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Branchen | Ägypten | Elektromobilität

Chinesen bauen Elektroautos in Ägypten

Die Regierung möchte Ägypten zu einem Produktionsstandort für Elektroautos machen. Der Anfang ist schwierig. Nun haben drei chinesische Hersteller ihr Engagement angekündigt.

Von Marcus Knupp | Berlin

In ihrer Egypt Vision 2030 hat die Regierung in Kairo sich unter anderem das Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Im Verkehrsbereich setzen die Planer dabei vor allem auf effizientere Steuerung der Verkehrsströme und elektrische Antriebe bei Eisenbahnen und Autos. Im Idealfall sollen Elektroautos auch gleich in Ägypten hergestellt werden. Nach einigen erfolglosen Versuchen, konkrete Zusagen der Hersteller dafür zu gewinnen, wollen nun drei Unternehmen aus China die Produktion am Nil aufnehmen.

Beginn mit Auftragsfertigung

Die Beijing Automotive Group (BAIC) hat im Oktober 2024 eine Vereinbarung zum Bau von bis zu 50.000 Elektroautos im Jahr mit der ägyptischen Alkan Holding unterzeichnet. Die Produktion soll Ende 2025 aufgenommen werden. Der Jahresausstoß ist zunächst auf 20.000 Fahrzeuge angesetzt und soll dann über einen Zeitraum von fünf Jahren sukzessive steigen. 

Bereits im Mai 2024 informierte die ägyptische GV Investment Group über die ab 2025 geplante Montage des Modells Bestune E05 des chinesischen Herstellers First Automotive Works (FAW). Dies ist ein preisgünstiges vanartiges Fahrzeug, das vor allem als Taxi eingesetzt wird. Auch in Ägypten haben FAW und der lokale Partner GV Auto in erster Linie Ride Haling Services im Visier. In einer ersten Phase sollen 3.000 Autos montiert werden, um in der Zukunft zum Bau kompletter Fahrzeuge überzugehen. 

Im September 2024 meldete die Zeitung Al Mal unter Berufung auf interne Quellen darüber hinaus, dass das ägyptische Unternehmen Auto Jameel die Montage von Fahrzeugen der chinesischen Marke GAC (Guangzhou Automobile Group) plant. Auto Jameel ist bereits der Importeur der Marke. Zunächst sollen zwei bis drei Modelle von GAC gebaut werden, circa 10.000 bis 15.000 Fahrzeuge im Jahr. Es wurde nicht bekannt gegeben, um welche Modelle es sich in der ersten Phase handeln wird. In den kommenden drei Jahren will GAC einen eigenen Produktionsstandort im Land aufbauen.

Hoffnung auf lokale Zulieferindustrie

Die Vereinbarung zwischen der Alkan Holding und BAIC sieht vor, dass zunächst 48 Prozent der Teile und Komponenten lokal beschafft werden. Später soll dieser Anteil auf 58 Prozent erhöht werden. Ziel des Gemeinschaftsunternehmens von GV Auto und FAW ist es, einen Anteil von lokal gefertigten Komponenten von 65 Prozent zu erreichen. Bisher fehlen vor Ort noch Hersteller der benötigten Teile und Komponenten wie Batterien und Elektromotoren. Der Import solcher Komponenten erhöht vorerst die Fertigungskosten in Ägypten. Mit der Perspektive der lokalen Produktion von Elektrofahrzeugen wird der Standort Ägypten aber auch für Zulieferer der Automobilindustrie interessanter.

Bereits im September 2023 hatte die Regierung dem lokalen Unternehmen EgyptSat Auto die Lizenz zur Herstellung von Elektroautos erteilt. Technischer Partner ist die Academy of Scientific Research and Technology (ASRT). Ein Start war 2024 vorgesehen, scheint sich aber noch zu verzögern. Zur Beschaffung wichtiger Komponenten hat das Unternehmen mit etlichen Zulieferern in China gesprochen.

Umsetzung stockte bislang 

Nach Schätzung von Branchenkennern waren in Ägypten im Jahr 2023 etwa 3.500 bis 4.000 Autos mit elektrischem Antrieb zugelassen. Bis 2040 will die Regierung den kompletten Umstieg auf alternative Antriebe schaffen. Ab dann sollen keine Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotoren mehr in Betrieb genommen werden. Bereits im September 2020 hat Präsident Al-Sisi ein Dekret unterzeichnet, das die Etablierung Ägyptens als Standort für die Produktion von Elektrofahrzeugen unterstützen soll. 

Unter anderem ist vorgesehen, den Kauf lokal gefertigter Elektroautos mit 50.000 Ägyptischen Pfund (umgerechnet derzeit circa 1.000 Euro) zu fördern. Der Import von Elektroautos nach Ägypten wurde schon 2018 von Einfuhrabgaben befreit. Zudem ist die Einfuhr von gebrauchten Elektroautos bis zu einem Alter von drei Jahren erlaubt.

In den Jahren 2020 bis 2021 haben ägyptische Stellen mehrere Memoranda of Understanding (MoU) mit chinesischen Herstellern unterzeichnet, darunter Dongfeng, Geely und Foton. Diesen Plänen sind allerdings bisher keine Aktionen gefolgt. Im Februar 2024 äußerte das deutsche Unternehmen Mercedes-Benz die Absicht, in der nahen Zukunft Elektrofahrzeuge in Ägypten herzustellen.

Privatanbieter bauen Ladeinfrastruktur aus

Mehrere private Unternehmen haben damit begonnen, die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Ägypten aufzubauen. Revolta Egypt betreibt ein Netz von Ladestationen unter dem Namen Sha7en vor allem im Großraum Kairo und einigen weiteren Städten im Norden des Landes. Infinity EV hat die Zahl seiner Ladepunkte mittlerweile auf 650 erhöht. An den Ladestationen stehen jeweils zwei oder mehrere Ladepunkte zur Verfügung. Neben Kairo befinden sich Stationen von Infinity EV auch an der Mittelmeerküste und am Roten Meer.

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