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Branchen | Hongkong | Wassergewinnung

Hongkong setzt künftig auf Meerwasserentsalzung

Zwei Anlagen zur Wassergewinnung aus Meerwasser sollen die Versorgungssicherheit erhöhen. Zudem erfordern hohe Transportverluste Investitionen in das staatliche Leitungssystem.

Von Roland Rohde | Hongkong

Hongkong wird in den nächsten Jahren massiv investieren, um das sich abzeichnende Wasserproblem zu lösen. Die Sonderverwaltungsregion (SVR) mit knapp 7,5 Millionen Einwohnern kann sich nicht annähernd selbst versorgen. Grundwasser gibt es so gut wie gar nicht, bestehende Stauseen können laut Angaben des Water Supplies Department (WSD) im Durchschnitt nur 20 Prozent des lokalen Verbrauchs decken. In trockenen Jahren ist der Anteil teils wesentlich geringer.

Die ehemalige britische Kolonie importiert daher Wasser aus der benachbarten chinesischen Provinz Guangdong. Der dortige Fluss Dongjiang muss aber auch Metropolen wie Guangzhou, Shenzhen oder Dongguan versorgen. Der Wasserverbrauch dieser Städte steigt stetig, sodass es künftig zu Lieferengpässen kommen könnte.

Erste Anlage soll 2023 in Betrieb gehen

Das Anlegen von neuen Stauseen erweist sich angesichts der geringen Landfläche für die SVR kaum als gangbare Lösung. Daher bietet sich laut Experten nur die Meerwasserentsalzung als Alternative an. Die erste entsprechende Anlage befindet sich bereits in Bau und soll etwa 135.000 Kubikmeter Trinkwasser pro Tag herstellen. Das Projekt wird nach dem Design-Build-Operate-Prinzip verwirklicht: Das Unternehmen beziehungsweise das Konsortium, das den Zuschlag erhält, muss die Planung, Konstruktion und den Betrieb übernehmen.

In Hongkong sind im öffentlichen Sektor Design-Build-Operate-Betreibermodelle üblich.

Den Zuschlag für das Gesamtvorhaben erhielt nach Angaben der Hongkonger Regierung ein Joint Venture, an dem Acciona Agua (Spanien) sowie die einheimischen Firmen Jardine Engineering und China State Construction International beteiligt sind. Das Auftragsvolumen liegt bei fast 1,2 Milliarden US-Dollar (US$). Die beteiligten Unternehmen dürfen die Anlage zehn Jahre lang betreiben, eine fünfjährige Verlängerung der Frist ist vorgesehen. Die Bauarbeiten begannen Ende 2019 und sollen bis zum Jahr 2023 abgeschlossen sein.

Die Anlage könnte jedoch lediglich etwa 5 Prozent des lokalen Frischwasserbedarfs decken. Weil der Anteil so gering ausfällt, ist bereits eine Verdoppelung der Kapazitäten – vermutlich am gleichen Ort – in Planung. Die entsprechende Ausschreibung erfolgte noch nicht und wurde vorab nicht angekündigt. Regulär ist dies in Hongkong aber üblich. Insofern besteht für interessierte Firmen noch ein zeitlicher Vorlauf.

Leitungsverluste sollen bis 2030 auf unter 10 Prozent fallen

Zusätzlich modernisiert die SVR stetig ihr Leitungssystem, da der Wasserverlust relativ hoch ist. Laut Angaben des WSD lag er im öffentlichen Hauptleitungssystem 2019 bei 15 Prozent. Bis 2030 soll die Rate nach Vorgaben der Behörde auf unter 10 Prozent sinken.

Initiativen, die auf der Nachfrageseite ansetzen, sind indes rar. Wasser ist in Hongkong extrem preiswert. Die ersten 4 Kubikmeter Frischwasser sind für Privathaushalte pro Monat kostenfrei. Danach steigen die Preise progressiv, bleiben aber moderat. Laut einer Beispielrechnung des WSD zahlt ein Haushalt für einen monatlichen Verbrauch von 12,5 Kubikmeter gerade einmal knapp 10 US$. Der Bedarf an Technologien zur Wassereinsparung ist infolgedessen gering.

Wasser ist in Hongkong äußerst günstig, sodass es wenige Anreize zum Sparen gibt.

Als weitere Konsequenz steigt der Wasserverbrauch seit Jahren stetig, wenn auch nicht dramatisch an. Für den Zeitraum 2010 bis 2020 ergibt sich ein kumuliertes Plus von 11 Prozent, was vor allem auf die wachsende Bevölkerung zurückzuführen ist. Sie dürfte nach dem Ende der Coronapandemie durch Zuwanderung steigen.

Ausschreibungen in Hongkong meist fair und offen

Alle größeren staatlichen Anschaffungen von Waren und Dienstleistungen müssen in Hongkong öffentlich ausgeschrieben werden. Die SVR ist Mitglied des Agreement on Government Procurement (GPA) der Welthandelsorganisation WTO. Ausschreibungen verlaufen in der Regel fair und offen. Korruption spielt eine vergleichsweise geringe Rolle. Zwar erhalten Hongkonger und chinesische Anbieter oftmals den Zuschlag für die Rohbauten oder das Gesamtprojekt. Doch die Regierung legt auch Wert auf ausländische Expertise. Insbesondere im Bereich Planung und technische Ausstattung ergeben sich in der Regel umfangreiche Zuliefermöglichkeiten.

Staatliche Beschaffungen wickelt das Government Logistics Department ab. Über dessen Webseite können sich Unternehmen kostenlos als offizielle Zulieferer registrieren lassen. Das Development Bureau informiert über künftige Beschaffungsvorhaben. Entsprechende Ergebnisse zum Thema Wasser sind unter der Kategorie "Water Supplies Department" zu finden. Sämtliche Informationen sind auf Englisch verfügbar. Auf der Webseite der Wasserbehörde können laufende Ausschreibungen eingesehen werden.

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