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In den Emiraten boomt der Markt für Labortechnik
Die Vereinigten Arabischen Emirate sind auf Einfuhren von Labortechnik angewiesen. Deutsche Hersteller sind gut aufgestellt.
10.06.2024
Von Heena Nazir | Dubai
Der Markt für Laborausrüstung in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) erlebt ein starkes Wachstum. Das Marktforschungsunternehmen Grand View Research prognostiziert, dass der Umsatz der Branche von 1,1 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2023 bis 2027 auf 1,5 Milliarden US$ expandieren wird. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von über 7 Prozent. Optimistische Äußerungen von Branchenexperten bei der Labortechnikmesse ArabLab im September 2023 unterstreichen die positiven Zukunftsaussichten. Zentrale Wachstumstreiber sind Labordienstleistungen, der Öl- und Gassektor sowie Forschung und Entwicklung.
Markt für Labordienstleistungen wächst
Die VAE wollen sich als Outsourcing-Standort für Labortests, diagnostische Experimente und Forschung etablieren. Damit steigt die Nachfrage nach analytischen und labortechnischen Instrumenten. Das Marktanalyseinstitut Transparent Research prognostizierte 2021 für klinische Labordienstleistungen ein Marktvolumen von 2,6 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2025. Dies würde ein Wachstum von 86 Prozent gegenüber 2016 bedeuten. Deutschen Anbietern eröffnen sich damit vielversprechende Geschäftschancen.
Regierung will Investitionen in Forschung und Entwicklung ankurbeln
Seit 2013 sind die Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) in den VAE um rund 60 Prozent gestiegen. Branchenschätzungen zufolge erreichten diese Ausgaben im Jahr 2023 rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Damit nimmt der Golfstaat gemeinsam mit Saudi-Arabien eine Spitzenposition in der Region ein.
Dennoch besteht im globalen Vergleich noch Aufholbedarf, insbesondere gegenüber Innovationsführern wie Israel und Südkorea. Diese Länder hatten im Jahr 2023 etwa 5,6 Prozent beziehungsweise 4,9 Prozent ihres BIP für F&E ausgaben.
Die Entwicklung von F&E spielt eine zentrale Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der VAE. Die Regierung will deshalb den Sektor gezielt fördern. Als zentrales Element der nationalen Diversifizierungsstrategie fördert sie Innovationen in Schlüsselbereichen wie erneuerbare Energien, Gesundheitswesen und digitale Technologien. Mit Initiativen wie der Dubai Industrial Strategy 2030 und der Abu Dhabi Vision 2030 wollen die Emirate ein attraktives Umfeld für Start-ups und globale Unternehmen schaffen und sich als regionales Innovationszentrum etablieren.
Ein Beispiel ist der Mohammed Bin Rashid Innovation Fund (MBRIF). Mit dem "Innovation Accelerator"-Programm und dem "Guarantee Scheme" bietet der Fonds umfassende Unterstützung für innovative Projekte. Innovatoren aus aller Welt können sich bewerben. Die Erfolgsaussichten sind gut, insofern sie innovative Lösungen bieten, die die wirtschaftliche Entwicklung der VAE begünstigen können. Es existieren keine Einschränkungen zur Herkunft teilnehmender Unternehmen. Allerdings sind bislang keine deutschen Innovatoren bekannt, die Unterstützung erhalten oder erhalten haben.
Förderprogramme des Mohammed Bin Rashid Innovation Fund
- Innovation Accelerator:
Richtet sich an hochinnovative Unternehmer weltweit und bietet nichtfinanzielle Unterstützung. Es umfasst Dienstleistungen für die Bedürfnisse der Innovatoren und bietet Zugang zu einem Netzwerk von Coaches und Branchenexperten.
- Guarantee Scheme:
Bietet finanzielle Unterstützung über flexible, staatlich unterstützte Kreditgarantien für innovative Unternehmen in der Wachstumsphase. Dies ermöglicht den Unternehmen, ihre Eigenkapitalanteile zu behalten, während sie finanzielle Förderung für ihre Expansion erhalten.
Der Aufbau einer starken Forschungskultur und die Gewinnung und Bindung von Talenten bleiben wichtige Herausforderungen für die VAE. Die Regierung will günstigere Rahmenbedingungen schaffen und private Unternehmen zu mehr F&E-Aktivitäten motivieren. Damit dürften auch die Bedarfe für Analyse-, Bio- und Labortechnik wachsen.
Expansion im Öl- und Gassektor dürfte Nachfrage beflügeln
Auch wenn die Regierung die Diversifizierung vorantreibt, wird der Ölsektor in absehbarer Zukunft weiterhin eine Schlüsselposition in der Wirtschaft einnehmen. Im Jahr 2023 trug er rund 30 Prozent zum BIP bei. Das Land kündigt hohe Investitionen in den Sektor an. Das staatliche Unternehmen Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) kündigte an, von 2022 bis 2026 rund 127 Milliarden US$ investieren. Die Produktionskapazität soll von aktuell 3,8 Millionen auf 5 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2030 steigen.
ADNOC verfolgt die Strategie, auch die inländische Gasversorgung auszubauen und die Einnahmen durch den Export von Gas zu erhöhen. Das Unternehmen treibt Schlüsselprojekte wie die Entwicklung der Offshore-Gasfelder Hail und Ghasha voran. Die Projekte erfordern Investitionen von mehr als 17 Milliarden US$. Ein Teil des zusätzlichen Gases soll die geplante neue Flüssiggas-Exportanlage in Ruwais speisen, deren Fertigstellung bis 2028 anvisiert ist.
Technisch anspruchsvolle Geräte gefragt
Der Markt für Analyse-, Bio- und Labortechnik ist stark abhängig von Importen. Dabei entspricht der Importwert in etwa dem Marktvolumen. Hauptsächlich werden technisch anspruchsvolle Geräte eingeführt. Der Golfstaat importierte im Jahr 2022 Analyse-, Bio- und Labortechnik im Wert von 652,3 Millionen US$ und legte damit um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Die VAE lagen im regionalen Vergleich bei den Einfuhren damit auf Platz 2 nach Saudi-Arabien mit einem Importwert von rund 800 Millionen US$.
Größte Einfuhrpositionen waren Einrichtungen, Maschinen, Apparate und Geräte zur Kälteerzeugung, ohne Wärmepumpen und Untersuchungsgeräte für Gase und Rauch sowie Instrumente für physikalische und chemische Untersuchungen, die optische Strahlen verwenden.
Deutschland ist Top 3 Lieferant
Laut Eurostat stiegen die Einfuhren aus Deutschland im Jahr 2023 um 47 Prozent auf rund 139 Millionen Euro. Damit zählt die Bundesrepublik zu den führenden Lieferanten der VAE im Bereich der Analyse, Bio- und Labortechnik, hinter den USA und China.
Mit etwa 70 Prozent war der Anstieg bei Untersuchungsgeräten für Gase und Rauch besonders stark. Die VAE importierten Geräte dieser Kategorie für 17 Millionen Euro. Mikrotome sowie Teile und Zubehör verbuchten einen Zuwachs von 46 Prozent auf 24 Millionen Euro. Lieferungen von Instrumenten für physikalische und chemische Untersuchungen, die optische Strahlen nutzen, vermeldeten ein Plus von 45 Prozent auf 32 Millionen Euro.