Staat und Geber fördern Produktion von Kleidung "Made in Armenia"

Das Wirtschaftsministerium Armeniens will die verarbeitende Industrie im Land fördern. Einer der Pfeiler soll die Textil- und Bekleidungsindustrie werden. Der vom Volumen her kleine, für die Wirtschaft der südkaukasischen Republik aber bedeutende Industriezweig, kommt nun in den Genuss von Vorzugsbedingungen.

Produktions- und Exportzuwächse sind die Hauptziele

Die Strategie sieht vor, dass die Produktion in der Branche merklich ausgeweitet wird. Insgesamt soll sie bis 2026 um 170 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2021 zulegen. Für den jährlichen Export peilt das Dokument im Zieljahr ein Volumen von mehr als 500 Millionen US-Dollar (US$) an. Dies entspricht mehr als einer Verdoppelung gegenüber dem Jahr 2021 (knapp 200 Millionen US$).

Um die Ziele zu erreichen, flankiert der Staat den Ausbau der Textil- und Bekleidungsindustrie mit folgenden Maßnahmen:

• finanzielle Unterstützung bei der Beschaffung von Ausrüstungen (unter anderem durch eine Kofinanzierung von Leasingverträgen),
• Gewährung von Zuschüssen für eine Beteiligung an internationalen Messen und Ausstellungen, darunter an der ITMA 2023 in Mailand (Internationale Ausstellung für Textilmaschinen),
• Gewinnung ausländischer Experten für Langzeiteinsätze an armenischen Hoch- und Fachschulen (einschließlich der Gewährung von Gehaltszuschüssen),
• Gewährung von Stipendien für die Ausbildung von Fachkräften (Ingenieuren und Technologen),
• Förderung der Facharbeiterausbildung und Investitionen in die technische Ausstattung von Ausbildungsstätten,
• Ausbau der Kooperation mit ausländischen Fachorganisationen und -verbänden sowie Ausbildungseinrichtungen,
• Eröffnung von Filialen ausländischer Bildungseinrichtungen in Armenien.

Armenien will sich in internationale Lieferketten einklinken

Die neue Branchenstrategie für die Jahre 2022 bis 2026 steht unter zwei Vorzeichen:

1. Armenien kommt seit dem 1. Januar 2022 bei Lieferungen in die Europäische Union (EU) nicht mehr in den Genuss des Allgemeinen Präferenzsystem (GSP+), sprich des Nullzollsatzes für Bekleidungslieferungen in die EU (galt seit 2014). Grund ist die Einstufung Armeniens in die Kategorie der Länder mit mittlerem Einkommen in den Jahren 2018 bis 2020. Bei Importen in die EU finden nun die Basiszollsätze Anwendung. Experten erwarten, dass die Ausfuhren von Textilen und Bekleidung in die EU-Länder zurückgehen werden. In den Jahren 2019 und 2020 betrugen diese Lieferungen 70 Millionen Euro und 58 Millionen Euro. Mit der Modernisierung und Förderung der Branche trägt die Regierung dafür Sorge, dass die Exporte stabil bleiben und künftig sogar steigen.
2. Das Land will von der zu erwartenden Neuausrichtung internationaler Lieferketten als Folge aktueller globaler Konflikte profitieren. Es will im Auftrag ausländischer Handelsketten Produkte veredeln und Nähaufträge internationaler Modeketten übernehmen. Aber auch eigene Markenprodukte sollen ihren Weg in die Kaufhäuser weltweit finden. 

Neue ausländische Förderinitiativen für den Industriezweig

Internationale Förderinstitutionen und Geberbanken, wie die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), der britische UK Good Governance Fund (UKaid) oder die EU-Initiative EU4Business, beteiligen sich ebenfalls am Ausbau der armenischen Textil- und Bekleidungsindustrie. Beispielsweise zeigt das Büro für Unternehmensförderung (Business Support Office – Armenia/BSO) mit internationaler Unterstützung Lösungsansätze für eine höhere Wertschöpfung auf und begleitet Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Entwicklungspläne.

Der Verband der Industriellen und Unternehmer Armeniens (Union of Manufacturers and Businessmen of Armenia/UMBA) und der Verband der litauischen Bekleidungs- und Textilindustrie (Lithuanian Apparel and Textile Industry Association/LATIA) engagieren sich bei der Beratung von Textil- und Bekleidungsherstellern im Rahmen der EU-Inititive EU4Business. Im Fokus stehen dabei:

• Projekte zur Effizienzsteigerung,
• Einführung internationaler Standards in den Betrieben,
• ökologische Ausrichtungen der Produktion.

Die Experten aller genannten Organisationen bescheinigen der armenischen Bekleidungsindustrie gute Expansionschancen. Diese werden begünstigt durch günstige Produktionskosten und liberale Bedingungen für die Gewerbeansiedlung und Investitionen. Außerdem profitiert Armenien von zollfreien Lieferungen in die Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion, der GUS und nach Georgien sowie Zollpräferenzen für Exporte in die USA, nach Kanada, in die Schweiz, nach Japan und Norwegen. 

Bei der Suche nach Partnern in Armenien sind die Nationale Agentur für Investitions- und Handelsförderung Enterprise Armenia und der Deutsche Wirtschaftsverband Armenien (DWV Armenien) gerne behilflich.