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Special Westafrika Stromübertragung, -verteilung, Netze

Westafrikanischer Stromverbund soll Energieversorgung verbessern

Der Aufbau eines zuverlässigen Stromnetzes und eines gemeinsamen Strommarktes für die Region ist das Ziel des West African Power Pool (WAPP).

Von Wolfgang Karg, Corinna Päffgen | Abidjan, Accra

In vielen Ländern Westafrikas ist die unzuverlässige Stromversorgung ein großes Entwicklungshemmnis. Nur rund 50 Prozent der lokalen Bevölkerung hat kontinuierlichen Zugang zu Elektrizität. Die wichtigste Energiequelle ist oftmals Biomasse, wie Brennholz oder Kohle. Dort wo Strom verfügbar ist, muss aufgrund regelmäßiger Stromausfälle oft auf teure Dieselgeneratoren zurückgegriffen werden. Unabhängig davon wird sich nach Einschätzung von IRENA der Energiebedarf afrikanischer Volkswirtschaften bis 2040 verdoppeln, da die Bevölkerung wächst, der Lebensstandard steigt und die Industrie ausgebaut wird.

Zwischenstaatliche Kooperation soll Netzinfrastruktur verbessern

Um den wachsenden Energiebedarf zu decken und den Zugang zu Elektrizität in Westafrika zu erhöhen, haben die Staaten der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) - mit Ausnahme des Inselstaats Kap Verde - Ende 1999 den gemeinsamen Stromverbund WAPP mit Sitz in Cotonou (Benin) gegründet. Durch eine grenzüberschreitende Stromversorgung und einen gemeinsamen Markt sollen Kosten gesenkt und die Zuverlässigkeit der Versorgung in der Region erhöht werden. Seitdem bauen nicht nur die einzelnen Länder stetig ihre Übertragungsnetze aus, auch der Ausbau von grenzüberschreitenden Leitungen geht voran.

Die Erzeugungskapazitäten der Länder variieren stark. Zu den größten Stromerzeugern in der Region gehören Nigeria, Ghana und Côte d'Ivoire. Die drei Ländern produzieren etwa 85 Prozent des gesamten generierten Stroms in Westafrika und sind gleichzeitig die Länder, die den Strom in die Nachbarländer exportieren.

Der Strommix der Länder wird von fossilen Brennstoffen dominiert. Mehr als 70 Prozent der Elektrizität wird in Wärmekraftwerken erzeugt, die mit Gas oder Öl betrieben werden. Etwa ein Viertel des Stroms stammt aus Wasserkraftwerken, wohingegen Solar- und Windenergie bislang weniger als 1 Prozent am Strommix ausmachen.

Strommix ausgewählter Länder in Westafrika (2020)

Nigeria

Ghana

Côte d'Ivoire

Jährlich produzierte Elektrizität (in Terawattstunden)

33,3

19,7

11,0

Anteil der Stromproduktion aus fossilen Energieträgern (in Prozent)

78,5

58,8

69,4

Anteil der Stromproduktion aus Wasserkraft (in Prozent)

21,5

37,0

30,4

Anteil der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien (in Prozent)

0,0

0,2

0,0

Spannung der Höchstspannungsleitung beim Übertragungsnetzbetreiber (in Kilovolt)

330

330

330

Quelle: International Energy Agency 2022

Integration aller ECOWAS-Länder bis Ende 2022 geplant

Bislang sind 13 Länder in Westafrika durch Interkonnektoren miteinander verbunden. Diese Länder wiederum sind in drei Blöcken untereinander verknüpft. So bilden Nigeria, Niger und Teile von Togo und Benin einen Block im Osten der Region. Ghana, Côte d'Ivoire, Liberia, Sierra Leone, Guinea, Burkina Faso, Teile von Mali und Teile von Togo und Benin bilden einen mittleren Block. Im Westen sind Gambia, Senegal und Teile von Mali miteinander verbunden. Zudem existieren grenzüberschreitende Leitungen nach Mauretanien. Noch gar nicht im Stromverbund integriert ist Guinea-Bissau.

