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Australien investiert in Pumpspeicherkraft

Die Bundesstaaten in Down Under forcieren die Energiewende. Für ein Gelingen sind große Stromspeicher erforderlich. Pumpspeicheranlagen sollen einen wichtigen Beitrag leisten.

Von Heiko Stumpf | Sydney

In Australien vollzieht sich ein großflächiger Ausbau der Pumpspeicherkraft. Landesweit befinden sich 18 Projekte mit einer Gesamtleistung von rund 14 Gigawatt in Planung. Die Investitionsoffensive dient der besseren Integration von erneuerbarer Energie in das Stromnetz.

Pumpspeicherkraftwerke basieren auf einem einfachen Prinzip: Wenn Solar- und Windkraftanlagen einen Stromüberschuss produzieren, wird dieser genutzt, um Wasser auf einen Berg zu pumpen. In Zeiten mit hoher Stromnachfrage fließt das Wasser dann bergab durch eine Turbine. So kann die schwankende Stromerzeugung durch Sonne und Wind ausgeglichen werden.

Wasserspeicher bilden Rückgrat der Energiewende

Eine Vorreiterrolle spielt der Bundesstaat Queensland mit den beiden Großvorhaben Pioneer-Burdekin und Borumba. Mit einer enormen Leistung von 5 Gigawatt wäre Pioneer-Burdekin nach der vollständigen Inbetriebnahme im Jahr 2035 das größte Pumpspeicherkraftwerk der Welt. Die geschätzten Baukosten liegen bei knapp 9 Milliarden US-Dollar (US$). Die Anlage Borumba soll bereits im Jahr 2030 den ersten Strom erzeugen. Die geplante Leistung beträgt 2 Gigawatt, wofür ein Investitionsvolumen von etwa 3,8 Milliarden US$ erforderlich ist.

Realisiert werden die beiden Projekte durch das eigens dafür gegründete Staatsunternehmen Queensland Hydro. Die Regierung von Queensland stellt umgerechnet rund 206 Millionen US$ zur Verfügung, damit Queensland Hydro die Machbarkeitsplanungen für die beiden Vorhaben voranbringen kann.

Pumpspeicherkraft ist ein zentraler Baustein für die Energiewende in Queensland. Im australischen Föderalismus verfügen die Bundesstaaten über weitreichende Kompetenzen in der Energiepolitik. Bis 2035 will Queensland den Anteil der erneuerbaren Energien im Stromnetz auf 80 Prozent steigern. Fünf staatseigene Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 4,8 Gigawatt sollen in diesem Zuge abgeschaltet werden. Als Ersatz ist der Zubau von 22 Gigawatt an regenerativen Erzeugungskapazitäten erforderlich, wofür unterstützende Energiespeicher benötigt werden.

Alte Minen dienen als Standorte für Pumpspeicher

Neben den staatlichen Projekten sind in Queensland auch private Entwickler aktiv. Das Unternehmen Genex Power verbindet im Rahmen des Kidston Clean Energy Hub zwei stillgelegte Gruben einer Goldmine zu einem Pumpspeicherkraftwerk mit einer Leistung von 250 Megawatt. Die Arbeiten haben bereits begonnen und sollen 2024 abgeschlossen sein. Die Turbine der Anlage wird von Andritz Hydro geliefert.

Für das Konzept der Umwandlung von Bergwerken interessieren sich auch andere Entwickler. Evolution Mining arbeitet bis Mitte 2023 an Machbarkeitsstudien für den Bau eines Pumpspeicherkraftwerks in der Mount Rawdon Goldmine. Der Bergbaubetrieb soll 2028 enden, sodass anschließend ein Kraftwerk mit einer Leistung von bis zu 2 Gigawatt entstehen könnte.

Im benachbarten Bundesstaat New South Wales sollen Pumpspeicherkraftwerke in stillgelegten Kohleminen entstehen. Für das Newstan-Projekt will Centennial Coal eine geflutete Tagebaugrube mit einem Reservoir in unterirdischen Schächten verbinden. Auch das Vorhaben Bells Mountain des Energiekonzerns AGL entsteht in einer ehemaligen Kohlemine.

New South Wales erleichtert Projektfinanzierungen

Das Ausbauziel von New South Wales für erneuerbare Energien beläuft sich auf mindestens 12 Gigawatt bis 2030, unterstützt von mindestens 2 Gigawatt an Langzeitenergiespeichern. Unterstützung erhalten Projektentwickler durch die von der Regierung des Bundesstaates vergebenen sogenannten "Long Term Energy Service Agreements".

Die Fördermaßnahme gewährt Kraftwerksbetreibern einen langfristigen Mindestabnahmepreis für grünen Strom. Dadurch sollen Projektentwickler Zugang zu besseren Finanzierungsbedingungen erhalten. Die Realisierungschancen für die zahlreichen geplanten Pumpspeicherkraftwerke in New South Wales stehen dadurch gut. Insgesamt wird in New South Wales bereits an sieben Projekten mit einer Gesamtleistung von 2,8 Gigawatt gearbeitet.

Bereits in Bau befindet sich das Prestigeobjekt Snowy 2.0. Die Anlage mit 2 Gigawatt Leistung soll bis 2026 fertiggestellt werden. Bei dem Vorhaben gibt es eine starke deutsche Beteiligung. So liefert Voith Turbo aus Heidenheim die Kraftwerksturbine. Der Verbindungstunnel zwischen dem oberen und unteren Reservoir wird mit Maschinen von Herrenknecht gegraben.

Mit dem Thema Energiespeicherung beschäftigt sich auch der staatliche Versorger Water NSW. Das Unternehmen betreibt zahlreiche Dämme, insbesondere für die Wasserversorgung des Großraumes Sydney. Derzeit werden mehrere Standorte auf die Eignung als mögliches Pumpspeicherkraftwerk untersucht.

Tasmanien will nationaler Energiespeicher werden

Ehrgeizige Ziele setzt sich Tasmanien im Rahmen des Vorhabens "Battery of the Nation". Das Projekt umfasst mehrere Komponenten zur besseren Nutzung der reichhaltigen Wasserressourcen. Die bereits installierte Wasserkraftleistung von rund 2,6 Gigawatt trägt im Wesentlichen dazu bei, dass der Anteil der erneuerbaren Energie im Stromnetz von Tasmanien bereits 100 Prozent erreicht.

Geplant ist der Neubau des Pumpspeicherkraftwerks Lake Cethana (750 Megawatt) sowie der Ausbau des Tarraleah Hydropower Scheme (220 Megawatt). Die Pläne stehen im engen Zusammenhang mit dem Marinus Link, einem 255 Kilometer langen Seekabel (1.500 Megawatt), welches sauberen Strom aus Tasmanien in das Netz der australischen Ostküste leiten soll.

Noch vergleichsweise dünn gesät ist die Projektlandschaft in Victoria. Bis 2035 will der wichtige Bundesstaat jedoch eine Energiespeicherleistung von 6,3 Gigawatt errichten. Dafür soll es neue Fördermittel geben, wovon auch neue Pumpspeicherkraftwerke profitieren könnten. Die Unternehmen Sunshine Hydro und Energy Estate kündigten an, in Victoria mehrere Projekte mit einer Leistung von 4,5 Gigawatt entwickeln zu wollen. Ein erstes Projekt gibt es auch an der australischen Westküste. Die Seven Group plant eine 400 Megawatt Anlage in Collie.

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