Branchen | Westafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen
Viele Akteure in Westafrikas Nahrungsmittelindustrie
Private investieren in die Verarbeitung von Geflügel, Fisch, Gemüse und Obst. Internationale Gebermittel fließen in die Ernährungssicherung.
05.06.2024
Von Corinna Päffgen, Wolfgang Karg | Accra, Abidjan
Nigeria: Ausbau von Verarbeitungskapazitäten trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage
Die angespannte wirtschaftliche Lage macht Unternehmen in Nigeria zu schaffen. Vor allem die starke Abwertung der lokalen Währung Naira hat zu großen Währungsverlusten geführt. Entsprechend ist insgesamt ein Rückgang der Investitionen zu verzeichnen.
Das spanische Unternehmen GB Foods hat im Bundesstaat Kebbi im Norden Nigerias neben einer Tomatenplantage die zweitgrößte Tomatenverarbeitungsfabrik zur Herstellung von Tomatenkonzentrat eingeweiht. Etwa 14 Millionen US-Dollar (US$) hat das Unternehmen in den Bau der Anlage investiert, die pro Tag 650 Tonnen Tomatenpaste produzieren kann. Die heimische Tomatenproduktion kann trotz Steigerung von 1,8 auf 2,3 Millionen Tonnen innerhalb von zwei Jahren die lokale Nachfrage von 3 Millionen Tonnen pro Jahr nicht bedienen.
Im Bundesstaat Ogun hat das Unternehmen ReelFruit die größte Trockenobstfabrik Nigerias in Betrieb genommen. Die 2,5 Millionen-US$-Fabrik kann 800 Tonnen pro Tag verarbeiten. Jährlich produziert das Land Millionen Tonnen von Früchten wie Mango, Papaya, Ananas und Avocados. Ein Großteil kann dabei wegen schlechten Marktzugangs und unzureichenden Lagermöglichkeiten nicht verwendet werden. Die Nachernteverluste werden auf rund 30 Prozent geschätzt.
Das Gastronomieunternehmen Sundry Foods plant sechs neue Filialen ihrer Kilimanjaro-Restaurants. Sundry Foods betreibt bereits 194 Filialen, u.a. in den Bundesstaaten Lagos, Kaduna, Delta, Abia und Edo.
Die nigerianische Regierung hat eine Absichtserklärung mit der US-amerikanischen Firma John Deere über die Lieferung von 2.000 Traktoren jährlich über einen Zeitraum von fünf Jahren unterzeichnet. Mit diesen soll u.a. Zentren für die Mechanisierung der Landwirtschaft aufgebaut werden. Nach wie vor wird in Nigeria überwiegend Subsistenzbau mit geringerem Mechanisierungsgrad betrieben. Finanziert wird das 995 Millionen-US$-Projekt von der Deutschen Bank.
Liberia, Sierra Leone und Gambia: Gebermittel fließen in den Agrarsektor und Wasserabfüllung
Das Unternehmen Afropa, das in Liberia und Sierra Leone tätig ist, erhält von der International Finance Corporation ein Darlehen über 20 Millionen US$. Die Firma ist im Bereich Herstellung und Vertrieb von Getränken und Lebensmitteln aktiv. Mit dem Kredit möchte das Unternehmen in Liberia den Ausbau der Kapazitäten für die Abfüllung von Trinkwasser ausbauen und in Sierra Leone seine Wasserabfüllanlage modernisieren. Dabei sollen in beiden Werken Solaranlagen installiert werden. Insgesamt schaffen beide Projekte bis zu 1.000 Arbeitsplätze.
Die afrikanische Entwicklungsbank hat für das laufende Projekt "Landwirtschaft und Ernährungssicherheit" in Gambia weitere 12 Millionen US$ bewilligt. Bislang sind 18 Millionen US$ in das Projekt geflossen. Mit dem Geld wird durch Training und die Bereitstellung von Betriebsmitteln die Produktion von Erdnüssen, Reis, Mais, Hirse und Erbsen gefördert. Zudem wird der Privatsektor im Bereich Vieh- und Milchwirtschaft sowie Fischerei unterstützt.
Senegal und Benin: Ausbau der Fischverarbeitung
Japan finanziert Projekte im Fischereisektor in der Casamance im Süden des Senegal. Mit umgerechnet 1,8 Millionen US$ soll die Infrastruktur der Fischerei verbessert werden, vor allem in den Städten Cap Skirring, Elinkine, Fanda, Goudomp, Niaguiss und Ziguinchor. Von Investitionen in Kühltechnik und Verarbeitungsanlagen ist auszugehen. Außerdem sollen Anlagen zur Trocknung und Räucherung errichtet werden. Die informelle Fischerei trägt mit etwa 450.000 Tonnen pro Jahr zu etwa 80 Prozent zur lokalen Fischversorgung im Senegal bei.
Auch in Benin fließen Investitionen in den Ausbau der Fischerei. Die Niederlande haben dafür umgerechnet 78 Millionen US$ zugesagt. In der Hauptstadt Coconou soll damit ein neuer Fischereihafen in Xwlacodji errichtet werden, einem der 15 Viertel der Millionenstadt. Moderne Kühl- und Verarbeitungsanlagen sollen bis Ende 2025 auf einem acht Hektar großen Gelände entstehen.
Senegal: Investition in Produktion von Tierfutter vereinbart
Gemeinsam mit dem südkoreanischen Unternehmen Dr. Kahn will African Agriculture Holdings (AAGR) aus den USA den Anbau von Luzerne als Tierfutter im Senegal vorantreiben. Dazu sind Investitionen in Landwirtschafts- und Verarbeitungsmaschinen geplant. Die genaue Investitionssumme ist nicht bekannt. Das Tierfutter soll im Senegal zunächst auf 700 Hektar angebaut werden. Das börsennotierte US-Unternehmen arbeitet bei seinen Projekten mit Mitteln der Venture Capital- und Investmentfirma 10X Capital Venture Acquisition Corp zusammen.
Niger: Ausbau der Zuckerproduktion geplant
Das Unternehmen Arake Industrie Niger (Ari Niger) erhielt von der Regierung des Landes den Auftrag für die Produktion von Zucker. Dazu soll Zuckerrohr um Dioundiou in der Region Dosso angebaut werden und zu Zucker, Saft und Viehfutter verarbeitet werden. Rund 260 Arbeitsplätze sollen entstehen. Niger will mit der Initiative seine Abhängigkeit von Zuckerimporten verringern.