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Wirtschaftsumfeld | Entwicklungsländer | Biodiversität

Im Schatten des Klimawandels

Die Biodiversitätskrise ist eng mit der Klimakrise verbunden, findet aber weniger Beachtung. Gemeinsam mit anderen Gebern will die KfW Entwicklungsbank die Trendwende herbeiführen.

Von Constanze González-Schründer | Bonn

Der Verlust der Biodiversität kostet die Volkswirtschaften viel Geld, begünstigt Pandemien und schädigt das Klima. Das sind drei gute Gründe, Ernst zu machen mit dem Erhalt der Biodiversität.

Agenda 2030 und Pariser Klimaabkommen in Gefahr

Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity - CBD) bietet dafür den verbindlichen Rechtsrahmen. Es dient dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen. 

Der Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services - IPBES) ist das Pendant zum Weltklimarat der Vereinten Nationen. Der IPBES hat die Folgen des Verlustes von Biodiversität benannt: 80 Prozent der globalen Nachhaltigkeitsziele sowie zentrale Aspekte des Pariser Klimaabkommens sind ohne wirksame Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität nicht zu erreichen.

Biodiversitätsfinanzierung der KfW 

Die KfW Entwicklungsbank hat das verstanden. Seit 20 Jahren fördert sie Projekte zum Erhalt der Biodiversität. Ziel aller Projekte ist es, natürliche und naturnahe Lebensräume möglichst vollständig zu erhalten. Aktuell profitieren davon 740 Naturschutzgebiete in 60 Ländern und Regionen. Das Fördervolumen beträgt 2,96 Milliarden Euro. Ein Drittel der Mittel geht nach Lateinamerika, gefolgt von Afrika und Asien. 

Das Förderkonzept

Die Förderpolitik umfasst Naturschutzsysteme zu Land und im Wasser. Hinzu kommen Programme zur nachhaltigen Waldwirtschaft und zur Wiederherstellung von Waldlandschaften. Die Bank investiert in die Verwaltung der Schutzgebiete sowie in Ausrüstung und Ausbildung der Mitarbeiter. Dafür schreibt die KfW diverse Leistungen aus, zum Beispiel Monitoringsysteme, um Wildtierbestände zu beobachten oder den Bau von Verwaltungsgebäuden und Gesundheitsstationen. 

Biodiversitätsfinanzierung bedeutet auch, den Anrainergemeinden der Schutzgebiete Perspektiven zu eröffnen. Das kann im nachhaltigen Tourismus sein oder über die Teilhabe am Management und an den Erträgen aus Forstwirtschaft oder Fischerei. 

Geberfinanzierte Fonds für Natur- und Artenschutz

Derzeit fließen weltweit zwischen 134 und 143 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr in den Erhalt der Biodiversität. Das ist viel, aber nicht genug. Experten fordern bis zu 900 Milliarden US$.

Legacy Landscape Fund (LLF)

Der deutsche Naturerbe-Fonds unterstützt biodiversitätsreiche, aber einkommensarme Regionen jährlich mit 1 Million US$. Die französisch Entwicklungsagentur (AFD), der World Wild Fund for Nature (WWF) und weitere private Akteure beteiligen sich an dem Vorhaben. Bis 2030 soll ein Kapitalstock von rund 1 Milliarde US$ aufgebaut werden, um die langfristige Grundfinanzierung der Schutzgebiete zu sichern. Aktuell werden Projekte in Angola, im Kongo, Sambia, Simbabwe, Bolivien, Indonesien und Kambodscha gefördert.

Caucasus Nature Fund (CNF)

Die Region zwischen dem Kaspischen und Schwarzen Meer gilt als Biodiversitätshotspot. Der CNF unterstützt Schutzgebiete in Armenien, Aserbaidschan und Georgien. Einzelne Habitate werden dort über sogenannte Ökokorridore miteinander verbunden. Naturschutzverträge entschädigen die lokale Bevölkerung für entgangene Einnahmen und helfen den Anrainern bei der Umstellung auf eine nachhaltige Landnutzung. Die KfW fördert den Fonds seit 2008 mit knapp 56 Millionen Euro und ist somit ihr größter Geber. 

Blue Action Fund (BAF)

Der BAF wurde 2016 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gegründet. Er ist der weltweit größte öffentliche Fonds für den Erhalt von Meeresschutzgebieten und nachhaltiger Fischerei. Weitere staatliche Finanzierungspartner sind Schweden und die AFD. Derzeit finanziert der Fonds zwölf Projekte in Lateinamerika, Afrika und Asien. Das Fördervolumen dafür beträgt 145 Millionen Euro.

Deutsche Waldpolitik

Waldschutz hat in Deutschland Tradition. Die deutsche Forstwirtschaft prägte den Begriff der Nachhaltigkeit Anfang des 18. Jahrhunderts. Heute stützt sich die Waldpolitik des BMZ auf drei Säulen:

REDD+

Viele internationale Geber setzten das Klimaschutzprogramm REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) um. Es zielt auf die Minderung von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern. Dazu gehört, Wälder aufzuforsten und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu ermöglichen. Seit 2008 finanziert die KfW verschiedene Forstprogramme in Indonesien mit mehr als 80 Millionen Euro.

Forest and Landscape Restauration (FLR)

Die Wiederherstellung von Waldlandschaften ist eine weitere Säule deutscher Waldpolitik. Hier spielen Agroforstsysteme die Hauptrolle. Diese Form der Landnutzung kombiniert landwirtschaftliche Produktion mit dem Anbau von Bäumen oder Sträuchern. Die KfW hat Zusagen für Projekte in Äthiopien, Kamerun und Madagaskar gemacht.

Entwaldungsfreie Lieferketten (ELK)

Entwaldungsfreie Lieferketten sollen Waldschutz und Landwirtschaft miteinander in Einklang bringen. Das bedeutet, dass bei der Produktion landwirtschaftlicher Rohstoffe Waldökosysteme weder in Fläche noch in Qualität negativ beeinträchtigt werden. Ein Projektträger in Lateinamerika ist der eco.business Fund. Er investiert in lokal ansässige Partnerfinanzinstitutionen und lokale Unternehmen aus den Sektoren Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei und in naturnahen Tourismus. 

Naturbasierte Lösungen (NbS)

Natur- und Klimaschutz müssen wirksamer miteinander verbunden werden, zum Beispiel bei der Anpassung an den Klimawandel. Die KfW setzt dabei vor allem auf naturbasierte Lösungen, wie zum Beispiel Küstenschutz durch Mangrovenwälder. „Die Natur sichert unsere Lebensgrundlage und bildet die Basis für wirtschaftliches Handeln“, begründet Dr. Günther Bräunig, Vorstandsvorsitzender der KfW Bankengruppe die Entscheidung. NbS sind ein Dachkonzept für ökosystembasierte Maßnahmen. Sie sind lokal angepasst und ressourcenschonend. Dazu gehören auch grüne Infrastruktur und natürliche Wasserrückhaltemaßnahmen. Anbieter dieser Lösungen können sich auf vielfältige Ausschreibungen einstellen.

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