Dabei stellte das Ministerium fest, dass gleich mehrere Unternehmen Zölle auf chinesische Solarzellen über Importe aus Drittstaaten umgangen haben sollen.
Die Einfuhrstatistik zeigt, dass das Gesetz UFLPA und selbst die angekündigten Maßnahmen gegen chinesische Solarzellen, die über Drittländer in die USA gelangen, erste Resultate zeigen. So sind die Importe aus China in den ersten vier Monaten 2023 auf vergleichbarer Vorjahresbasis um annähernd 27 Prozent gesunken.
Im Gegenzug haben die Einfuhren aus Indien um 4.300 Prozent zugelegt. Auch Länder wie Vietnam, Thailand und Kambodscha positionierten sich besser. Deutschland lag im besagten Zeitraum mit einem Lieferwert von 138 Millionen US-Dollar (US$) im amerikanischen Einfuhrranking auf Platz 12, nach Mexiko und vor Italien. Die gesamten Importe von Solarzellen stiegen in den ersten vier Monaten um fast 83 Prozent auf knapp 8,1 Milliarden US$ (Gesamtjahr 2022: 16,8 Milliarden US$).
Herkunftsland | 2021 | 2022 | Jan. bis April 2023 | Veränderung*) |
---|---|---|---|---|
Vietnam | 2.117,9 | 3.442,0 | 1.486,1 | 107,7 |
Thailand | 1.366,4 | 1.821,1 | 1.279,4 | 156,9 |
Malaysia | 2.812,1 | 2.438,3 | 988,2 | 24,7 |
Kambodscha | 222,4 | 783,0 | 681,6 | 456,9 |
Indien | 116,8 | 263,2 | 641,6 | 4.309,5 |
Korea | 931,8 | 1.422,3 | 610,5 | 140,3 |
Japan | 1.093,9 | 1.121,7 | 360,5 | -7,8 |
Taiwan | 597,4 | 844,0 | 291,0 | -3,7 |
Singapur | 296,3 | 495,5 | 232,8 | 124,7 |
China | 805,7 | 963,5 | 230,9 | -26,6 |
Voraussetzungen für Steuergutschriften teilweise noch unklar
Aber auch die Voraussetzungen für Steuergutschriften zum Bau von Solaranlagen, die der IRA gewährt, liegen längst noch nicht in allen Teilaspekten klar auf der Hand; zum Teil fehlt es an Durchführungsbestimmungen. Über Monate blieb zum Beispiel ungewiss, ob eine Montage von importierten Modulen in den USA ausreichen würde, um eine Steuergutschrift von 10 Prozent für das Gesamtprojekt zu erhalten.
Zumindest in dieser Frage hat das US-Finanzministerium für Klarheit gesorgt: So werden keine Steuergutschriften auf die Montage importierter Module gewährt. Und das Ministerium geht sogar noch weiter: Es müssen sowohl die Solarzellen als auch andere verbaute Komponenten wie Glas, Rahmen, Anschlusskästen und Verkapselungen sowie Wechselrichter im Inland hergestellt worden sein. Nur in einem solchen Fall würde sich ein Projekt gemäß den Domestic Content Requirements (DCR) für eine Steuergutschrift qualifizieren.
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