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Wirtschaftsausblick | Ghana

Ghanas neue Regierung arbeitet an der wirtschaftlichen Trendwende

Der neue Präsident will mit Reformen die unter Druck stehende Wirtschaft in Ghana ankurbeln. Wichtig ist der baldige Abschluss der Verhandlungen zur Restrukturierung der Schulden.

Von Corinna Päffgen | Accra

Top-Thema: Erwartungen an die neue Regierung sind groß

Von Ghanas neuer Regierung wird nicht weniger als die Überwindung der seit 2022 anhaltenden Schulden- und Wirtschaftskrise, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Stabilisierung der lokalen Währung Cedi erwartet. Viel Zeit hat sie dafür nicht: Die allgemeine Unzufriedenheit aufgrund der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten und des sich verschlechternden Geschäftsklimas ist groß.

Die Voraussetzungen für die zügige Umsetzung von Reformen sind gut: John Mahama hat mit seiner Partei National Democratic Congress (NDC) im Dezember 2024 mit einem erdrutschartigen Sieg sowohl die Präsidentschafts- als auch die Parlamentswahlen für sich entschieden. Die NDC sicherte sich mit 183 der insgesamt 275 Sitze im Parlament eine komfortable Mehrheit.

Reformen sollen Impulse setzen

In seiner Antrittsrede kündigte Mahama den Fokus auf vier Schlüsselbereiche an: Wiederbelebung der Wirtschaft, Verbesserung des Geschäfts- und Investitionsumfelds, gute Regierungsführung und Verfassungsreformen sowie Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung.

Einen Maßnahmenkatalog für die ersten 120 Tage seiner Amtszeit hat Mahama bereits vorgestellt. Dieser sieht unter anderem die Abschaffung bestimmter Steuern und Abgaben, die Auflegung neuer Förderprogramme und die Einrichtung einer Task-Force vor, die mit Fachleuten und Wirtschaftsvertretern aus verschiedenen Branchen besetzt werden soll. Mit der Initiative einer „24-Stunden-Wirtschaft“ will Mahama durch eine Ausweitung von Geschäfts- und Produktionszeiten Ghana in eine importsubstituierende und exportorientierte Wirtschaft umbauen. Unternehmen aber auch öffentliche Einrichtungen wie Häfen und bestimmte Behörden sollen Teil der "24-Stunden- Wirtschaft" werden. Als Anreize locken Steuererleichterungen, bessere Stromtarife sowie finanzielle Förderungen für lebensmittelverarbeitende und Fertigungsbetriebe.

Der fiskalische Spielraum bleibt allerdings einschränkt. Als ersten Schritt zur Einsparung von Kosten hat Mahama die Anzahl der Ministerien von vorher 30 auf 23 reduziert. Andererseits will er unter anderem mehr Mittel für Infrastrukturprojekte bereitstellen, deren Finanzierung noch weitgehend ungeklärt ist. Ob der wirtschaftliche Befreiungsschlag bald erreicht werden kann, bleibt also abzuwarten.

Ende des Zahlungsausfalls ist absehbar

Seit Dezember 2022 befindet sich Ghana im Zahlungsausfall und hat keinen Zugang zu den internationalen Finanzmärkten. Bei den Verhandlungen zur Umstrukturierung der Schulden konnte Ghana mit den beiden größten Gläubigergruppen - Eurobond-Inhaber und Gläubiger bilateraler Schulden - bereits Einigungen erzielen. Beobachter gehen davon aus, dass auch mit den übrigen Gläubigern Anfang 2025 Einigungen erzielt werden können. Damit wäre der Zahlungsausfall Ghanas beendet und der Zugang zu internationalen Finanzmärkten wieder möglich.

Wirtschaftliche Entwicklung: Leichte Verbesserung der Konjunktur für 2025 erwartet

Der Internationale Währungsfonds (IMF) erwartet für 2025 ein reales Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) von 4,4 Prozent. Analysten der Economist Intelligence Unit (EIU) rechnen sogar mit einem Plus des BIP von 5,3 Prozent. Die Wachstumsprognosen gehen vor allem von verstärkten Aktivitäten im Goldbergbau und im Öl- und Gassektor sowie daraus resultierenden steigenden Exporterlösen aus. Aber auch in anderen Branchen erwarten Analysten wieder mehr Dynamik. Im Industriesektor haben vor allem das produzierende Gewerbe und die Bauwirtschaft gute Aussichten. Im Dienstleistungssektor sticht die IKT-Branche positiv hervor und wird diesen Trend weiter fortsetzen.

Im Agrarsektor schwächelt derzeit der Kakaosektor: Schlechte Wetterverhältnisse und Krankheiten wie die Cocoa Swollen Shoot Disease (CSSD) hatten die Ernte der letzten Saison um fast 40 Prozent einbrechen lassen. Durch das knappere Angebot war der Kakaopreis auf eine Rekordhöhe von 10.000 US-Dollar (US$) pro Tonne (Stand: April 2024) geklettert. Anfang Januar 2025 kostete die Tonne über 9.000 US$. Für die laufende Saison erwarten die Kakaobauern aufgrund günstigerer Wetterverhältnisse eine leichte Erholung. Dies dürfte sich allerdings erst im nächsten Jahr in den Preisen widerspiegeln.

Ghana kann Handelsüberschuss weiter ausbauen

Nach einem kürzlich veröffentlichten Report der Bank of Ghana überstiegen im Jahr 2024 die Exporte (20,2 Milliarden US$) die Importe (15,2 Milliarden US$) um 4,98 Milliarden US$. Top-Exportgut war Gold, dessen Exporterlöse von 7,6 Milliarden US$ in 2023 auf 11,6 Milliarden US$ zulegen konnten. Insgesamt sind die Exporte im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent gestiegen, die Importe im gleichen Zeitraum um 8,5 Prozent. Damit konnte Ghana den Außenhandelsbilanzüberschuss um fast 2,3 Milliarden US$ steigern. 

Investoren sind zurückhaltend

Insgesamt sind die Auswirkungen der Wirtschafts- und Schuldenkrise auf das Geschäftsumfeld groß. Entsprechend fällt die Zurückhaltung bei neuen Aktivitäten aus. Nach dem UNCTAD-Investment Report 2024 erreichten im Jahr 2023 die ausländischen Direktinvestitionen eine Höhe von 1,35 Milliarden US$. Dies ist ein erneuter Rückgang: Bereits im Vorjahr 2022 sind die ausländischen Direktinvestitionen von 2,4 Milliarden US$ auf 1,5 Milliarden US$ gesunken. Damit liegt Ghana in Westafrika hinter Senegal, Nigeria und Côte d'Ivoire auf Rang vier.

Deutsche Perspektive: Exporte nach Ghana steigen wieder leicht

Die deutschen Exporte konnten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nach mehreren Jahren des Rückgangs im Jahr 2024 wieder zulegen. Von Januar bis einschließlich November 2024 betrugen die deutschen Ausfuhren 275 Millionen Euro, die Exporte des Gesamtjahres 2023 lagen bei 251 Millionen Euro. Ghana ist nach wie vor für Deutschland ein wichtiger Handelspartner in Westafrika, liegt aber mittlerweile im Ranking hinter Nigeria, Liberia und Côte d'Ivoire.

 

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