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Wirtschaftsumfeld | Afrika | Global Gateway

EU finanziert weiteren Transportkorridor in Afrika

Die EU unterstützt einen neuen Rohstoffkorridor im südlichen Afrika. Dieser ergänzt die elf strategischen Korridore, die die EU bereits in Afrika fördert. (Stand: 21.11.2023)

Von Laura Sundermann | Bonn

Die EU finanziert einen neuen Transportkorridor in Afrika. Er verläuft von der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) über Sambia nach Angola. Nach seinem Zielort in Angola heißt er Lobito-Korridor. Bereits im Frühjahr 2022 hatte die EU die Förderung von elf strategischen Korridoren in Afrika bekannt gegeben.

Mit den nun zwölf Korridoren unterstützt die EU an ausgewählten Strecken den Bau oder Ausbau von Infrastruktur. Das betrifft Straßen, Schienen und Gleisanlagen, Flughäfen, Wasserstraßen und Seehäfen. 

Die Verkehrsadern ziehen sich quer durch den Kontinent. Sie verbinden in erster Linie - aber nicht nur - Binnenstaaten mit Häfen an der Küste. Die Förderung ist Teil von Global Gateway, der Infrastrukturinitiative der Europäischen Union.

Der neue Korridor soll ein Rohstoffkorridor werden

Der Lobito-Korridor soll die rohstoffreichen Regionen im Süden der DR Kongo und im Nordwesten Sambias mit dem Hafen von Lobito in Angola verbinden. Über den Korridor sollen die drei Länder ihre Waren leichter exportieren können. Die EU wiederum käme über den Korridor einfacher an die Rohstoffe, die sie für ihre ökologische Transformation braucht.

Die EU fördert den Korridor in Partnerschaft mit den USA, der Afrikanischen Entwicklungsbank und der Africa Finance Corporation. Die Zusammenarbeit wird sich auf drei Bereiche konzentrieren: 

  1. Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur
  2. Maßnahmen zur Erleichterung des Handels, der wirtschaftlichen Entwicklung und des Transits
  3. Unterstützung verwandter Sektoren, um langfristig inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Kapitalinvestitionen in den drei afrikanischen Ländern zu fördern

Unter anderem geben die EU und die USA Vorstudien für den Ausbau einer neuen Bahnstrecke zwischen Sambia und Angola in Auftrag. Zusätzlich fördern sie unter anderem Energie-, Landwirtschafts- und Berufsbildungsprojekte.

Investitionen reichen nicht aus

Zwischen 2021 und 2027 will die EU für die elf initialen Strecken 1,68 Milliarden Euro einsetzen. Für den neuen Lobito-Korridor hat sie noch keine Summe genannt.

Die EU verteilt die 1,68 Milliarden Euro auf drei Felder:

  • 1 Milliarde Euro an Zuschüssen für die strategischen Korridore
  • 600 Millionen Euro für Projekte in Städten entlang der Korridore
  • 80 Millionen Euro an Unterstützung für Politikberatung

Rechnet man die Gesamtsumme auf die einzelnen Korridore um, bleiben für jeden noch etwa 100 Millionen Euro übrig. Das reicht nicht aus. Daher sollen private Investoren - angelockt durch die EU-Zuschüsse - ebenfalls in die Projekte einsteigen.

Die Korridore sollen Mobilität und Handel erleichtern

Die EU fördert über die strategischen Korridore Mobilität und Handel, sowohl innerhalb Afrikas als auch zwischen Europa und Afrika. Entlang der Korridore sollen Wertschöpfungsketten gestärkt werden und Jobs entstehen. Die EU möchte dabei saubere und effiziente Korridore schaffen, sodass mehr Mobilität nicht zugleich mehr CO2-Emis­si­onen beutet. Die Infrastruktur soll zudem klimaresilient sein.

In Abgrenzung zu vorherigen Projekten wolle die EU nun "groß einsteigen", sagte Paolo Ciccarelli, Referatsleiter für Nachhaltigen Verkehr und Stadtentwicklung in der Generaldirektion für internationale Partnerschaften (DG INTPA) bei der Vorstellung der Initiative. Zuvor hatte die EU einzelne Infrastrukturprojekte gefördert und dabei kaum sichtbare Ergebnisse erzielt. Jetzt will sie sich auf wenige Korridore konzentrieren und diese ganzheitlich entwickeln: mit Straßen, Schienen und Wasserstraßen sowie in einer zweiten Phase mit verbesserten öffentlichen Dienstleistungen und städtischer Mobilität.

Für Unternehmen ergeben sich zum einen Auftragschancen, wenn die afrikanischen Staaten Leistungen für die Planung, den Bau und die Bauüberwachung von Infrastruktur ausschreiben. Zum anderen können sie auch bei Projekten zum Zug kommen, die die Einzugsgebiete der Korridore generell weiterentwickeln sollen.

Die Initiative ist Teil von Global Gateway

Die strategischen Korridore sind ein wichtiger Bestandteil des Global-Gateway-Investitionspakets Afrika-Europa der EU. Die Finanzierung der Initiative erfolgt durch das EU-Instrument für Nachbarschaft, Entwicklung und internationale Zusammenarbeit NDICI (Neighbourhood, Development and International Cooperation Instrument), auch Global Europe genannt.

Global Gateway ist die Antwort der EU auf Chinas neue Seidenstraße. Darüber baut das Reich der Mitte fast weltweit Infrastruktur, davon viel in Afrika. Die Kritik daran: Projekte seien oft nicht nachhaltig und die Aufträge würden fast ausschließlich an chinesische Unternehmen gehen. Global Gateway soll in Abgrenzung dazu bewusst nachhaltige Infrastruktur fördern - sowohl was den Umweltschutz als auch was die Finanzierung angeht. Zudem sollen die Unternehmen in einem fairen Wettbewerb stehen, sodass auch europäische Unternehmen Chancen haben.

Investitionen in Afrikas Infrastruktur sind dringend nötig, um die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern und den Kontinent wettbewerbsfähiger zu machen. Analysten gehen davon aus, dass in Afrika dafür zusätzlich mehr als 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr in Infrastruktur investiert werden müssten.

Germany Trade & Invest informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen der EU in Afrika.

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