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Hafen Massawa, Eismaschine Hafen Massawa, Eismaschine | © Ulrich Binkert

Branchen | Eritrea | Fischverarbeitung

Eritrea plant Projekt zur Gewinnung von Dünger aus Fischresten

Gleichzeitig will die Regierung den Einsatz von Kunstdünger verbieten. Zudem soll Salz für Akkus veredelt werden. Deutsche Technik ist gern gesehen und bereits im Einsatz.

Von Ulrich Binkert | Asmara

Eritreas Fischereiministerium (Ministry of Marine Resources) plant den Bau einer Anlage zur Herstellung von Flüssigdünger aus Fischresten und Seetang. Das in der Hafenstadt Massawa angesiedelte Vorhaben soll nach Angaben des Ministeriums ungefähr 6 Millionen US-Dollar (US$) kosten. Die Behörde nimmt bis 15. Juli 2024 Angebote für Materialien und Ausrüstungen entgegen. Sie finanziert das Projekt zusammen mit dem International Fund for Agricultural Development (IFAD) der Vereinten Nationen. 

Das Fischereiministerium will die Anlage laut eigenen Angaben nach Errichtung selbst betreiben, man suche später möglicherweise aber eine private Beteiligung dafür. Der hergestellte Dünger soll neben dem Einsatz auf heimischen Feldern auch in den Export gehen.

Biodünger schont Umwelt und Devisenkasse

Auf den Einsatz von Kunstdünger möchte man in Eritrea künftig gänzlich verzichten, heißt es von Seiten der Ministeriumsspitze. Man wolle damit vor allem die Umwelt und auch die Gesundheit der Menschen schützen und zudem Devisen sparen. Letztere sind äußerst knapp im Land. Geld kommt nach Eritrea hauptsächlich durch die Überweisungen der großen Diaspora sowie durch den Export von Kupfer, Zink und einigen anderen Bergbauprodukten

Eritrea setzt schon heute kaum Kunstdünger ein. Nach Daten der Weltbank waren es 2021 pro Hektar Ackerfläche nur 3 Kilogramm (Deutschland: 130; Chile: 359). Weltweit gibt es nur wenige und fast nur andere afrikanische Staaten, in denen dieser Wert noch niedriger ist. Pläne für die Verbannung von Kunstdünger gibt es auch anderswo, so in Sri Lanka. Dort halbierte sich, nach einem Importverbot durch den Präsidenten im Frühjahr 2021, der Hektareinsatz im gesamten Jahr binnen Jahresfrist auf 154 Kilogramm. Allerdings war der Wert 2020 außerordentlich hoch gewesen. 

Fischverarbeitung und Salzveredelung für Akkus geplant

Eritreas Fischereiministerium will darüber hinaus eine Anlage zur Trocknung und Verarbeitung von Sardinen und Sardellen bauen. Für das Vorhaben mit geschätzten Kosten von 5 Millionen US$ in Ras Tarma rund 30 Kilometer nördlich der Hafenstadt Assab liege ebenfalls eine Finanzierung durch die IFAD vor. Bisher gebe es im Land keine vergleichbare Fischverarbeitung. Angebote für "Ausrüstung für kleine pelagische Trocknungs- und Verarbeitungsanlagen" und andere Güter werden bis 5. Juli 2024 angenommen.

In einem weiteren Projekt plant das Ministerium, die Verarbeitung von Salz zu steigern. Die Kapazität soll von heute 0,4 Millionen auf 1 Million Tonnen pro Jahr wachsen. Dazu wolle man eine von zwei bestehenden Anlagen erweitern. Für dieses Vorhaben werde noch eine Finanzierung gesucht. Das Ministerium will damit nach eigenen Angaben unter anderem Grundstoffe für Natrium-Ionen-Batterien produzieren, die derzeit als künftige Alternative für Lithium-Ionen-Batterien gehandelt werden.

Als Teil seiner Agenda nennt das Fischereiministerium auch den Aufbau von Aquakulturen. Gegenwärtig suche man dafür geeignete Gebiete vor der Küste. Frühere Bemühungen vor etwa 20 Jahren seien fehlgeschlagen: Ein US-Investor etablierte demnach eine Zucht von Garnelen, die aber dann an der Weißfleckenkrankheit eingegangen seien. Nun wolle man Garnelen wild fangen. 

Ministerium will Technik und Ausbildung aus Deutschland

Das Fischereiministerium ist nach eigener Aussage explizit an Technik aus Deutschland interessiert. Im Hafen von Massawa installierte es unlängst eine Anlage der Firma KTI Plersch zur Herstellung von Eis, mit dem Fischer jetzt ihren Fang kühlen können. Die Anlage ist in Betrieb und wird Besuchern gerne gezeigt. Sie habe rund 3 Millionen US$ gekostet. Eine vergleichbare Anlage aus China hätte es für den halben Preis gegeben, man achte aber auf Qualität und guten Service. 

Die Eismaschinen sind indes von Deutschland mitfinanziert. Sie und auch die beiden Investitionsprojekte zur Düngerproduktion und Fischverarbeitung sind Teil von Eritreas Fisheries Resources Management Programme. Dieses Programm sollte bis 2023 dauern und wird nach Angaben des Ministeriums Ende 2024 tatsächlich auslaufen. Die IFAD beziffert das Programm mit insgesamt 37,7 Millionen US$, wobei 15 Millionen US$ des "Debt Sustainability Framework" der IFAD mitgezählt sind. Dabei habe Deutschland 11,5 Millionen US$ beigetragen.

Die deutsche Seite nannte für das Programm in einer früheren Information Kosten von 18,5 Millionen Euro. Davon stammten 7,4 Millionen Euro aus Deutschland, namentlich vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Finanziert wurden durch diese Mittel den Angaben zufolge nicht nur insgesamt zwei Eismaschinen mit einer Leistung von 40 Tonnen pro Stunde. Hinzu kamen außerdem Ausrüstung zur Überwachung von Schiffen (Vessel Monitoring System, VMS) und eine kleine Trocknungsanlage für pelagischen Fisch in Jemhile.

Aus- und Fortbildung durch deutsche Partner wünscht sich das Ministerium nach eigenen Bekundungen ebenfalls. Maßnahmen also, wie sie auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) häufig anbietet. Eritrea ist allerdings eines der wenigen Länder Afrikas, in denen die GIZ nicht vertreten ist.

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