Die drei existierenden Blöcke sollen durch den Bau weiterer Interkonnektoren bis Ende 2022 miteinander verbunden werden. Die sich derzeit im Ausbau befindliche sogenannte Coastal-Backbone-Line ist eine 330 kV Leitung und wird den mittleren Block mit dem östlichen Block verbinden. Das sogenannte OMVG Projekt integriert mit einer fast 2.000 km langen 225 kV Leitung Guineau Bissau mit den Ländern des westlichen Blocks. Das CLSG-Vorhaben verknüpft den mittleren mit dem östlichen Block und ist bereits fertiggestellt. Finanziert werden die Vorhaben von der Afrikanischen Entwicklungsbank und weiteren Gebern, unter anderem vom EU-Africa Infrastructure Fund. Geplant ist zudem eine Unterwasserleitung nach Kap Verde, um den Inselstaat in den Verbund zu integrieren.

Neben den Hauptleitungen befinden sich weitere Vorhaben im Bereich der Übertragung, aber auch im Bereich der Stromerzeugung in der Umsetzung und in Planung.

Mehr Strom aus Solarenergie und Wasserkraft

Der von fossilen Brennstoffen dominierte Strommix soll künftig grüner werden. Viele Länder in der Region, wie Ghana und Nigeria, planen bis 2050 bzw. 2060 klimaneutral zu werden. Im Rahmen des Projekts "Solar Development in Subsaharan Africa" der Weltbank errichtet der WAPP derzeit Solarparks in Mali und Gambia mit einer Leistung von jeweils 150 MW. Geplant sind weitere Solarparks in Burkina Faso und Niger. In der Elfenbeinküste sollen im Rahmen des Scaling Solar-Programms der Weltbank unter anderem zwei Solarparks mit einer gemeinsamen Leistung von 60 MW entstehen. 

Daneben gewinnt Wasserkraft in Westafrika weiter an Bedeutung und könnte zunächst weiterhin den größten Anteil an den erneuerbaren Energien erzeugen. In Côte d'Ivoire hat Sinohydro aus China den bislang größten Staudamm Westafrikas mit einer Leistung von 275 MW in Soubre fertiggestellt. Beteiligt an dem Projekt war Tractebel Engineering aus Frankreich. Als leistungsstärkstes Wasserkraftwerk Westafrikas dürfte Soubre 2023 vom Nachtigal-Damm in Kamerun mit einer Leistung von 420 MW abgelöst werden. 

Eine Reihe anderer Vorhaben zum Bau von Wasserkraftwerken befinden sich in der Umsetzung. Am Fluss Bandama in der Elfenbeinküste baut Eiffage Energie Systèmes den Singrobo-Staudamm mit einer geplanten Leistung von 44 MW unter Beteiligung des amerikanischen Konzerns General Electric. Im Senegal wird am Gambia Fluss ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 128 MW gebaut. Federführend bei dem Sambangalou-Projekt sind der französische Energiekonzern Vinci und Andritz Hydro. In Liberia entsteht am St. Paul Fluss ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 150 MW.

Strommarkt noch im Aufbau

Neben des Ausbaus der Infrastruktur ist die Schaffung eines wettbewerbsfähigen Strommarktes Ziel des WAPP. Derzeit befindet sich die Umsetzung noch in der ersten von drei Phasen. Marktteilnehmer des gemeinsamen Strommarktes sind die Stromerzeugungs- und Übertragungsunternehmen der teilnehmenden Länder. Dabei können bilaterale Verträge zwischen den Teilnehmern von jeweils benachbarten Ländern abgeschlossen werden. Ziel ist der Handel zwischen Unternehmen auch von nicht benachbarten Ländern sowie die Einrichtung eines offenen und kompetitiven Strommarkts.

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