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Wirtschaftsumfeld | Entwicklungsländer | Klimafinanzierung

Neue Rekorde bei der Klimafinanzierung

Multilaterale Entwicklungsbanken verleihen mehr Geld und schützen das Klima. Welches sind die wichtigsten Geldgeber und in welche Projekte investieren sie am meisten?

Von Martin Walter, Hélène Pestel | Bonn

Im Jahr 2023 fiel der Beitrag der multilateralen Entwicklungsbanken für die Klimafinanzierung so hoch aus wie noch nie. Zusammen stellten sie 125 Milliarden US-Dollar (US$) bereit. Mit den Mitteln finanzieren sie Vorhaben, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und damit sich der Mensch und die Umwelt an den Klimawandel anpassen können.

Mit diesem neuen Rekordbeitrag bekräftigen die Entwicklungsbanken ihre Rolle in der internationalen Klimafinanzierung eine wichtige Botschaft im Vorfeld der internationalen Klimakonferenz COP29 im November 2024.

Neue Zahlen zur Klimafinanzierung liegen vor

In ihrem Joint Report on Multilateral Development Banks' Climate Finance 2023 legten die multilateralen Entwicklungsbanken im September 2024 ihre neuen Zahlen zur Klimafinanzierung vor. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Mittel der Banken für Klimaprojekte im Jahr 2023 um 25 Milliarden US$ an.

Mit ihren Investitionen konnten die Banken weiteres Kapital aus privaten Quellen mobilisieren. Nach ihren Angaben belief sich der private Anteil auf 101 Milliarden US$ im Jahr 2023. Das bedeutet fast eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr.

Entwicklungs- und Schwellenländer erhalten die meisten Mittel

Die Banken unterscheiden bei ihren Zahlen zwischen Zielländern mit hohem Einkommen, den Industrieländern, sowie den Entwicklungs- und Schwellenländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen. Letztere erhalten dabei deutlich mehr Mittel von den Entwicklungsbanken. Im Jahr 2023 bekamen sie fast 75 Milliarden US$. Auf die Industrieländer entfielen rund 50 Milliarden US$.

In die Vermeidung von Treibhausgasen fließt am meisten Geld

Die Klimafinanzierung unterscheidet zwischen Projekten, die den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren, der Mitigation Finance, und den Vorhaben zur Anpassung an den Klimawandel, der Adaptation Finance.

In beiden Ländergruppen überwiegt die Mitigation Finance. Mit rund 97 Milliarden US$ finanzieren Entwicklungsbanken beispielsweise den Bau von Wind- und Solarparks, die Modernisierung von Kohlekraftwerken oder die Sanierung von Gebäuden. Mit 50 Milliarden US$ für die Entwicklungs- und Schwellenländer und 47 Milliarden US$ für die Industrieländer verteilen sich die Mittel bei der Mitigation Finance zwischen den Gruppen ungefähr gleich.

Ganz anders sieht es bei den Krediten der Entwicklungsbanken für Adaptation Finance aus. Entwicklungs- und Schwellenländer sind besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels. Sie erhalten deshalb mit fast 25 Milliarden US$ rund 90 Prozent der Mittel in diesem Bereich. Auf die Industrieländer entfallen hingegen nur 3 Milliarden US$. Bei Adaptation Finance geht es um Projekte, die Schäden und Verlusten durch Wetterextreme wie Überschwemmungen, Stürme, Dürren und Hitzewellen vorbeugen. Ebenfalls zählen dazu Vorhaben, die vor schleichenden Veränderungen wie Temperaturanstieg, Wasserknappheit oder dem Anstieg des Meeresspiegels schützen.

Europa profitiert von seinen Entwicklungsbanken

Europa verfügt mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) über zwei der größten multilateralen Entwicklungsbanken. Bei den Mitteln für die Industrieländer kommen 83 Prozent der Finanzierung, rund 42 Milliarden US$, allein von der EIB. Als Hausbank der EU finanziert sie vor allem Vorhaben in den EU-Mitgliedsländern.

Klimafinanzierung: Zwei Banken liegen an der Spitze

Nach der EIB ist die Weltbankgruppe der zweitgrößte Akteur bei der internationalen Klimafinanzierung. Sie hat im Jahr 2023 mehr als 37 Milliarden US$ in Entwicklungs- und Schwellenländer und 2,4 Milliarden US$ in Industrieländer investiert. Die EIB und die Weltbank stellen zusammen fast 70 Prozent der Klimafinanzierung der Entwicklungsbanken bereit.

Investitionen der größten Entwicklungsbanken für Klimaprojekte 2023
Entwicklungsbank 

Klimafinanzierung in Milliarden US$

Europäische Investitionsbank 

46,1

Weltbankgruppe  

39,7

Asiatische Entwicklungsbank 

10,7

Inter-Amerikanische Entwicklungsbank

7,6

Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung 

7,5

Afrikanische Entwicklungsbank 

5,8

Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank 

3,4 

Quelle: Joint Report on Multilateral Development Banks' Climate Finance 2023

Chancen bei der Umsetzung von klimafreundlichen Projekten nutzen

Bei der Umsetzung von Projekten, die Entwicklungsbanken finanzieren, werden die benötigten Bau- und Lieferleistungen international ausgeschrieben. Bei der Planung und Überwachung der Vorhaben kommen auch Beratungsunternehmen zum Zuge.

Deutsche Anbieter sind deshalb gut beraten, die Chancen bei der ansteigenden Klima- und Entwicklungsfinanzierung zu nutzen und an den Ausschreibungen teilzunehmen. Das gilt nicht nur für klimafreundliche Technologien, sondern auch für eine Vielzahl von anderen Produkten und Dienstleistungen.

Speziell kleine und mittlere Unternehmen können auch die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) finanzierte Exportinitiative Umwelttechnologien für ihr internationales Geschäft nutzen.

GTAI informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen im Bereich Klimaschutz.

Entwicklungsbanken auf dem Weg zum neuen Klimafinanzierungsziel

Die gemeinsame Berichterstattung der multilateralen Entwicklungsbanken zur Klimafinanzierung ist Teil ihrer Bemühungen, stärker zusammenzuarbeiten, um ihre Wirkung im Klimaschutzbereich zu maximieren. Die Banken veröffentlichten ihre neuen Rekordzahlen der Klimafinanzierung im Vorfeld der 29. Sitzung der Konferenz der Parteien (COP29) der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC), die im November 2024 in Aserbaidschan stattfinden wird.

Zentrale Aufgabe der internationalen Verhandlungsdelegationen auf der diesjährigen COP wird sein, sich auf ein neues quantitatives Ziel NCQG (New Collective Quantified Goal) für die Finanzierung von Klimamaßnahmen in Entwicklungsländern ab 2025 zu einigen. Mit dem NCQG sollen anhaltende Lücken in der Klimafinanzierung geschlossen werden. Es baut auf dem 2009 festgelegten Ziel von 100 Milliarden US$ auf und soll einen besseren Finanzrahmen schaffen.

Bei der Veröffentlichung ihrer neuen Rekordzahlen für die Klimafinanzierung betonten die Entwicklungsbanken, dass sie als System das heißt durch eine engere Zusammenarbeit ihre Aufgabe erfüllen und zuverlässige Partner der Weltgemeinschaft sind, um die globalen Klimaschutzziele zu erreichen.

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