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Special China Seidenstraße

Biete Kraftwerke, kaufe Lithium und Gas

Auch Anfang 2022 liegt der Energiesektor bei Chinas Belt and Road Initiative vorne. Neben Afrika und Asien rückt Südamerika in den Fokus. In Argentinien entsteht ein Atomkraftwerk.

Von Marcus Hernig | Bonn

Von Januar bis März 2022 identifizierte Germany Trade & Invest in chinesischen Quellen insgesamt 230 neue Projekte der neuen Seidenstraße oder Belt and Road Initiative (BRI). Als "neue Projekte" gelten dabei Infrastrukturprojekte, die mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllen:

  • Chinesische Unternehmen gewinnen eine Ausschreibung.
  • Sie unterzeichnen erstmals einen Vertrag.
  • Eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MoU) wird abgeschlossen.
GTAI berichtet regelmäßig zu neuen Projekten der Seidenstraße


Erstes Halbjahr 2021: Auf Chinas neuer Seidenstraße geht der Trend in Richtung erneuerbare Energien.

Drittes Quartal 2021: Neue Belt-and-Road-Projekte fokussieren sich auf Afrika.

Jahresrückblick 2021: Viele Projekte, aber kaum grüner.

Insgesamt 69 der identifizierten BRI-Projekte sind auf dem afrikanischen Kontinent verortet, dicht gefolgt von Südostasien mit 63 Vorhaben. Weitere wichtige Partnerregionen bleiben Südamerika, der Mittlere Osten und Zentralasien.

Energiesektor bleibt an der Spitze, Immobilien werden wichtiger

Mit 81 neuen Projekten bleibt der Energiesektor führend auf Chinas neuer Seidenstraße. Rund 30 Prozent davon sind den erneuerbaren Energien (Wasser, Wind, Solar) zuzuordnen. Neue Kohlekraftwerke wurden nicht projektiert, dafür spielt Atomkraft wieder eine Rolle.

Der Bereich Transport, Verkehr und Logistik steht mit 54 Projekten weltweit weiter an zweiter Stelle. Fast zwei Drittel der Projekte betreffen den Unterhalt oder Bau neuer Straßen. Schienen- und Hafenprojekte haben weiter an Bedeutung eingebüßt. Wichtiger werden die Bereiche Immobilien und Versorgungsinfrastruktur, die im Berichtszeitraum nur knapp hinter dem Transportsektor auf dem dritten Platz liegen. Auffällig ist, dass auch der Bau neuer Wohnimmobilien im Ausland der neuen Seidenstraße zugeordnet wird. Zurückgefallen im Ranking sind Bergbau und Industrie.

Engagement der Staatsbanken geht weiter zurück

Die Rolle chinesischer Staatsbanken als Finanzierer von BRI-Projekten ist weiter rückläufig. China Export Import (Exim) Bank finanzierte oder kofinanzierte im Berichtszeitraum nur fünf Projekte. Dazu gehören neue Straßenverbindungen in Bolivien und in Côte d'Ivoire, ein großes Schienenprojekt auf den Philippinen und ein Kraftwerk in Bosnien-Herzegowina.

Immer häufiger tauchen die Weltbank und regionale Entwicklungsbanken wie die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) als Finanzierer von Infrastrukturprojekten auf, die chinesische Staatsfirmen umsetzen. Offizielle chinesische Entwicklungshilfe spielt bei sieben Projekten eine zentrale Rolle. Insgesamt ist die Finanzierungsstruktur der BRI-Projekte äußerst divers. In manchen Fällen treten auch die Auftragnehmer selbst als Kofinanzierer auf. Ein Beispiel ist das Unternehmen Jinko Solar, das Solarkraftwerke in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten baut und auch mitfinanziert.

Afrika setzt weiter auf neue Infrastruktur

Von den 69 identifizierten BRI-Projekten in Afrika zielen 19 auf den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Mit 13 Projekten wichtigster Bereich ist der Straßenbau. Im Energiebereich kommen 16 neue Projekte hinzu, sieben davon dienen dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Weitere Energieprojekte sind in den Bereichen Erdöl und Erdgas angesiedelt.

Zunehmend wichtig ist der Stromtransport auf dem afrikanischen Kontinent. Im Immobilienbereich bilden der Bau von Bildungseinrichtungen und Krankenhäusern den Schwerpunkt. Das größte Projekt ist aber ein Industriepark in Mbale, Uganda, für den China State Construction im März 2022 Bauverträge unterzeichnet hat.

Laos und Bangladesch sind Schwerpunktländer in Asien

In Südostasien lag der Schwerpunkt der BRI-Projekte von Januar bis März 2022 im Bereich Immobilien. Hier wurden 23 neue Bauvorhaben unterzeichnet oder begonnen, davon viele auf den Philippinen. Nach Vorstellungen chinesischer Investoren soll sich Laos weiter zur "Batterie Südostasiens" entwickeln. China State Grid vereinbarte Anfang März ein umfangreiches Rahmenabkommen mit laotischen Partnern zum Ausbau transnationaler Stromverbindungen.

Mit insgesamt 53 neuen Projekten im Mittleren Osten, in Süd- und Zentralasien bleibt Chinas Engagement auf dem Rest des Kontinents konstant. Ein Schwerpunktland ist Bangladesch mit allein 12 neu unterzeichneten Projekten. Irak bleibt im Mittleren Osten wichtig bei Projekten zur Erdölförderung. In Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten geht der Trend eher in Richtung Solarenergie. Die Mongolei war im 1. Quartal weltweit das einzige Land, in dem China noch in die Kohleverarbeitung investierte.

Lateinamerika: Mehrere Großprojekte in Argentinien

Von den 25 Vorhaben des 1. Quartals 2022 in Süd- und Mittelamerika sind sieben in Argentinien verortet. Mit 8 Milliarden US-Dollar (US$) finanziert die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) den Bau des Atomkraftwerks Atucha III, das mit chinesischer Technologie errichtet werden soll. Ein weiteres Milliardenprojekt im Energiesektor ist der Stausee Potrero del Clavillo in den Anden. Tibet Summit Industry schloss im März einen Build-Operate-Transfer-Vertrag (BOT) zum langfristigen Lithiumabbau in dem Land ab. Bereits im Januar wurde die Modernisierung verschiedener Eisenbahnlinien Argentiniens vereinbart.

Am 10. Dezember 2021 nahmen Nicaragua und China diplomatische Beziehungen auf. Bereits am 7. Januar 2022 folgte ein MoU über den Ausbau von Infrastruktur in den Branchen Transport und Verkehr. Hier dürften konkrete Projekte folgen.

Russland liefert Öl und Gas im Rahmen der BRI

Europäische Staaten haben im Berichtszeitraum 16 neue Kooperationsprojekte mit chinesischen Auftragnehmern vereinbart. Davon sind fünf in der Europäischen Union (EU) und Großbritannien angesiedelt, elf weitere in Russland und Osteuropa. In der EU sind die meisten "BRI-Projekte" Technologielieferungen im Bereich erneuerbare Energien: Chinas Netzwerkbetreiber State Grid gewann unter anderem eine Ausschreibung in Deutschland für Konverterstationen und Seekabel für den für 2027 geplanten Offshore-Windparks BorWin6.

Ebenfalls offiziell zu den BRI-Projekten werden nun Verträge über Öl- und Gaslieferungen aus Russland nach China gezählt. Petrochina fungiert als Auftraggeber, Rosneft und Gazprom liefern. In Osteuropa spielt dagegen der Ausbau von Verkehrsinfrastruktur, etwa in Serbien, eine größere Rolle.

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