Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsausblick | Botsuana

Botsuanas Wirtschaft muss sich breiter aufstellen

Diamanten und Kupfer sind Botsuanas wirtschaftliches Standbein. Die jüngsten Exporteinbrüche erhöhen den Druck, andere Sektoren zu erschließen.
 

Von Jenny Tala | Johannesburg

Top-Thema: Acht Schlüsselsektoren für die Diversifizierung

Es geht wieder aufwärts für Botsuanas Exporte: Nach einem Einbruch von über 30 Prozent im Jahr 2023 rechnet die Economist Intelligence Unit (EIU) für 2024 mit einer leichten Erholung. Grund für den Export-Rückgang: Die gesunkene Nachfrage nach Diamanten. Botsuana ist nach Russland der zweitgrößte Diamantenproduzent weltweit, fast 90 Prozent der Ausfuhren entfielen in der Vergangenheit auf Diamanten. Entsprechend steht und fällt die Konjunktur mit der Nachfrage nach Diamanten auf dem Weltmarkt. 

Die Regierung bemüht sich um Diversifizierung. Dafür hat sie acht Schlüsselsektoren identifiziert, die besonders entwickelt werden sollen:

  • Bergbau
  • Finanz-, Immobilien- und Unternehmensdienstleistungen
  • Handel
  • Landwirtschaft
  • Sport und Kreativwirtschaft
  • Tourismus
  • Transport und Logistik
  • Verarbeitendes Gewerbe

Konkrete Pläne sollen im Oktober im Nationalen Entwicklungsplan (NDP 12) veröffentlicht werden. Die Diversifizierung der Wirtschaft soll Botsuana dabei helfen, das in der Entwicklungsagenda "Vision 2036" definierte Ziel zu erreichen, sich bis 2036 von einem Land mit "oberem mittleren Einkommen“ zu einem Land mit "hohem Einkommen“ zu entwickeln. Kein einfaches Unterfangen: Mit 2,4 Millionen Einwohnern ist der Binnenmarkt klein und der Konsum entsprechend begrenzt. Hinzu kommen eine hohe Arbeitslosigkeit und ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. 

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum legt zu

Im Oktober 2024 wird in Botsuana eine neue Regierung gewählt. Es wird erwartet, dass die amtierende Botswana Democratic Party (BDP) unter Präsident Mokgweetsi Masisi bestätigt wird und ihren wirtschaftsfreundlichen, auf Wachstum und Diversifizierung ausgerichteten Kurs fortsetzt. Botsuana gilt als eine der stabilsten Demokratien in Afrika, Wahlen verlaufen in der Regel friedlich und transparent. 

Die botsuanische Wirtschaft entwickelt sich insbesondere im regionalen Vergleich positiv. Im laufenden Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Economist Intelligence Unit (EIU) real um 4 Prozent zulegen, die Zentralbank BoB (Bank of Botswana) geht sogar von 4,2 Prozent aus. In der mittelfristigen Perspektive bis 2028 rechnet die EIU mit einem durchschnittlichen Wachstum von 5 Prozent, die BoB mit 4,7 Prozent bis 2027. Doch die Stimmung in der Wirtschaft ist gedämpft. Die jüngste Ausgabe des vierteljährlichen Business Expectation Survey der BoB zeigt, dass das Vertrauen der Unternehmen im 1. Quartal 2024 im Vergleich zum 4. Quartal 2023 gesunken ist. Die Hauptgründe dafür sind der Rückgang der Im- und Exporte, geringere Investitionen und die negativen Auswirkungen der Kriege in der Ukraine und zwischen Israel und der Hamas. 

Botsuanas Budget für das Haushaltsjahr 2024/25 beläuft sich auf umgerechnet 7,5 Milliarden US-Dollar (US$). Dem stehen Einnahmen von rund 6,9 Milliarden US$ gegenüber. Experten befürchten jedoch, dass die Einnahmen geringer ausfallen und zu einem höheren Defizit führen könnten. Dies würde die im regionalen Vergleich niedrige Staatsverschuldung erhöhen, die laut BoB 2024 bei 21 Prozent des BIP liegen soll.  

