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Wirtschaftsumfeld | Afrika | Chinesisches Engagement

Chinas Privatunternehmen investieren mehr in Afrika

Chinas Staatskonzerne werden in Afrika vorsichtiger. Nun investieren auch Privatfirmen in die Infrastruktur. Wie es in der Industrie läuft, zeigt sich in Äthiopiens Textilbranche. 

Von Ulrich Binkert | Bonn

"Der Rückgang der chinesischen öffentlichen Investitionen der letzten fünf Jahre in die afrikanische Infrastruktur wird ersetzt durch verstärkte private Investitionen, vor allem in Industrialisierungsprojekte." Dem Fazit einer Studie der Carnegie-Stiftung vom Mai 2024 lässt sich hinzufügen: Die privaten chinesischen Investoren gehen in Afrika auch neue Wege. Dabei ist oft nicht ganz klar, was denn nun "privat" ist und wann es sich um eine Direktinvestition (FDI) oder um eine andere Art der Finanzierung handelt. 

Nach Angaben des chinesischen Außenministeriums vom August 2023 verfügen 3.000 chinesische Unternehmen über einen Bestand an Investitionen in Afrika. Über 70 Prozent dieser Firmen seien privat. Dabei fließen private chinesische Investitionen nun, anders als früher, auch in größerem Maße in die Infrastruktur. Das war bisher die Domäne staatlicher Konzerne.

Privates Geld für Straßen, Häfen und Rohstoffe

So erhielten im Minengürtel der DR Kongo die Logistikfirma Jiayou International und Zijin Mining im März 2023 eine Konzession zum Bau einer Straße, und zwar von Kambulu nach Dilolo für 363 Millionen US-Dollar (US$). Im September 2024 sicherte sich Jiayou zudem Konzessionen für den Hafen Tanga in Tansania und für den Güterumschlagplatz Tunduma an der sambisch-tansanischen Grenze. Zijin besitzt einen größeren Anteil an Jiayou und ist selbst zumindest teilweise in privater Hand.

Auch im Rohstoffsektor engagieren sich private Firmen aus China. In Simbabwe ging Mitte 2024 die erste Phase eines neuen Stahlwerks der als privat bezeichneten Tsingshan Group in Betrieb. Die Anlage ist Teil eines milliardenschweren Projekts mit Investitionen auch im Bergbau.

Einer der größten privaten chinesischen Investoren in Afrika ist Huawei. Der Elektronikriese will nach einer Meldung von Oktober 2023 allein in den 28 afrikanischen Ländern nördlich des Äquators in den nächsten fünf Jahren 430 Millionen US$ investieren. Transsion, Marktführer bei Mobiltelefonen in Afrika, hat in eigene Fabriken in Äthiopien investiert. Elektroautogigant BYD spricht zumindest von Plänen, eine eigene Kfz-Fertigung in Ägypten aufzubauen. 

Chinesen produzieren in Afrika meist nur für Afrika

Daneben gibt es auf dem Kontinent eine Vielzahl privater chinesischer Investitionen in die verarbeitende Industrie. Meist geht es dabei jedoch um kleinere Produktionen für einheimische Märkte. "Nach jahrzehntelangen Experimenten sind nur wenige [chinesische] Hersteller von minderwertiger Kleidung und Schuhen in der Lage, aus Afrika den Weltmarkt zu beliefern", heißt es in der Carnegie-Studie. Zu den Gründen gehören die geringe Marktgröße sowie Mängel in der Qualität und der Logistik, manchmal auch die Rohstoffversorgung. Das zeigt sich in Äthiopien. 

Der 2007 gegründete Eastern Industry Park ist eine private chinesische Investition. Er gilt als Vorbild für solche Parks in Äthiopien. 95 Prozent der Firmen in dem Park mit insgesamt rund 20.000 Beschäftigten stammen aus China, hieß es bei der Parkverwaltung bei einem Besuch 2022. Größter Arbeitgeber war 2022 LiDa Jeans. Die aus Guangzhou stammende Firma produziert Hosen für Kunden im Inland und im angrenzenden Ausland. Für Märkte in Europa oder den USA reicht die Qualität nicht, sagt selbst das Management. Das liege letztlich vor allem an der eingesetzten, minderwertigen äthiopischen Baumwolle. Eher an der Stabilität der Rohstoffversorgung krankt das Geschäft bei LiDas Nachbarn, 3D Juice: Mal bekommt der ebenfalls chinesische Saftproduzent Obst von äthiopischen Lieferanten, mal nicht. 

Das Beispiel Äthiopien und Textil

Bei der begrenzten Kaufkraft und der geringen Nachfrage in Afrika produzieren die Hersteller zudem relativ wenig. Dies hält die Stückkosten hoch. Und die Märkte sind nicht nur klein, sie schotten sich auch noch gegenseitig ab. Dies soll die Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) ändern. Von deren Funktionieren würde ein Hersteller wie LiDa, der auch in die Nachbarländer verkauft, profitieren. 

Warum exportieren Äthiopiens Bekleidungsfabriken mit ihren äußerst niedrigen Löhnen dann nicht mehr nach Europa? "Die Logistik ist schlechter als zum Beispiel bei Pakistan oder Indien", sagt Brigitte Heuser von der Esslinger Firma 4YOU Modevertrieb. "Die Schiffe im Seehafen Dschibuti fahren zu selten ab", so die Beraterin, die Mitte November eine Gruppe europäischer Einkäufer in äthiopische Textil- und Bekleidungsfabriken begleitet.

Teil des Besuchsplans der Gruppe ist das Unternehmen Sunshine Ethiopia Wool Textile. Die Tochter der Jiangsu Sunshine Group aus China, nach Eigenangaben weltgrößte Wollspinnerei, produziert im äthiopischen Adama laut Firmenwebseite mit 2.000 Mitarbeitern Anzüge und Anzugstoffe. Die Jiangsu Sunshine Group ist damit ein weiteres Beispiel für chinesische Investitionen in Afrikas Industrie.

Was ist privat, was eine Direktinvestition? 

Jiangsu Sunshine belegt in einer Liste von Chinas Industrie-Dachverband Rang 223 der "stärksten privaten Unternehmen" des Landes, gilt aber beispielsweise dem Finanzinformationsdientleister PitchBook als staatseigen. Welche Firmen "privat" und welche "staatlich" sind, ist in China manchmal schwer auseinanderzuhalten. Auch Zijin MIning gehört zu 23 Prozent einer kommunalen Verwaltung. Außerhalb Chinas verbannen Regierungen Huawei-Technik aus ihren Telekommunikationsnetzen, aus Angst vor Einfluss der Regierenden in Beijing. Und dies, obwohl der Konzern auf seiner Webseite das Gegenteil beteuert und sich dabei als "privates Unternehmen vollständig im Besitz seiner Mitarbeiter" bezeichnet. 

Verwirrung gibt es auch bei der Art der Finanzierung. Bei den ganz großen Zahlen und Projekten Chinas in Afrika handelt es sich meist um Kredite und nicht um Investitionen. Beispiele sind milliardenschwere Eisenbahnen in Kenia und Äthiopien. Bei den FDI in Afrika hingegen führt die EU. Aus den heute 27 EU-Ländern flossen 2017 bis 2022 laut Eurostat insgesamt 65 Milliarden Euro nach Afrika. Das waren über dreimal so viele FDI wie aus China. 

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