Branchen | Aserbaidschan | Wasserversorgung, Bewässerung
Aserbaidschan investiert in Wasserspeicher und Kanäle
Neue Entwicklungs- und Aktionspläne für eine sichere Wasserversorgung und effiziente Bewässerung bieten ein großes Projektportfolio.
01.10.2021
Von Uwe Strohbach | Baku
Aserbaidschan muss dringend mehr in die Bereitstellung von Wasser für die Privathaushalte und für die Bewässerung investieren. Für einen Schub sorgen soll das Entwicklungsprogramm des staatlichen Monopolunternehmens für Melioration und Wasserwirtschaft Azmelsuteserrüfat.
Ein Prioritätenplan für weniger Wasserverluste und eine effektive Nutzung von Bewässerungswasser konkretisiert Modernisierungs- und Ausbauprojekte. Beide Dokumente umfassen zwei Zeitabschnitte, eine mittelfristige Perspektive bis 2025 und den Horizont bis 2030.
Die Projektliste umfasst neue Wasserspeicher mit einem Bruttofassungsvermögen von insgesamt 1 Milliarde Kubikmeter Wasser und die Modernisierung von Talsperren und Bewässerungskanälen. Im Fokus stehen auch eine sparsame Bewässerung, die Wiederverwendung von Bewässerungswasser und die Nutzung erneuerbarer Energien.
Intensiver zusammenarbeiten will Aserbaidschan mit seinen Nachbarn Georgien, Iran und Russland bei der wasserwirtschaftlichen Nutzung von Grenzflüssen und -gewässern. Erstmals nach vielen Jahren stehen auch mit Armenien diesbezüglich Gespräche an. Aktuell gibt es nur für knapp 22 Prozent der grenzüberschreitenden Wassereinzugsgebiete Aserbaidschans Vereinbarungen zur Wasserkooperation.
Pegel in den Talsperren sollen wieder steigen
Aserbaidschan muss in den kommenden Jahren mehrere Wasserspeicher (Stauseen und Talsperren) sanieren. Die Wasservorräte mit einer Gesamtkapazität von 20,5 Milliarden Kubikmeter sind in den letzten fünf Jahren stetig geschrumpft. Ursachen sind der Klimawandel, unterlassene Investitionen in die Instandsetzung und in Reparaturen sowie Wasserverluste.
Die Wasserreserven betrugen Anfang 2021 nur noch 10,6 Milliarden Kubikmeter gegenüber 16,5 Milliarden Kubikmeter zu Beginn des Jahres 2016. Der kritische Füllstand liegt bei 8,8 Milliarden Kubikmeter. Die Bewässerungswirtschaft leidet stark unter der geringen Füllmenge. Sie soll mittelfristig wieder das Niveau von 2016 erreichen.
Anfang 2020 gab es in Aserbaidschan 153 Wasserspeicher. Davon verfügten 61 über ein Fassungsvermögen von jeweils mehr als 1 Millionen Kubikmeter. Die größten Stauseen sind Mingetschewir (16 Milliarden Kubikmeter), Schamkir (2,6 Millionen Kubikmeter) und Araz (1,3 Milliarden Kubikmeter).
Abdichtung der Bewässerungskanäle zentral
In den meisten Bewässerungskanälen geht gut die Hälfte des Wassers durch Verdunstung und Versickerung verloren. Es gibt nur etwa 6.000 Kilometer Rohrleitungen, 5.900 Kilometer betonverkleidete Kanäle und 1.500 Kilometer Kastenrinnen.
Einfache Erdkanäle machen hingegen hohe 73 Prozent der insgesamt 52.000 Kilometer Haupt- und Sekundärwasserkanäle aus. Deren Anteil soll künftig deutlich sinken. Dabei setzen die Planer auf moderne Rohrsysteme und im Ausland erprobte wasserundurchlässige Kanalbettabdichtungen (Auskleidungen).
Der desolaten oder gänzlich fehlenden zentralen Wasserversorgung in vielen Landesteilen begegnet die Regierung mit der Bereitstellung öffentlicher Gelder für den Bau subartesischer Brunnen. Davon betrieb die staatliche Gesellschaft für Bewässerung und Wasserwirtschaft zu Jahresbeginn 2020 rund 8.100. In den letzten vier Jahren finanzierte der Staat jährlich etwa 300 bis 400 neue Brunnen.