Die Inflation soll nach 5,3 Prozent (2023) auf 3,9 Prozent (2024) sinken, prognostiziert EIU. In den Folgejahren werden weitere Rückgänge erwartet. Das dürfte den Konsum ankurbeln. Zudem könnten die Staatsausgaben 2024 im Vorfeld der Wahlen höher ausfallen. Ein Risiko stellt das Wetterphänomen El Niño dar, das zu höheren Lebensmittelpreisen führen könnte. 

Bergbau investiert weiter

Der Bergbau wird auch in Zukunft das wirtschaftliche Standbein Botsuanas bleiben. Im Oktober 2023 vereinbarten die Regierung und der Diamantenkonzern DeBeers die Verlängerung ihres 50:50-Joint-Ventures Debswana. Damit verbunden sind Investitionen in die Verlängerung des Betriebs der Jwaneng-Mine bis 2033 und der Orapa-Mine bis 2038. Die Zentralbank BoB geht davon aus, dass Botsuana mit diesen Projekten mittelfristig seine Position als einer der weltweit führenden Diamantenproduzenten halten kann.

Auch andere Bergbausektoren verzeichnen Investitionen. Der chinesische Staatsbetrieb MMG erwarb im November 2023 die Kupfer- und Silbermine Khoemacau für 1,9 Milliarden US$. Das australische Bergbauunternehmen Sandfire investierte 259 Millionen US$ in das Motheo-Kupferprojekt.

Infrastruktur: Energie, Wasser und Verkehr im Fokus

Die Regierung hat für das Fiskaljahr 2024/25 Infrastrukturausgaben in Höhe von 1,25 Milliarden US$ angekündigt - rund ein Drittel mehr als im vergangenen Fiskaljahr. Schwerpunkte sind Wasser, Verkehr, Energie und Kommunikation. Beteiligungschancen für den Privatsektor bieten 17 Private-Public-Partnership-Projekte, von denen sich drei bereits in der Ausschreibungsphase befinden: Ein Öllagerprojekt in Tshele Hills, das Kohleverflüssigungsprojekt von Botswana Oil (Ikaegeng XTL) und ein Abwassersanierungsprojekt in Glen Valley. 

Gemeinsam mit seinem wichtigsten Lieferland Südafrika betreibt Botsuana mehrere grenzübergreifende Projekte in den Bereichen Transport und Energie. Botsuana bezieht einen Großteil seines Stroms vom großen Nachbarn im Süden - entsprechend negativ wirkt sich die anhaltende Energiekrise Südafrikas auf die botsuanische Wirtschaft, vor allem den Bergbau, aus. Der Staat investiert daher verstärkt in die eigene Energieversorgung und das nationale Stromnetz. Neben Kohle stehen dabei erneuerbare Energien mit mehreren großen Solarprojekten im Vordergrund.

Informationen über Projekte und Ausschreibungen

Bei der Planung und Umsetzung von Projekten schreiben Geberorganisationen Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus. Deutsche Unternehmen können an den Ausschreibungen teilnehmen, Aufträge gewinnen und mit ihrem Know-how einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität in Entwicklungs- und Schwellenländern leisten.

GTAI informiert tagesaktuell über Ausschreibungen.

Deutsche Perspektive: Nur wenig Handel

Für die deutsche Wirtschaft ist Botsuana von geringer Bedeutung. In der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner Deutschlands liegt das Land auf Platz 149. Exportiert werden vor allem Maschinen und Elektrotechnik. Für Botswana ist Deutschland das elftwichtigste Lieferland.

Auf der Länderseite Botsuana finden Sie weiterführende Informationen, zum Beispiel über wichtige Branchen, rechtliche Rahmenbedingungen und Zollbestimmungen.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.