Zollbericht Vietnam Zolltarif, Einfuhrzoll
Zölle und Einfuhrabgaben
In der Regel ist an die Wareneinfuhr die Erhebung von Zöllen und Einfuhrabgaben geknüpft.
20.02.2025
Von Jürgen Huster | Bonn
Zolltarif und Importzoll
Der vietnamesische Zolltarif basiert auf der aktuellen gemeinsamen Harmonisierten Nomenklatur der Zolltarife der ASEAN-Staaten ("ASEAN Harmonized Tariff Nomenclature – AHTN 2022"). Diese mit achtstelligen Codes versehene Nomenklatur hat als Grundlage das internationale Warenverzeichnis des Harmonisierten Systems zur Bezeichnung und Codierung der Waren (HS).
Bei den aufgeführten Zollsätzen handelt es sich ausschließlich um Wertzollsätze (in Prozent ad valorem), das heißt der Zoll wird vom Zollwert berechnet. Dieser ist im Rahmen eines Kaufgeschäftes grundsätzlich der Transaktionswert als der für die Waren gezahlte oder zu zahlende Preis. Hierbei sind die Beförderungs- und Versicherungskosten bis zur Einfuhrzollstelle hinzuzurechnen, sofern sie nicht bereits im Kaufpreis enthalten sind. Grundsätzlich akzeptiert die vietnamesische Zollverwaltung den Wert CIF (Cost, Insurance and Freight) der internationalen Lieferbedingungen als Zollwert.
Die aktuellen Regelzollsätze (Meistbegünstigung – MFN) für Waren mit Ursprung in Ländern der WTO wurden mit Verordnung 26/2023/ND-CP der vietnamesischen Regierung vom 31. Mai 2023 verfügt (zuletzt geändert durch 144/2024/ND-CP). Demnach gelten für Maschinen, Ausrüstungen und Geräte aus den HS-Kapiteln 84, 85 und 90 Importzollsätze von 0 bis 20 Prozent. Für komplette Personenkraftwagen (aus 87.03) gelten Zollsätze von bis zu 70 Prozent.
In Kapitel 98 des Importzolltarifs sind diejenigen Waren aufgeführt, deren besondere Verwendung eine tarifliche Zollbegünstigung erlaubt. So können zum Beispiel bestimmte Eisen- und Stahlwaren zur Verwendung in der Reifenherstellung sowie bestimmte Vormaterialien für die Herstellung von Waren der Informationstechnologie zollbegünstigt eingeführt werden. Darüber hinaus sind in Kapitel 98 die Vorschriften für die Einfuhr von Teilen und Komponenten für die Montage von Kraftfahrzeugen enthalten.
Präferenzzollsätze für EU-Ursprungswaren
Im Rahmen des im Jahr 2020 in Kraft getretenen Freihandelsabkommens der EU mit Vietnam (EVFTA) gewährt Vietnam Ursprungswaren der EU umfangreiche Zollbegünstigungen. Für die Mehrzahl von Maschinen, Ausrüstungen und Geräten aus den HS-Kapiteln 84, 85 und 90 gilt nach einem stufenweisen Zollabbau seit Anfang 2025 Zollfreiheit.
Als Ursprungsnachweis für EU-Exporteure gilt das vereinfachte Selbstzertifizierungsverfahren des Registrierten Ausführers (REX), wobei nach Registrierung in der hierfür eingerichteten Datenbank der Exporteur eine Ursprungserklärung nach vorgeschriebenem Wortlaut auf der Handelsrechnung abgibt. Nicht Registrierte Ausführer können bis zu einem Gesamtwarenwert von bis zu 6.000 EUR eine Ursprungserklärung nach vorgeschriebenem Wortlaut abgeben.
Sonderverbrauchsteuer
Die Einfuhr bestimmter steuerpflichtiger Waren unterliegt der vietnamesischen Sonderverbrauchsteuer ("Special Consumption Tax – SCT"). Zu dem Warenkreis zählen Tabakerzeugnisse, alkoholische Getränke, Personenkraftfahrzeuge, Mineralölerzeugnisse, bestimmte Klimaanlagen und Spielkarten. Besteuerungsgrundlage ist bei Importen grundsätzlich der Zollwert der Waren zuzüglich der Abgabe "Zoll". Im Falle des Weiterverkaufs der verbrauchsteuerpflichtigen Importware durch Handelsunternehmer wird diese Steuer grundsätzlich noch einmal zum Zeitpunkt des Verkaufs erhoben. Bemessungsgrundlage ist der Verkaufspreis des Handelsunternehmers, die bei der Einfuhr erhobene SCT wird dem Unternehmer vergütet.