Agrarsektor verbraucht das meiste Wasser
Die Landwirtschaft verursacht als größter Wassernutzer zugleich die meisten Wasserverluste. Die jährliche Wasserentnahme für den Bedarf des Agrarsektors und der technischen Wasserbereitstellung beziffert die Gesellschaft Azmelsuteserrüfat auf rund 10 Milliarden Kubikmeter. Davon werden 7 Milliarden Kubikmeter ineffizient genutzt. 3 Milliarden Kubikmeter versickern auf dem Weg zu den Feldern.
In Aserbaidschan werden gegenwärtig etwa 1,3 Millionen bis 1,4 Millionen Hektar Böden für den Anbau von Getreide, Futterkulturen, Rohbaumwolle, Melonen und anderen Kulturen bewässert. Mit einem Anteil von nahezu 90 Prozent dominiert die Oberflächenbewässerung.
2010 | 2015 | 2019 | 2020 | |
---|---|---|---|---|
Aserbaidschan, insgesamt | 5.496,6 | 6.056,8 | 7.038,3 | 7.251,6 |
Karabach | 1.178,6 | 1.435,5 | 1.587,0 | 1.636,9 |
Zentral-Aran | 995,4 | 1.032,9 | 1.171,1 | 1.191,5 |
Mil-Mugan | 941,8 | 987,7 | 1.092,3 | 1.111,2 |
Schirwan-Salyan | 546,6 | 600,9 | 731,1 | 752,5 |
Quazakh-Tovuz | 371,7 | 501,4 | 532,1 | 638,1 |
Ganja-Daschkesan | 346,6 | 442,3 | 595,6 | 603,0 |
Andere Regionen | 1.159,9 | 1.056,1 | 1.329,1 | 1.318,4 |
Mangelnde Finanzierung erschwert Projektumsetzung
Für zentrale Investitionsprogramme stellte die Regierung 2019 und 2020 im Schnitt rund 220 Millionen US-Dollar (US$) pro Jahr bereit, gegenüber 132 Millionen US$ in den beiden Vorjahren. Der Kapitalbedarf ist jedoch ungleich größer. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) hat Aserbaidschan ein neues Darlehen über etwa 100 Millionen US$ für die Bewässerung von 23.230 Hektar Böden in der Autonomen Republik Nachitschewan in Aussicht gestellt. Eine endgültige Entscheidung steht allerdings schon seit längerem aus.
Anfang April 2021 besetzte Präsident Alijew den Posten des Vorsitzenden der Gesellschaft für Melioration und Wasserwirtschaft mit Zaur Mikayilov neu. Die Zukunft wird zeigen, ob er die Gesellschaft zu einem effektiven und transparenten Unternehmen umkrempeln kann. Mikayilov war bisher in Leitungsfunktionen beim Mobilfunkbetreiber Bakcell, Bauunternehmen Pasha Construction und bei der Supermarktkette Bravo tätig.
Künftig sollen regionale Betreiber von Wasserentnahmebauwerken, Dämmen, Hauptkanälen und Bewässerungsanlagen verstärkt überprüft werden. So will man erheblichen Mängeln bei der Nutzung öffentlicher und ausländischer Gelder für die Projektfinanzierung entgegnen und technische Probleme in den wasserwirtschaftlichen Anlagen schneller beseitigen.
Projekte im Kompetenzbereich von Azmelsuteserrüfat
Projekt | Jahr der Inbetriebnahme | Länge in Kilometern |
---|---|---|
Baş-Muğan | 1960 | 34 |
Aşağı Muğan | 1960 | 66 |
Boztəpə | 1924 | 45 |
Xanarx | 2007 | 67 |
Köhnə Cənubi Muğan | 1960 | 65 |
Köhnə Xanqızı | 1933 | 65 |
Qızılarx | 1960 | 26 |
Qızlıq | 1952 | 41 |
Rəsul-arx | 1987 | 51 |
Türyançay sağ sahil | 1956 | 27 |
Yeni Cənubi Muğan | 1985 | 46 |
Yeni Cənubi Muğan | 1985 | 46 |
Yuxarı Zeyxur | 1938 | 35 |
|