Special China
Im chinesischen E-Commerce ist deutsches Image hilfreich
Waren aus Deutschland gehören zu den beliebtesten im Internet der VR China. Daher bestehen hier viele Chancen, auch für mittelgroße Anbieter. In einem Bericht der Plattform Tmall über das Jahr 2016 wird Deutschland für Produkte im grenzüberschreitenden E-Commerce nach Japan, den USA und Südkorea als Ursprungsland Nummer vier identifiziert.
Insgesamt sind die Umsätze von importierten Waren über diese Plattform um über 30% gestiegen. Besonders populär sind Körperpflegeprodukte, Nahrungsmittel sowie Produkte für Mutter und Baby. Die beliebtesten Konsumgüter „made in Germany“ waren dabei Milchpulver, Nahrungsmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Babybrei und -zubehör sowie Küchenutensilien und Töpfe. Traditionell bereits gut positioniert sind die Sportartikelhersteller, einzelne Süßigkeiten sowie andere Lifestyle- und Luxusmarken wie auch Kosmetikprodukte.
Dies wissen auch die Drogerieketten Rossmann und DM und haben ihren Onlinevertrieb in China mit Alibaba organisiert. Einen eigenen Onlinestore hat Metro aufgebaut, Aldi Süd setzt wiederum auf Alibaba.
Gerade bei letzteren spielt der Vertrauensvorschuss für „made in Germany“ eine wichtige Rolle. In China haben Skandale mit lokalen Nahrungsmitteln und Babymilchpulver das Verbrauchervertrauen erschüttert, daher wird bei „sensiblen“ Produkten auf ausländische Marken gesetzt; manche sind online günstiger oder überhaupt erst erhältlich. Denn zum Teil sind Marken noch nicht einmal im stationären Handel, werden aber über Grauimporte online vertrieben. Im Zweifelsfall kann dies über eine Recherche auf Taobao und Tmall selbst herausgefunden werden.
Besonders bekannt ist Deutschland für seine hohen Standards bei Kosmetik und Nahrungsmitteln, daher kommt Bio gut an. Aber auch Nahrungsergänzungsmittel, frei verkäufliche Arzneimittel und kleinere Elektrohaushaltsgeräte werden importiert. Hilfreich ist ein deutsches Image.
Andere Produkte bringen auf Verpackungen und Marketingmaterialen die deutsche Flagge an und heben ausdrücklich die Herstellung in Deutschland hervor. DM hat dies im Namen seines Tmall-Shops berücksichtigt, der bedeutet übersetzt DM Deutschland. Alle Balea-Produkte sind dort mit Deutschlandflaggen versehen.
Der erste Schritt muss aber in der Analyse bestehen, ob die eigenen Produkte überhaupt marktreif sind. Aufschluss kann hier zum einen Erfahrung im E-Commerce in Deutschland oder Drittländern bieten. Zum andern sind chinesische Touristen beim Einkaufen in Deutschland sehr findig. Hersteller von Marken oder Markenproduzenten können also ihre Daten analysieren oder im chinesischsprachigen Internet recherchieren. Für alle diese Analysen und die Wahl der richtigen Plattform stehen Berater zur Verfügung. Auch die notwendigen sprachlichen Anpassungen und kulturell spezifisches Marketing sollten erfahrenen Mitarbeitern oder Beratern überlassen werden.
Darüber hinaus müssen sich Firmen entscheiden, welchen Absatzkanal sie wählen. Dienstleister für die Alibaba-Plattformen werden als Taobao-Partner bezeichnet; diese können auch den Onlineshop aufbauen und pflegen. Dazu wird die Lagerung in Zollverschlusszonen angeboten, womit die Auslieferungszeit zum Kunden deutlich verringert wird. Firmen mit großen Volumina können ganze Container verschiffen, ohne die Importformalitäten abzuwickeln. Erst nach der Bestellung werden dann Päckchen per Express verschickt.
Derzeit wird eine neue Plattform mit der Überschrift „German Lifestyle Brands“ für deutsche Waren auf Tmall aufgebaut. Dafür sind Firmen aus Deutschland aufgerufen, die sich beteiligen wollen.
Text: Achim Haug