Steuergegenstand | Steuersatz (in Prozent) |
---|---|
Zigaretten, Zigarren and andere Tabakzubereitungen | 75 |
alkoholhaltige Getränke mit einem Alkoholgehalt von 20 Degrees Proof oder mehr | 65 |
alkoholhaltige Getränke mit einem Alkoholgehalt von weniger als 20 Degrees Proof | 35 |
Bier | 65 |
Personenkraftfahrzeuge | 1 - 150 |
Krafträder mit einem Hubraum von mehr als 125 cm³ | 20 |
Luftfahrzeuge | 30 |
Yachten | 30 |
verschiedene Mineralölerzeugnisse, Kraftstoffe | 7 - 10 |
Mehrwertsteuer
Warenlieferungen im vietnamesischen Steuergebiet bzw. die Einfuhr unterliegen grundsätzlich der vietnamesischen Mehrwertsteuer (VAT). Der in Vietnam mehrwertsteuerpflichtig registrierte Unternehmer ist zum Vorsteuerabzug berechtigt. Bemessungsgrundlage bei Importen ist der Zollwert zuzüglich sämtlicher Einfuhrabgaben (außer der Mehrwertsteuer selbst).
Der zurzeit reduzierte Normalsteuersatz beträgt 8 Prozent (zunächst bis Juni 2025). Chemische Erzeugnisse, Waren der Informationstechnologie sowie Waren, die der Sonderverbrauchsteuer unterliegen, werden weiterhin mit 10 Prozent versteuert.
Daneben besteht ein ermäßigter Steuersatz von 5 Prozent unter anderem für mineralische oder chemische Düngemittel, Insektizide, Rodentizide, Fungizide, Herbizide sowie Keimhemmungsmittel und Pflanzenwuchsregulatoren, bestimmte landwirtschaftliche Maschinen und Ausrüstungen, bestimmte medizinische Ausrüstungen und Instrumente sowie Verbandsmaterial, Arzneimittel und Grundstoffe zur Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen, Lehr- und Lernmittel, Laborausrüstungen und Instrumente sowie Spielwaren für Kinder.
Von der Mehrwertsteuer befreit sind die Einfuhr von bestimmten Maschinen und Ausrüstungen, die nicht im Land produziert werden und als Anlagevermögen von Unternehmen gelten oder die zu Forschungs- und Entwicklungszwecken importiert werden.
Umweltsteuer (Environmental Protection Tax)
Für das Inverkehrbringen und die Einfuhr von umweltbelastenden Stoffen und Zubereitungen wie Mineralölerzeugnisse (Kraft- und Schmierstoffe), Kohle, HCFC-Lösungen, Kunststofftüten und –verpackungen, bestimmten Herbiziden und Holzschutzzubereitungen wird eine Umweltsteuer mit spezifischen Steuersätzen erhoben.
Handelspolitische Rechtsmittel (trade remedies)
Vietnam wendet diese im Rahmen der Mitgliedschaft in der WTO unter bestimmten Voraussetzungen erlaubten Maßnahmen für bestimmte Importe an. So erhebt Vietnam zusätzliche Antidumpingzölle unter anderem für bestimmte Möbel mit Ursprung in China, Schweißmaterialien mit Ursprung in China, Malaysia und Thailand sowie Polyestergarne mit Ursprung in China, Indonesien, Indien und Malaysia.
Exportzölle
Für bestimmte Rohstoffe und Halbfertigerzeugnisse wird bei der Ausfuhr ein Exportzoll erhoben. Zu dem Warenkreis zählen unter anderem bestimmte Steine und Erden, Erze, Kohle und Erdöl, Oxide von Metallen, rohe Häute und Felle, Rohholz und gesägtes Holz, Edelsteine sowie bestimmte unedle Metalle. Der Exportzollsatz liegt je nach Verarbeitungsgrad der Ware zwischen 5 und 40 Prozent.