Aserbaidschan setzt auf Breitband und Glasfaser

Die Regierung Aserbaidschans will moderne Informations- und Kommunikations­technologien (IKT) ausbauen und forciert nutzen. Im Strategiepapier für die sozioökonomische Entwicklung des Landes vom Februar 2021, auch bekannt als „Aserbaidschan 2030“, hat es die Branche daher auf die Prioritätenliste geschafft. 

Das im Herbst 2021 neu aufgestellte Ministerium für digitale Entwicklung und Transport soll für verbesserte Rahmenbedingungen in der Branche sorgen. In dessen Aufgabenbereich fällt auch die Förderung von perspektivreichen Projekten im IKT-Sektor und die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft.

Branchenakteure blicken mit Zuversicht in die Zukunft

Viele geplante Ausbauprojekte im IKT-Sektor sprechen dafür, dass die Investitionsneigung in der Branche an Fahrt gewinnt und die Umsätze in dem Wirtschaftszweig an Dynamik zulegen. Fest geplante Reformen zur Stärkung eines gerechten und freien Wettbewerbs in der Wirtschaft dürften auch für mehr Transparenz in der Telekommunikations- und Informationsbranche sorgen. Diese Pläne sind in einem strategischen Maßnahmenplan der aserbaidschanischen Wettbewerbsbehörde (Staatlicher Dienst für Antimonopolpolitik und Aufsicht über den Verbrauchermarkt beim Ministerium für Wirtschaft Aserbaidschans) für die Jahre 2021 bis 2023 verankert.

Breites Projektspektrum bietet Liefer- und Kooperationschancen  

Ziel der Ausbauvorhaben ist eine flächendeckende und stabile Versorgung mit leistungsfähigen Telekommunikationsverbindungen, einschließlich schnellen Internets. Die aktuellen und mittelfristigen Pläne konzentrieren sich auf:

• beschleunigten Wiederaufbau und Ausbau der Telekommunikationsnetze in den Ende 2020 von Armenien zurückeroberten Gebieten in der Region Karabach,    
• Sicherung des Zugangs zum Kabelinternet in allen Landesteilen bis Ende 2024 auf Basis der GPON-Technologie (Gigabit Passive Optical Network) und vorwiegend im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften mit lokalen Internet-Service-Providern (Aztelekom, Baktelecom und Azeronline und anderen Unternehmen; im Einzelnen: Anschluss von etwa 700 Gemeinden an das Internet; Zielvorgabe für 2022: Anschluss von 150.000 Haushalten an das Internet),
• eine Erhöhung der durchschnittlichen Download-Geschwindigkeit der Internetanschlüsse (Festnetz) auf 25 Megabit pro Sekunde (Medianwert; zum Vergleich Januar 2022: 17,4 Megabit pro Sekunde laut Speedtest der US-amerikanischen Firma Oakla; gegenwärtig haben rund 70 Prozent der Festnetz-Internetnutzer einen Netzzugang über die ADSL-Technologie mit einer maximalen Geschwindigkeit von bis zu 10 Megabit pro Sekunde),
• forcierte Umsetzung des 2018 offiziell gestarteten Programms Azerbaijan Digital Hub durch die Telekommunikationsgesellschaft AzerTelecom (Projekte: Digitale Seidenstraße/Transkaspische Glasfaserverbindungen, Errichtung von Datenzentren, beschleunigte Modernisierung der lokalen Telekommunikationsinfrastruktur),
• forcierten Ausbau digitaler Produkte (Produktvielfalt und Quantität) in den Telekommunikationsunternehmen (Bezahldienste, Bibliothek, Fremdsprachen, Filme, Musik, Spiele) und des E-Government-Portals,
• weiteren Ausbau der Satellitenkommunikation durch die Gesellschaft Azerkosmos: Vorbereitungen für den Start eines vierten Satelliten, Kooperation beim Bau und Betrieb von Satelliten mit der Gesellschaft Infinite Orbits PTE Ltd. (Singapur) und verstärkte kommerzielle Nutzung der schon in den Orbit gebrachten Satelliten Azerspace-1 (Einsatzgebiet: Telekommunikation, Inbetriebnahme: 2013), Azersky (Erdbeobachtung, 2014) und Azerspace-2 (Telekommunikation, 2018).

Neue staatliche Agenturen unterstützen IKT-Ausbau 

Zwei Agenturen im Geschäftsbereich des Ministeriums für digitale Entwicklung und Transport flankieren die Umsetzung dieser Vorhaben. Mit der Agentur für Informations- und Kommunikationstechnologien verfügt Aserbaidschan erstmals über eine Regulierungsbehörde für die Sektoren mobile und kabelgebundene Breitbandkommunikation und IKT-Dienste in entfernten Regionen.

Das Amt soll mit seinen Regulierungsentscheidungen den Auf- und Ausbau hochleistungsfähiger Netze unterstützen. Die Behörde erfüllt auch hoheitliche Aufgaben wie:

• Zertifizierung,
• Qualitätskontrolle,
• Kontrolle der Preispolitik der Telekommunikationsanbieter. 

Haupttätigkeitsfelder der Agentur für Innovation und digitale Entwicklung sind:

• Schaffung eines effektiven Regelwerks für die digitale Transformation,
• Förderung neuer, innovativer Produkte und Geschäftsmodelle,
• finanzielle Unterstützung innovationsgetriebener Forschungsprojekte.

Bisherige Entwicklung hinkt Erwartungen hinterher

Aserbaidschan hat in der Vergangenheit schon mehrere mittel- und langfristige Entwicklungsprogramme für den IKT-Sektor verabschiedet. Die erreichten Ergebnisse sind aber noch wenig zufriedenstellend. Beispielsweise machten die jährlichen Einnahmen der Branche im Jahr 2021 mit 1,4 Milliarden US-Dollar (US$) nur einen Bruchteil der ursprünglich für 2020 avisierten 8 Milliarden US$ aus. Der Anteil der IKT-Branche am Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug 2021 bescheidene 1,8 Prozent, gegenüber den für 2020 einst angepeilten 5 Prozent.   

Das Land kann auch, was die Versorgung mit schnellem Internet angeht, mit den meisten anderen GUS-Republiken nicht mithalten. Viele Dörfer sind vom World Wide Web noch gänzlich abgeschnitten. Die Qualität des Mobilfunknetzes lässt vielerorts zu wünschen übrig. Als Hauptgründe für den noch unzureichend entwickelten IKT-Markt führen Marktkenner schwache Investitionen und noch erhebliche Wettbewerbsdefizite in der Branche an. Der Internetmarkt wird immer noch größtenteils durch staatliche Service-Provider kontrolliert.

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