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Special | Argentinien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Verkehr: Elektromobilität soll Wachstumsmotor werden

Argentinien fährt mit einem bunten Treibstoffmix, der immer grüner werden soll. In der Modernisierung des Bahntransports und des öffentlichen Nahverkehrs steckt großes Potenzial.

Von Stefanie Schmitt, Carl Moses | Santiago de Chile, Buenos Aires

Reaktivierung der Bahn und Investitionen in städtische Mobilität

Mehr als 90 Prozent des Gütertransports und 70 Prozent des Personenverkehrs laufen in Argentinien über Straßen. Die Reaktivierung und Modernisierung der Eisenbahntrassen, die in Argentiniens Glanzzeiten das ganze Land durchzogen, sind ein Schwerpunkt der Verkehrspolitik, sowohl für den Personennahverkehr als auch für den Gütertransport. So genehmigte die Weltbank im Juni 2022 eine Finanzierung in Höhe von 600 Millionen US-Dollar (US$) zur Modernisierung der Infrastruktur und des Betriebs der Eisenbahnlinie Belgrano Sur für den Nahverkehr im Großraum Buenos Aires. Dadurch sollen 2 Millionen Personen einen besseren Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln erhalten. Wie auf anderen Strecken ist die Elektrifizierung Teil der Modernisierungsmaßnahmen.

Ein anderer Schwerpunkt der Investitionen in die städtische Mobilität ist der Ausbau von gesonderten Buskorridoren (BRT). Das Metrobussystem im Großraum Buenos Aires wird um zusätzliche Korridore ergänzt. Das erfolgreiche Modell wird überdies auf weitere Städte im Land übertragen. Ein weiteres Großprojekt ist der geplante Bau der neuen U-Bahn-Linie F in Buenos Aires (geschätzte Kosten: 2 Milliarden US$, 13 Stationen, 12 Kilometer Länge).

Beim Güterverkehr fehlen indessen die Anreize für private Investitionen. Deswegen werden laufende Projekte immer noch vom Staat betrieben. Das wichtigste Vorhaben ist die Modernisierung der Eisenbahnstrecke Gerneral-Roca auf dem Abschnitt zwischen Bahía Blanca und Añelo am Rande der Ölschiefervorkommen Vaca Muerta. Das Investitionsvolumen beträgt 900 Millionen US$. Die Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme liegen in den Händen der China Machinery Engineering Corporation zusammen mit anderen privaten und öffentlichen Institutionen.

Elektromobilität noch im Anfangsstadium

Beim Ausbau der Elektromobilität liegt Argentinien nicht nur gegenüber Europa, sondern auch im Vergleich zu anderen Ländern Lateinamerikas zurück. Laut Statista gab es 2021 lediglich 20 Ladestationen im ganzen Land. Laut PwC Argentina kommt jedoch Schwung in den Absatz, auch durch Zoll- und Steuervorteile. Im Jahr 2021 wurden laut Branchenverband Acara 5.871 überwiegend hybride E-Autos zugelassen, ein Plus von 148 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Bestand hat sich damit in einem Jahr mehr als verdoppelt (9.350 Hybridfahrzeuge und 175 rein batteriebetriebene E-Autos). Laut Portalmovilidad machte der Verkauf von hybriden und Elektroautos 2022 nur 1,9 Prozent aller Automobilverkäufe aus.

Mit einem geplanten Gesetz zur Förderung der gesamten Wertschöpfungskette für die Elektromobilität will Argentinien seine breit aufgestellte Kfz-Industrie und die umfangreichen Vorkommen von Lithium und Kupfer zu einem Motor der industriellen Entwicklung machen. Das vom inzwischen zurückgetretenen Produktionsminister Matías Kulfas ins Gespräch gebrachte Ende der Zulassung von Verbrennungsmotoren bis 2041 gilt jedoch als ein übermäßig ehrgeiziges Ziel. Überdies ist fraglich, ob das Gesetz im Wahljahr 2023 noch kommt.

Dessen ungeachtet sollen in Argentinien vermehrt E-Autos vom Band laufen. Im Februar 2023 kündigte der chinesische Autobauer Chery an, gemeinsam mit Gotion Inc aus den USA in Jujuy rund 0,4 Milliarden US$ investieren zu wollen. Geplant ist der Bau einer Fabrik für E-Autos in zwei Etappen bis 2030 mit einem Ausstoß von letztlich 100.000 Einheiten im Jahr. Der Local-Content-Anteil soll 46 Prozent betragen; für die hierfür nötige Batteriefertigung ist der argentinische Partner Jemse (Jujuy Energía y Minería Sociedad del Estado) mit vor Ort gefördertem Lithium beteiligt. Schon 2022 hatte das kanadische Unternehmen Daymak die Produktion von E-Mobilen für den Export angekündigt. Daneben gibt es drei nationale Player.

Das Interesse ausländischer Firmen an Argentinien kommt nicht von ungefähr, schließlich gehört das Land gemeinsam mit Chile und Bolivien zum sogenannten Lithium-Dreieck; in den drei Ländern soll sich mehr als die Hälfte der weltweiten Lithiumreserven befinden. Nicht zuletzt deshalb bezieht BMW Lithium für seine Batterien für Elektrofahrzeuge vom US-Konzern Livent, der den begehrten Rohstoff am argentinischen Salar del Hombre Muerto gewinnt.

Biotreibstoffe als Beimischung

Die Beimischquote für Biotreibstoffe regelt das 2021 in Kraft getretene Gesetz für Biokraftstoffe (Gesetz Nr. 27.640). Es sieht derzeit eine Ethanolbeimischung von 12 Prozent vor; das Ethanol wird aus lokal angebautem Zuckerrohr und Mais gewonnen.

In Argentinien wird ein Erdölderivat, das mit verschiedenen flüssigen Kraftstoffen gemischt ist und in Fahrzeugen verwendet wird, auch Nafta genannt. Das Gesetz Nr. 27.640 regelt Biokraftstoffe und umfasst alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Herstellung, Lagerung, Verkauf und der Beimischung von Biokraftstoffen. Das Gesetz gilt bis zum 31. Dezember 2030. Das Gesetz kann durch die Exekutive einmalig um fünf weitere Jahre verlängert werden. Es legt zudem fest, dass alle flüssigen Kraftstoffe, die in Argentinien gehandelt werden, einen obligatorischen Biodieselanteil von 5 Prozent sowie einen Bioethanolanteil von 12 Prozent an der Gesamtmenge des Endprodukts enthalten sollen. Der Prozentsatz von Biodiesel kann im Hinblick auf Nachfrage, Handelsbilanz, Investitionsförderung oder aufgrund von ökologischen und/oder technischen Gründen angehoben oder bis auf 3 Prozent reduziert werden. 
Das Bioethanol kann dabei aus Zuckerrohr oder Mais hergestellt werden. Für beide gilt jeweils ein Anteil von 6 Prozent am Nafta. 

Des Weiteren verfügt Argentinien über eine der größten Flotten gasbetriebener Kfz weltweit. Im Jahr 2021 umfasste sie mit 1,9 Millionen Fahrzeugen rund 13 Prozent des gesamten Kfz-Bestands.

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