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Special | Australien | Rohstoffsicherung

Australien hat Schlüsselrolle für deutsche Rohstoffsicherung

Australien positioniert sich als wichtiger Akteur im Weltmarkt für kritische Mineralien. Das Land ist als enger Partner für die deutsche Rohstoffsicherung einzustufen.

Von Daniel Lenkeit | Sydney

Australien gehört zu den führenden Rohstoffproduzenten und -exporteuren der Welt. Bekannt ist das sechstgrößte Flächenland der Erde vor allem für Steinkohleexporte, Eisen- und Bauxitförderung sowie große Uran- und Erdgasreserven. Es ist auch der weltgrößte Lithiumförderer und entwickelt Vorkommen an seltenen Erden. Der Anteil des Bergbaus am Bruttoinlandsprodukt ist mit etwa 13 Prozent bedeutend.

Global Player bei kritischen Mineralien

Die im Mai 2024 unterzeichnete Vereinbarung zwischen der Europäischen Union und Australien zu kritischen und strategischen Mineralien ist ein erster Schritt, um das Land als Beschaffungsmarkt für deutsche Industrie- und Technologieunternehmen zu gewinnen. Mit dieser Partnerschaft diversifiziert die EU ihre Lieferketten für Materialien, die sie für die Energiewende und die Digitalisierung benötigt. Australien besitzt viele der von der EU begehrten kritischen Mineralien.

Ausländische Technologien gefragt zum Ausbau lokaler Wertschöpfung

Australien will seinen lokalen Sektor für kritische Mineralien weiterentwickeln. Die europäisch-australische Partnerschaft schließt die gesamte Wertschöpfungskette für kritische und strategische Mineralien ein. Von der Exploration über den Abbau, die Verarbeitung und Veredelung der Rohstoffe sowie das Recycling mineralischer Abfälle bieten sich hier Möglichkeiten zur Markterschließung.

Der Ausbau des Bergbausektors und der Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten benötigt in den nächsten Jahren hohe Investitionen und führt zu einem steigenden Bedarf an Technologien und Zulieferprodukten. Deutsche Unternehmen mit Expertise in modernen Bergbautechnologien, vor allem für nachhaltige und energieeffiziente Abbaumethoden oder Firmen mit Verarbeitungstechnologien, die Umweltbelastungen und Wasserverbrauch reduzieren, sollten den australischen Markt im Auge behalten.

Vorkommen: Australien ist reich an Mineralien

Die meisten Lagerstätten für kritische Mineralien gibt es im Bundesstaat Western Australia. Im südlichen Teil befindet sich unter anderem Greenbushes, die größte Lithiummine der Welt, im Betrieb von Talison Lithium.

In der Pilbara Region im Norden Western Australias, gibt es weitere große Lithiumprojekte. Pilbara ist ansonsten vor allem bekannt für seine Eisenerzvorkommen. Auch Gold- und Kupferlagerstätten werden zunehmend erkundet und entwickelt. 

Rohstoffvorkommen in Australien
Rohstoff

Vorräte (in 1.000 t)

Weltanteil (in %)

Bauxit

5.300.000

16,6

Mangan

270.000

18,1

Titan

 

 

   Ilmenit

160.000

22,9

   Rutil

31.000

62,8

Nickel

21.000

22,0

Vanadium

6.000

24,8

Lithium

5.700

25,4

Kobalt

1.400

18,3

Alle Angaben Stand 2021.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

Neue Funde bei seltenen Erden

Vorkommen von seltenen Erden sind auf dem ganzen Kontinent zu finden. Zu den wichtigsten Lagerstätten gehören etwa Mount Weld in Western Australia und Nolans Bore Project im Northern Territory. Hier sind unter anderem die für Hochleistungsmagnete wichtigen leichten Erden Neodym und Praseodym vorhanden.

Ein weiteres vielversprechendes Seltene-Erden-Projekt ist North Stanmore nördlich der Stadt Cue in Western Australia. Hier wurden in ionischem Ton schwere Seltene Erden, darunter große Anteile an Scandium, nachgewiesen. Der geologische Dienst der Regionalregierung hat das im Besitz von Victory Metals befindliche Vorkommen als "world class" eingestuft.

In Australien sind die Chancen zudem groß, neue Vorkommen zu entdecken. In ihrer "Critical Minerals Strategy 2023-2030" gibt die Regierung an, dass 80 Prozent der Fläche des Kontinents unerforscht sind.

Australian Critical Minerals Prospectus

Die australische Regierung hat im Januar 2024 ein neues Verzeichnis mit 52 investitionsreifen Projekten zu kritischen Mineralien veröffentlicht. Diese Projekte umfassen Bergbau-, Verarbeitungs- und Wertschöpfungsmöglichkeiten entlang der Lieferkette für kritische Mineralien.

Erschließung: Bei elf Mineralien Top 3 der globalen Produktion 

In Australien sind viele ausländische Unternehmen im Bergbau aktiv, vor allem in der Exploration und Förderung von Mineralien. Eine prinzipiell investitionsfreundliche Politik ermöglicht es ausländischen Unternehmen, im Rohstoffsektor zu investieren und Abbaukonzessionen zu erhalten. 

