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US-Hersteller von Land- und Bautechnik optimistisch für 2022
Die deutschen Exporte von Bau- und Landmaschinen in Richtung USA ziehen 2021 stark an. Diese Aufwärtsentwicklung dürfte 2022 anhalten.
21.12.2021
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Die amerikanische Bau- und Landmaschinenindustrie blickt optimistisch in das Jahr 2022, wie eine Mitgliederbefragung des entsprechenden US-Verbands Association of Equipment Manufacturers (AEM) im Herbst 2021 ergab. Mehr als 80 Prozent der Branchenfirmen rechnen für 2022 mit einer starken Absatzentwicklung. Schon mit der Geschäftslage im Jahr 2021 zeigten sich beide Maschinenbausparten zufrieden.
Deutsche Exporteure von Bau- und Landmaschinen können mit ihren Verkäufen in den USA ebenfalls zufrieden sein. So sind die deutschen Lieferungen in den ersten zehn Monaten 2021 auf Basis des vergleichbaren Vorjahreszeitraums um etwa 32 Prozent angestiegen. Bei landwirtschaftlichen Bodenbearbeitungsmaschinen wurde sogar das Niveau aus dem letzten Vorkrisenjahr 2019 überboten.
HS-Position | Januar bis Oktober 2019 | Januar bis Oktober 2020 | Januar bis Oktober 2021 |
---|---|---|---|
8429 Baumaschinen | 444,0 | 285,0 | 376,9 |
8432 landwirtschaftliche Bodenbearbeitungsmaschinen | 42,9 | 50,8 | 68,6 |
8433 landwirtschaftliche Erntemaschinen | 487,0 | 335,8 | 445,5 |
Doch sieht sich die Bau- und Landmaschinensparte in den USA auch mit Problemen konfrontiert: Bis zu 80 Prozent der befragten Firmen haben Schwierigkeiten, Personalstellen zu besetzen, vor allem in der Produktion. Lieferkettenprobleme plagen sogar 95 Prozent der Unternehmen. Beim Kauf von Vorleistungsgütern, Investitionsmitteln und Rohstoffen haben die Maschinenbauer zudem galoppierende Preissteigerungen zu verkraften, die sie allerdings noch an ihre Abnehmer weiterreichen können.
Starke Nachfrage hält 2022 an
Insgesamt herrscht aber eine optimistische Grundstimmung in beiden Maschinenbausparten. Bis zu 74 Prozent der Firmen rechnen mit einer fortgesetzten Erholung der US-Wirtschaft im Jahr 2022. Zudem sind die Bauinvestitionen 2021 im Vorjahresvergleich laut AEM um 1,1 Prozent gestiegen, ein Wert, der 2022 auf 2,7 Prozent anwachsen dürfte. Damit würden die Bauausgaben des Jahres 2022 das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 übertreffen.
Im Jahr 2021 fließen für Bauvorhaben laut dem Verband 464 Milliarden US-Dollar (US$). Die mittelfristigen Bauplanungen sehen sogar Ausgaben von rund 743 Milliarden US$ vor. Alle derzeit laufenden und noch nicht abgeschlossenen Bauausschreibungen summieren sich auf einen Wert von rund 34 Milliarden US$, wogegen sich Projekte im Wert von gut 28 Milliarden US$ in der Vergabephase befinden. Wegen der Pandemie, aber auch wegen Personal- und Materialengpässen, wurden Vorhaben im Wert von 233 Milliarden US$ verschoben oder abgesagt.
Für den Bau von Nichtwohngebäuden, darunter Stromerzeugungsanlagen und -netze, werden 30 Prozent aller Investitionen aufgewendet, gefolgt von Transportprojekten mit 17 Prozent. Für die nahe bis mittlere Zukunft hellen sich die Geschäftsaussichten sogar noch auf: So rechnet Benjamin Duyck, AEM Director of Market Intelligence, damit, dass der Infrastructure Investment and Jobs Plan die Ausgaben für die Infrastruktur stark ankurbeln wird. "Die größten Auswirkungen werden 2022 und 2023 zu verzeichnen sein", so Duyck.
Agrarmaschinenbauer sind zukunftssicher
Die amerikanischen Landwirte befinden sich ebenfalls in einer wirtschaftlich starken Position, obwohl sie mit weniger staatlichen Fördermitteln als die Bauwirtschaft bedacht werden. "Das landwirtschaftliche Nettoeinkommen befindet sich 2021 auf dem höchsten Stand seit 2013", sagt Benjamin Duyck. Es sei 2020 um 19,6 Prozent gestiegen und werde 2021 um weitere 19,5 Prozent auf 113 Milliarden US$ anschwellen.
Die Hersteller von Agrarmaschinen richten sich folgerichtig auf eine anhaltend starke Nachfrage nach ihren Erzeugnissen auf dem US-Markt im Jahr 2022 ein. Besonders robust gestaltet sich der Absatz von Anbautechnik zur Bodenbearbeitung und zur Aussaat sowie Düngung, weiterhin von Meliorationstechnik sowie Traktoren.
Mit Blick auf 2022 erwarten 65 Prozent der AEM-Mitglieder ein überdurchschnittliches Absatzwachstum, 29 Prozent ein durchschnittliches Wachstum und 6 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Nachfrage aus. Kein einziges Unternehmen nimmt an, dass sich die Nachfrage im kommenden Jahr abschwächt.
Der Absatz von Landtechnik wird in den USA 2021 voraussichtlich um 21,2 Prozent anziehen. Im Jahr 2022 dürfte sich das Wachstum aufgrund des aktuell sehr starken Basiswertes auf 5,2 Prozent abschwächen, gefolgt von 3,4 Prozent im Jahr 2023, wie AEM prognostiziert.
Lieferketten bleiben 2022 unterbrochen
Mehr als 95 Prozent aller AEM-Mitglieder werden 2021 von Lieferkettenunterbrechungen geplagt. Zusätzlich gehen 72 Prozent von ihnen davon aus, dass sich die Probleme sogar noch vergrößern sowie weit in das Jahr 2022 hineinreichen. "Einige dieser Probleme könnten sogar bis 2023 andauern, zum Beispiel bei Halbleitern und Antrieben mit variabler Frequenz, die im Grunde jeder Hersteller verwendet", so der AEM.
Etwa 60 Prozent der Agrartechnikhersteller und 70 Prozent der Baumaschinenproduzenten erhöhen im 4. Quartal 2021 ihre Lagerbestände, was einen mengenmäßigen Anstieg um 15 Prozent im Vergleich zum 3. Quartal bedeutet.
OEM zu Preiskorrekturen gezwungen
Inflationäre Tendenzen werden die Preiskorrekturen bei Agrar- und Baumaschinen sogar noch beschleunigen. Die meisten Bau- und Landmaschinen waren im Zeitraum August 2019 bis August 2020 im Abgabepreis konstant geblieben. Doch änderte sich dieser Sachverhalt seit September 2020: Der allgemeine Verbraucherpreisindex stieg im Zwölfjahreszeitraum um 5,25 Prozent.
Zulieferteile für Landmaschinen verteuerten sich sogar um rund 12,7 Prozent, für Pflüge und Eggen sowie landwirtschaftliches Anbaugerät erfolgte ein Preisanstieg von 11 Prozent, Betonmischer und Straßenbautechnik zogen im Preis um rund 9,9 Prozent an, Maschinen zur Aussaat und Düngung verzeichneten eine Teuerungsrate von gut 8,1 Prozent.