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Branchen | Ägypten | Bioenergie

Ägypten baut Produktion von nachhaltigem Flugbenzin auf

Die EU verlangt einen steigenden Anteil nachhaltig produzierter Flugkraftstoffe. Unter anderem in Ägypten bringen sich potenzielle Lieferanten in Position.

Von Marcus Knupp | Kairo

Bioabfälle aus Ägypten könnten in Zukunft Flugzeugen beim abheben von Flughäfen in EU-Ländern helfen. Denn seit dem 1. Januar 2025 fordert die EU-Initiative ReFuelEU Aviation (Verordnung EU 2023/2405) einen schrittweise anwachsenden Anteil nachhaltig produzierter Treibstoffe im Flugbenzin. Für Ägypten ergibt sich daraus eine neue Möglichkeit der Entsorgung von Bioabfällen.

Petrochemie setzt auf Nachhaltigkeit

Im November 2024 hat das ägyptische Erdölministerium eine Produktionsgesellschaft für nachhaltiges Flugbenzin ins Leben gerufen. Unter dem Dach der Egyptian Petrochemicals Holding Company (ECHEM) soll diese 530 Millionen US-Dollar (US$) in eine Bioraffinerie am bestehenden Standort in Alexandria investieren. Die Produktionskapazität ist auf 120.000 Tonnen nachhaltigen Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel, SAF) angesetzt. Der Baustart könnte nach Abschluss von Machbarkeitsstudien noch 2025 erfolgen, wie ein Regierungsvertreter dem Nachrichtenportal Enterprise mitteilte.

ReFuelEU Aviation - EU-Verordnung zur Dekarbonisierung des Flugbetriebs

Im Oktober 2023 hat die EU-Kommission die Verordnung ReFuelEU Aviation angenommen. Diese zielt auf die Dekarbonisierung des Flugbetriebs durch eine schrittweise steigende Beimischung nachhaltiger Flugzeugkraftstoffe für alle an EU-Flughäfen startenden Flugzeuge. Ausgangspunkt ist die Maßgabe "Fit for 55", also das Ziel, den Ausstoß von Treibhausgasen in der EU bis 2030 um 55 Prozent gegenüber der Basis 1990 zu reduzieren. 

Als nachhaltige Flugkraftstoffe werden dabei sogenannte fortschrittliche Biokraftstoffe bezeichnet, die auf pflanzlicher Basis hergestellt werden, sowie synthetische Kraftstoffe wie E-Fuels auf Basis von grünem Wasserstoff.

Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite der European Union Aviation Safety Agency (EASA). Eine Zusammenfassung der Verordnung (EU) 2023/2405 bietet die Informationsseite der Europäischen Kommission.

Als Rohstoffe kommen gebrauchte Pflanzenöle, etwa aus der Gastronomie, tierische Fette und nicht verwendete Reste aus der Landwirtschaft in Frage. Eine Machbarkeitsstudie für ein solches Projekt hatte parallel das US-amerikanische Unternehmen Honeywell zusammen mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) angefertigt. Die ägyptische Regierung denkt darüber hinaus auch an die Produktion weiterer Biokraftstoffe. Dabei sollen vor allem Nutzpflanzen beziehungsweise ihre nicht geernteten Reste wie Reisstroh, Jatropha, Wasserhyazinthen oder Schilfrohr Verwendung finden. 

Weitere Projekte in den Golfstaaten

Projekte zur Herstellung nachhaltigen Flugbenzins aus Abfällen oder Biomasse gibt es auch in den arabischen Golfstaaten. So hat die Stadtverwaltung von Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) im Februar 2024 mit dem belgischen Unternehmen Besix und Marubeni aus Japan vereinbart, kommunale Abfälle und Abwasser zur Herstellung zu nutzen. Technischer Partner auf emiratischer Seite ist die Emirates National Oil Company (ENOC). Die Umsetzung des Projektes soll im Juli 2025 starten. Dubai plant, bis 2031 auf einen Anteil von einem Prozent SAF am gesamten lokalen Verbrauch von Flugbenzin zu kommen. Gespräche hatte es 2023 auch mit dem finnischen Unternehmen Neste gegeben.

Der norwegische Technologieanbieter Nordic Electrofuels hat im Dezember 2024 ein Memorandum of Understanding (MoU) mit der Royal Commission for Jubail and Yanbu in Saudi-Arabien unterschrieben. Bis 2029 soll am Industriestandort Jubail im Osten des Landes eine Anlage zur Produktion von 350 Millionen Litern SAF aufgebaut werden. Das Flugbenzin wird hier dann allerdings als E-Fuel auf Basis von Solarenergie und Wasserstoff hergestellt. Ebenfalls im Osten Saudi-Arabiens will der Öl- und Petrochemiekonzern Aramco zusammen mit dem französischen Energieunternehmen TotalEnergies die Produktion von SAF vorbereiten. In der neuen Stadt NEOM am Roten Meer plant Aramco noch 2025 die Herstellung nachhaltigen Flugbenzins in zwei Pilotanlagen zu testen, wie das Nachrichtenportal Enterprise berichtet.

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