Zäher Weg aus der Schuldenkrise

Seit Dezember 2022 hat Ghana den Schuldendienst gegenüber ausländischen Gläubigern wegen eines drohenden Staatsbankrotts ausgesetzt. Die kurzfristige Politik konzentriert sich seitdem auf die Wiederherstellung der makroökonomischen Stabilität sowie der Schulden- und Haushaltstragfähigkeit. Gestützt wird dies durch die dreijährige erweiterte Kreditfazilität des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 3 Milliarden US-Dollar (US$) mit einer Laufzeit von 2023 bis 2026.

Top-Thema: Ende der Schuldenverhandlungen rückt näher

Ghana führt mit verschiedenen Gläubigergruppen langwierige Verhandlungen zur Restrukturierung der Staatsschulden. Bei diesen konnten nun mit den beiden größten Gläubigergruppen Fortschritte erzielt werden. Die Eurobond-Inhaber mit Anleihen in Höhe von rund 13 Milliarden US$ stellen dabei die größte Gläubigergruppe. Die zweitgrößte Gruppe sind die Gläubiger bilateraler Schulden mit rund 5,4 Milliarden US$. Weitere Gläubigergruppen sind kommerzielle Banken und multilaterale Finanzinstitutionen.

Einigungen mit wichtigen Gläubigergruppen erzielt

Im Juni 2024 haben Ghana und der offizielle Gläubigerausschuss unter dem Vorsitz von China und Frankreich unter dem G20-Rahmenwerk für Schuldenrestrukturierungen (Common Framework for Debt Treatments) eine grundsätzliche Vereinbarung zur Umstrukturierung bilateraler Schulden geschlossen. Die genauen Details sind nicht öffentlich bekannt, allerdings soll Berichten zufolge die Einigung neben einem hohen Schuldenerlass verlängerte Laufzeiten vorsehen.

Das Common Framework ist eine Initiative der G20-Staaten und des Pariser Clubs. Der Pariser Club besteht aus 22 Gläubigerstaaten, die sich zu einem informellen Gremium zusammengeschlossen haben, um bei Zahlungsschwierigkeiten von Schuldnerländern gemeinsame Lösungen zu finden.

Mit Vertretern der Eurobond-Inhaber konnte Ghana ebenfalls eine vorläufige Umstrukturierungsvereinbarung erzielen. Auch hier konnte das Land Berichten zufolge einen hohen Schuldenabschlag erreichen. Daneben nehmen die Anleiheinhaber teilweise hohe Zinsabschläge in Kauf.

Beobachter gehen davon aus, dass die endgültigen Bedingungen bis Ende 2024 ausgehandelt sind und die verbindlichen Vereinbarungen unterzeichnet werden können. 

Ghana wartet auf die Wahlen Ende des Jahres 

Alle Augen sind auf die nächsten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Ghana gerichtet, die für den 7. Dezember 2024 geplant sind. Aufgrund einer verfassungsmäßig vorgeschriebenen Begrenzung auf zwei Amtszeiten kann der amtierende Präsident Nana Akufo-Addo nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren.

Präsidentschaftskandidat der amtierenden Partei NPP (New Patriotic Party) ist Ghanas derzeitiger Vizepräsident Mahamudu Bawumia. Spitzenkandidat der größten Oppositionspartei NDC (National Democratic Congress) ist der politische Veteran und ehemalige Präsident Ghanas John Mahama, dem Beobachter gute Chancen einräumen.

Wirtschaftliche Entwicklung: Wachstumsaussichten bleiben gedämpft 

Die Weltbank prognostiziert für das Jahr 2024 ein reales Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) von 2,8 Prozent. Analysten der Economist Intelligence Unit (EIU) rechnen mit einem Plus des BIP von 3,3 Prozent. Das Wachstum beruht auf verstärkten Aktivitäten im extraktiven Sektor (Gold und Erdöl/Erdgas) sowie daraus resultierenden steigenden Exporterlösen. Hinzu kommen wahlbedingte Konsumausgaben des Staates, die die Wirtschaft vorübergehend ankurbeln. Das Wachstum fällt aufgrund der anhaltenden makroökonomischen Unsicherheiten nicht stärker aus.

Die Regierung steht aufgrund der Haushaltskonsolidierung unter großem Druck, Ausgaben müssen reduziert und das Steueraufkommen erhöht werden. Dafür wurden nicht nur neue Steuern und Abgaben eingeführt und erhöht. Firmen beklagen zunehmend die schwierige Zusammenarbeit mit der nationalen Steuerbehörde.

Des Weiteren hemmen hohen Inflationsraten und Zinssätze sowie die weitere Abwertung der lokalen Währung Cedi neue Investitionstätigkeiten (Januar 2024 1 EUR = 13,25 GHS; Juli 2024 1 EUR = 16,70 GHS).

Die Wirtschaft dürfte sich im nächsten Jahr leicht erholen. Die Weltbank erwartet für 2025 eine Zunahme der Wirtschaftsleistung von 4,4 Prozent - vorausgesetzt, dass sich die vorherrschenden Bedingungen verbessern. Analysten erwarten zudem einen weiteren Anstieg von Exporterlösen der wichtigen Ausfuhrgüter Gold und Öl. Aber auch nicht-extraktive Wirtschaftsbereiche dürften wieder zulegen, darunter der IKT-Sektor und das produzierende Gewerbe.

Deutsche Perspektive: Exporte nach Ghana gehen zurück

Insgesamt sind die Auswirkungen der Wirtschafts- und Schuldenkrise auf das Geschäftsumfeld groß. Einige deutsche Unternehmen berichten von Unterbrechungen bei Projekten, Zahlungsverzug und -ausfällen. Auch auf den Handel wirkt sich die Krise aus. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichten die deutschen Exporte im Jahr 2023 etwa 250 Millionen Euro. Damit ist Ghana als Absatzmarkt für deutsche Ausfuhren im zweiten Jahr infolge in der Region hinter Nigeria, Liberia und Côte d'Ivoire zurückgefallen.

Grundsätzlich bieten sich in Ghana nach wie vor Chancen. Bestimmte Branchen werden von der Regierung als Schwerpunktindustrien eingestuft und sollen besonders gefördert werden. Interessant kann für deutsche kleine und mittlere Unternehmen die beabsichtigte Änderung des Ghana Investment Promotion Act (GIPC Act) sein, der bestimmte Mindestinvestitionssummen vorschreibt. 500.000 US$ muss ein Unternehmen mitbringen, das sich in vollständig ausländischem Besitz befindet, immerhin 200.000 US$ bei einem Joint Venture mit einem ghanaischen Partner. Handelsunternehmen müssen mindestens 1.000.000 US$ investieren. Die Details der geplanten Änderungen sind bislang nicht öffentlich bekannt, geplant soll aber die Verringerung der Mindestinvestitionssummen sein.

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