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Wirtschaftsumfeld | Afrika, übergreifend | Konnektivität

China-Afrika-Gipfel mit großen Zahlen und viel Politik

Beim jüngsten Treffen mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs verspricht China erneut Milliarden. Statt einer neuen Strategie zeigt der Gipfel eher, wie China seine Stellung in Afrika vertieft.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Chinas Präsident Xi Jinping hat beim Forum on China-Africa Cooperation (FOCAC) Anfang September in Beijing umgerechnet rund 51 Milliarden US-Dollar (US$) an Finanzierungshilfen für Afrika in den nächsten drei Jahren angekündigt. Davon sollen rund 30 Milliarden US$ auf Kredite entfallen, 11 Milliarden US$ auf Hilfen und 10 Milliarden US$ auf Investitionen. Ein wichtiger Partner dabei ist Südafrika.

Die gewichtigste Projektankündigung war eine Absichtserklärung mit Tansania und Sambia zur bestehenden Tazara-Eisenbahn. Die Bahnlinie vom Hafen Daressalam zu Sambias Kupfergürtel soll, wie bereits im Februar bekanntgegeben, für 1 Milliarde US$ erneuert werden. Abgesehen davon bestätigte der im dreijährigen Turnus veranstaltete Gipfel die Tendenz weg von riesigen Einzelprojekten, die früher im Mittelpunkt solcher Treffen gestanden hatten. 

China wird vorsichtiger bei Finanzierung

Chinas Finanzierungsversprechen auf dem FOCAC gelten ohnehin als vage. Beijing ist angesichts wirtschaftlicher Schwierigkeiten zu Hause und hoher Schuldenaußenstände in Afrika deutlich vorsichtiger. “Man fragt sich ein bisschen, warum füttern wir die Leute in Afrika durch und uns selbst geht es nicht gut“, sagte jüngst in einem Podcast Lea Sahay, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung in Beijing.

Die Ankündigungen lassen sich zudem schwer im Nachhinein überprüfen. Laut Boston University beliefen sich Chinas Kreditvergaben an afrikanische Länder 2023 auf 4,9 Milliarden US$. Dies war doppelt so viel wie die Summe aus den beiden Jahren davor, aber deutlich weniger als bis zur Pandemie.

China vergrößert Handelsüberschuss

Mehr Importe aus Afrika zu fördern, insbesondere von Nahrungsmitteln, war ein Ziel des aktuellen Gipfels und auch schon des vorangegangenen. Nun kündigte Xi an, die Zölle für Importe unter anderem aus 33 afrikanischen Ländern abzuschaffen. Davor hatte hatte dies für 98 Prozent der Produkte von zuletzt 21 Staaten gegolten.

China, größter Handelspartner des Kontinents, weist einen großen Handelsbilanzüberschuss auf, der sich zwischen 2020 und 2023 verdoppelte. Der FOCAC 2021 hatte 10 Milliarden US$ für die "Handelsfinanzierung" zwischen den Partnern vorgesehen. Tatsächliche registrierte die Boston University dafür 2023 Ausgaben von lediglich knapp 2 Milliarden US$. Und dabei ging es um Finanzierungen für Kunden in Afrika, sie kamen also nicht Afrikas Marktzutritt in China zugute. 

Zudem beschränken sich Afrikas Exporte nach China, so wie bei anderen Handelspartnern auch, immer noch weitestgehend auf Rohstoffe. 2023 kamen zusammen 58 Prozent der afrikanischen Lieferungen alleine aus Staaten, die fast nur Öl oder Mineralien exportieren – aus Angola (21 Prozent), DR Kongo (16 Prozent) sowie Guinea, Kongo und Sambia. Umgekehrt sind die chinesischen Ausfuhren viel gleichmäßiger auf die Zielländer verteilt. An der Spitze stehen dabei die drei größten afrikanischen Volkswirtschaften Südafrika (14 Prozent) sowie Nigeria und Ägypten, wo die chinesische Lieferpalette die Breite der Nachfrage abdeckt. 

China investiert mehr – aber andere sind aktiver

Die Zusagen für chinesische Direktinvestitionen (FDI) waren beim diesjährigen FOCAC mit 10 Milliarden US$ gleich hoch wie jeweils bei den beiden Gipfeln davor. Laut Gipfelverlautbarungen sollen chinesische Firmen künftig etwa mehr Mineralien in Simbabwe verarbeiten. Schon heute stehen sie hinter einem Großteil der Bergbauproduktion im benachbarten sambisch-kongolesischen Minengürtel. 

Tatsächlich flossen 2022 aber nur knapp 2 Milliarden US$ an FDI aus China nach Afrika und damit deutlich weniger als in den Jahren zuvor, so Daten auf Basis chinesischer Zahlen. Die Bestände verteilten sich 2022 auf den Bausektor (33 Prozent), den Bergbau (24 Prozent) und das verarbeitende Gewerbe (12 Prozent). Die meisten Direktinvestitionen halten in Afrika immer noch die Länder der EU. Stand 2020 waren sie mit rund 160 Milliarden US$ fast doppelt so hoch wie die summierten FDI aus den USA (48 Milliarden US$) und China (43 Milliarden US$). US-Investoren haben sich in den letzten Jahren in Afrika sehr zurückgehalten. 

Seit einigen Jahren drängen Investoren verstärkt aus der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) nach Afrika. Die VAE haben laut der Datenbank fDi Markets für die Jahre 2022 und 2023 rund 97 Milliarden US-Dollar für die Region zugesagt. Einige Unternehmen wie der emiratische Hafenbetreiber DP World sind jedoch schon seit Jahren in Afrika aktiv. 

Starke Flankierung durch die Politik

Allerdings: Die großen Zahlen sind für langjährige FOCAC-Beobachter gar nicht das wesentliche Ergebnis des jüngsten Gipfels. Viel wichtiger ist, wie China seine Stellung in Afrika verbreitert und dabei auch politisch festigt. So verkündete Präsident Xi sein Finanzierungspaket in Renminbi und nicht etwa in US-Dollar. Dieses Signal zur internationalen Stärkung der chinesischen Währung passt zu einer Vereinbarung während des Gipfels zwischen Äthiopien und China. Laut Darstellung in der Presse sollen im bilateralen Außenhandel künftig die beiden beteiligten Landeswährungen zum Einsatz kommen. 

Der Gipfel bekräftigte zudem Chinas Aktivitäten bei "weichen" Faktoren, die nicht direkt auf die Wirtschaft abzielen, die dafür aber trotzdem wichtig sind. Für Géraud Neema vom "The China in Africa Podcast" stellen diese Aktivitäten die "viel wichtigeren Zahlen" dar, auch wenn sie auf dem Gipfel nicht explizit genannt wurden: Der Podcast verweist auf 60.000 Ausbildungsstipendien – "und diese Versprechen halten die Chinesen auch ein" -, 30 gemeinsame Forschungslabors zu sauberen Energien und jeweils Dutzende Agrartechnik-Entwicklungszentren sowie Gesundheitsstationen. Ebenfalls genannt werden im Podcast 25 Zentren für China-Afrika-Studien sowie Einladungen für 6.000 afrikanische Offiziere und 1.000 Polizisten zum "Training" in China. 

Früher sei es vor allem um Hilfe, Entwicklungsfinanzierung, Investitionen und den Zugang zu natürlichen Ressourcen gegangen, meint dazu das German Institute of Development and Sustainability (IDOS, früher DIE). Heute liege "der Schwerpunkt von Chinas Engagement in Afrika auf dem Erfahrungsaustausch".

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