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Wirtschaftsausblick | Bahrain

Bahrain muss seine Wirtschaft weiter diversifizieren

Die Wirtschaft des Königreichs befindet sich auf Expansionskurs. Allerdings kann der krisenanfällige Öl- und Gassektor auch zukünftig das Wachstum immer wieder bremsen.

Von Robert Espey | Dubai

Top-Thema: Staatsverschuldung wächst weiter

Das Königreich Bahrain wird auch in den kommenden Jahren hohe Haushaltsdefizite verzeichnen. Für 2024 prognostiziert die Weltbank einen Fehlbetrag von 9,1 Prozent und eine Schuldenquote von 128,4 Prozent. Für die kommenden zwei Jahre erwartet sie weder beim Haushaltsdefizit noch bei der Schuldenquote eine Entspannung. Grund dafür sind vor allem die sinkenden Öl- und Gaseinnahmen. Nach einem Rückgang um 16 Prozent im Jahr 2023 werden die Einnahmen auch in diesem Jahr weiter sinken. Zwar bewegt sich der Ölpreis wieder auf Vorjahresniveau, jedoch ist die Produktionsmenge erneut zurückgegangen. Der Öl- und Gassektor ist die wichtigste Einnahmequelle des Staates: Im Jahr 2023 entfielen 64 Prozent der Staatseinnahmen auf den Sektor.

Um die Ausgaben zu senken, will der Staat laufende und investive Ausgaben reduzieren. Die staatlichen Personalausgaben sollen sinken und die Subventionen auf bedürftige Bevölkerungsgruppen konzentriert werden. Auf diese Maßnahmen hatte sich die Regierung im Jahr 2018 verkündeten und 2021 überarbeiteten Fiscal Balance Program (FBP) geeinigt, das für 2024 einen ausgeglichenen Staatshaushalt angestrebt hat. Das Programm sieht zudem vor, die Einnahmen über neue beziehungsweise höhere Gebühren, höhere Abgaben staatlicher Unternehmen sowie ein wachsendes Mehrwertsteueraufkommen zu erhöhen.

Um die Nichtöleinnahmen zu steigern, erhebt Bahrain ab 2025 für im Land tätige multinationale Unternehmen eine Domestic Minimum Top-up Tax in Höhe von 15 Prozent. Die neue Steuer wird zur Umsetzung der OECD-/G20-Mindeststeuerregelung eingeführt.

Wirtschaftsausblick: Nichtölsektor ist Wachstumsmotor

Die meisten Prognosen gehen für 2024 von einer mäßigen Wachstumsbeschleunigung aus. In den kommenden zwei Jahren wird jedoch eine leichte Abschwächung des Wachstums erwartet. 

Das BIP legte 2023 nur noch um real 3 Prozent zu. Eine weitere Schrumpfung der Öl- und Gasförderung um 2,4 Prozent und ein geringerer Zuwachs von 4 Prozent in der Nichtölwirtschaft sorgten für ein geringeres Wachstum.

Nach vorläufigen Berechnungen ist das BIP im 1. Halbjahr 2024 um 2,3 Prozent gewachsen. Einem Minus von 2,1 Prozent im Öl- und Gassektor steht eine Expansion der Nichtölwirtschaft um 3,1 Prozent gegenüber. Deutlich überdurchschnittliche Zuwachsraten verbuchten das Hotel- und Gaststättengewerbe mit 10,7 Prozent, das Transport- und Lagerwesen mit 9,1 Prozent sowie der Bereich Information und Kommunikation mit 8,7 Prozent.

Bahrain weist von den sechs Staaten des Golfkooperationsrats (GCC) die geringste Abhängigkeit vom Ölsektor auf. Dennoch hatte die Öl- und Gaswirtschaft mit einem Anteil von 16,1 Prozent am BIP im Jahr 2023 einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung. Das Finanz- und Versicherungswesen war mit einem BIP-Anteil von 17,8 Prozent der größte Wirtschaftszweig. Die verarbeitende Industrie kam auf 13,6 Prozent. Ein Großteil der Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe entfällt auf die Raffinerieproduktion und die Aluminiumerzeugung.

Bahrains Wirtschaft erhält kräftige Wachstumsimpulse durch Projektfinanzierungen des GCC Development Fund. Im 1. Halbjahr 2024 wurden mit Förderung des Entwicklungsfonds Investitionsvorhaben im Wohnungsbau, Straßenbau (Northern Road Projekt) und in der Wasserwirtschaft (Tubli Kläranlage) vergeben.

Ausländische Direktinvestitionen sind ebenfalls eine wichtige Stütze der bahrainischen Wirtschaft. Der Bestand lag Mitte 2024 bei 44,1 Milliarden US$. Fast zwei Drittel dieser Investitionen gingen in die Finanz- und Versicherungswirtschaft, gefolgt von der verarbeitenden Industrie mit einem Anteil von 14 Prozent. Herkunftsländer waren vor allem Kuwait, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Die bahrainischen Exporterlöse hängen wesentlich von der Nachfrageentwicklung bei Rohöl, Ölerzeugnissen, chemischen Produkten und Rohmetallen (insbesondere Aluminium) ab. Im Jahr 2023 schrumpfte die Gesamtausfuhr um 17,8 Prozent auf 24,8 Milliarden US$. Im 1. Halbjahr 2024 wurde wieder ein Zuwachs von 4,5 Prozent erzielt.

Deutsche Perspektive: Flug- und Fahrzeuge, Maschinen sowie Pharmazeutika gefragt

Destatis zufolge sind die deutschen Ausfuhren nach Bahrain in den ersten acht Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 23,4 Prozent auf 331 Millionen Euro eingebrochen. Hier machte sich vor allem ein Einmaleffekt des Vorjahres bemerkbar: Während 2023 Luftfahrzeuge und -ausrüstung im Wert von 183 Millionen Euro geliefert wurden, ging dieser Wert 2024 um 48 Prozent auf 95 Millionen Euro zurück. Unterschiedliche Stückzahlen bei den Lieferungen von Airbus 321neo aus Hamburg an Gulf Air, Bahrains nationale Fluggesellschaft, verursachten die starke Schwankung.

Die Exporte deutscher Straßenfahrzeuge stiegen in den ersten acht Monaten des Jahres 2024 um 34 Prozent auf 73 Millionen Euro. Bei Pharmazeutika gab es einen Anstieg um 18 Prozent auf 14 Millionen Euro. Nach Berechnungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau verringerte sich der deutsche Maschinenabsatz im 1. Halbjahr 2024 um 25 Prozent auf 22 Millionen Euro.

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