Allerdings kündigte die Regierung kürzlich an, genauer auf ausländische Investitionen in strategisch wichtigen Bergbauprojekten zu schauen. Direktinvestitionen seien weiterhin willkommen, "solange sie Australiens Interessen nicht entgegen stehen", sagte Finanzminister Jim Chalmers mit Blick auf China.

Rohstoffförderung in Australien
Rohstoff

Förderung (in 1.000 t)

Weltanteil (in %)

Bauxit

103.266

27,3

Titan 

 

 

  Ilmenit

600

5,4

  Rutil

150,9

23,6

Nickel

153,2

5,7

Lithium

55

52,5

Seltene Erden (Seltenerdoxide )

15,6

5,9

Kobalt

5,3

4,0

Alle Angaben Stand 2021.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

Bei der Förderung von Lithium, Bauxit, Titan, Kobalt und seltenen Erden ist das Land bereits Weltspitze. Bei Tantal, Kupfer, Antimon und Platinmetallen gehört es zum erweiterten Kreis. Der australische Nickel- und Lithiumbergbau geriet in den letzten Jahren ins Stocken, da der Weltmarkt vor allem mit großen Mengen an indonesischem Nickel und chinesischem Lithium gesättigt wird, was zu einem Preisverfall geführt hat.

Verarbeitung: Bau von Raffinerien und Produktionsstätten geplant

Australien hat historisch wenig in die erforderliche Infrastruktur für die Mineralienverarbeitung investiert. Der Schwerpunkt lag auf Abbau und Export der Rohstoffe und weniger auf dem Bau von Raffinerien und Verarbeitungsanlagen. Dies ändert sich nun. Das Land ist bestrebt, seinen Platz in der globalen Lieferkette für wichtige Mineralien zu veredeln. Raffinerien und eigene Produktionen von Batteriekomponenten nennt die Regierung als Ziele.

Rohstoffverarbeitung in Australien
Rohstoff

Verarbeitung pro Jahr (in 1.000 t)

Weltanteil (in %)

Bauxit (Aluminium)

20.624

14,6

Nickel

99

3,8

Alle Angaben Stand 2021.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

ESG: Bei der Rohstoffförderung haben ESG-Aspekte hohe Bedeutung

Mit ihrer "Critical Minerals Strategy" will die Regierung das Land als globalen Vorreiter in der nachhaltigen Rohstoffförderung etablieren. Zusammen mit Deutschland ist Australien bereits Mitglied der "Sustainable Critical Minerals Alliance", in der alle beitretenden Staaten freiwillig an der Entwicklung einer nachhaltigen und integrativen Bergbaupraxis arbeiten.

Die Expansion des Sektors erfordert daher strenge Umweltprüfungen und nachhaltige Praktiken. Unternehmen, die sich auf Umweltverträglichkeitsprüfungen, Nachhaltigkeitsberatung, Rückverfolgung von Lieferketten und Sanierungsdienste spezialisiert haben, sind gefragt. Das gilt auch für Lösungen im Abfallmanagement. Deutsche Unternehmen können Technologien und Dienstleistungen für die Bewirtschaftung von Abfällen und Nebenprodukten aus dem Bergbau und der Verarbeitung anbieten.

Von der Umsetzung der ESG-Ziele hängt unter anderem die Akzeptanz des Bergbausektors in Australien ab. Ebenso wichtig ist der dadurch erhoffte Vorteil, ESG-sensiblen Kunden auf dem Weltmarkt nachhaltig produzierte Produkte zu einem höheren Preis anbieten zu können.    

ESG: Stärken und Schwächen
 StärkenSchwächen
Ökologie
  • Strenge Umweltvorschriften für Bergbauoperationen
  • Bemühungen, Klimawandel zu reduzieren
  • Verpflichtung zur Renaturierung nach abgeschlossenen Bergbauprojekten
  • Hohe CO2-Emissionen, etwa beim Kohlebergbau
  • Hoher Wasserverbrauch in wasserarmen Regionen
  • Nachlassende Biodiversität (etwa im Great Barrier Reef durch Kohleexport)
Soziales 
  • Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinschaften 
  • Maßnahmen für gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne, hohe Arbeitssicherheit, Gleichstellung am Arbeitsplatz
  • Management von Umweltverschmutzungen und soziale Auswirkungen auf lokale Gemeinden 
  • Konflikte zwischen wirtschaftlich getriebenen Bergbauprojekten und indigenen Gemeinschaften
  • Schlechte Arbeitsbedingungen in abgelegenen Bergbaustandorten
Governance
  • Guter regulatorischer Rahmen für Umwelt- und Sozialverträglichkeit, Anti-Korruptionsrichtlinien, Rechenschaftspflichten von Unternehmen
  • Transparenz- und Berichtspflichten für ESG-Maßnahmen
  • Ethische Unternehmensführung
  • Teilweise mangelnde Transparenz bei Lizenzvergaben 
  • Teilweise oberflächliche Anwendung von ESG-Kriterien zur Beruhigung von Investoren

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