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Eritreas Bergbau hofft auf Schub durch Kaliprojekt
In Eritrea könnte ein großes Kaliprojekt an den Start gehen. Wie vielerorts dominieren Chinesen die Branche. Die Regierung drängt aber auf den Einsatz hochwertiger Technik.
24.05.2024
Von Ulrich Binkert | Bonn
Die geplante Mine Colluli in Eritrea soll bis 2025 endlich eine Finanzierung bekommen. Für den Abbau der Kalilagerstätte, die als eine der weltweit größten gilt, erwartet das eritreische Bergbauministerium einen Kredit mit Beteiligung der China EximBank. Eine erste Ausbaustufe würde laut der vorliegenden Machbarkeitsstudie 298 Millionen US-Dollar (US$) kosten, eine weitere 202 Millionen US$. Da die Studie aus dem Jahr 2015 stammt, dürften die Kosten inzwischen höher sein. Die Produktion der ersten zehn Jahre ist bereits an den Düngemittelkonzern EuroChem des russischen Oligarchen Andrei Melnitschenko verkauft. Als Rohstoffbeschaffungsmarkt für Deutschland dürfte Eritrea auf absehbare Zeit weiterhin keine Rolle spielen.
Technik soll nicht nur aus China kommen
Dafür können sich westliche Technikanbieter bei dem geplanten Bergbauprojekt Lieferchancen ausrechnen - trotz der chinesischen Beteiligung. Eritreas Bergbauministerium verweist auf die Goldmine Zara. Dort habe man bei den ebenfalls chinesischen Haupteignern erfolgreich auf den Einsatz langlebiger Abbaumaschinen westlicher Hersteller gedrängt. Die davor verwendeten chinesischen Maschinen seien auf weicheres Gestein ausgelegt und vorzeitig verschlissen gewesen.
Die chinesische Botschaft in Eritreas Hauptstadt Asmara will eine Kreditvergabe durch die beiden chinesischen Staatsbanken aktuell nicht bestätigen. "Was man gekauft hat, muss man auch finanzieren", heißt es nur. Die Colluli Mining Share Company gehört zur Hälfte Sichuan Road & Bridge. Das chinesische Unternehmen übernahm im März 2023 für 121 Millionen US$ die Anteile der australischen Firma Danakali, die das Vorkommen entwickelt hatte. China hat in den letzten Jahren seine Kredite für Afrika stark zurückgefahren. 2022 waren es insgesamt nur noch knapp 1 Milliarde US$. Neues Geld soll künftig bevorzugt in "kleine und schöne" Projekte gehen – wozu Colluli eher nicht zählt.
Das Kali in Colluli soll für über 200 Jahre reichen. Es lässt sich relativ billig im Tagebau schon ab 16 Metern unter der Oberfläche gewinnen, schreibt die Erkundungsfirma Andiamo Exploration. Die Vorkommen in der Danakil-Depression an der Grenze zu Äthiopien liegen etwa 70 Kilometer vom Roten Meer entfernt. Das ist laut Andiamo so nahe an einer Küste wie nirgendwo sonst auf der Welt. Die Lagerstätte reiche auch in äthiopisches Gebiet hinein, liege dort aber tiefer und sei schwerer abzubauen. Äthiopien, zu dem Eritrea ein angespanntes Verhältnis hat, wolle den Ertrag eines künftigen Bergwerks über Dschibuti exportieren, was deutlich längere Wege an Land bedeutet.
Der Abtransport des Kalis aus Colluli soll laut Bergbauministerium in den ersten etwa fünf Jahren über eine bestehende Schotterstraße zur Küste erfolgen. Von dort (Anfile Bay Port) gehe es mit kleineren Schiffen zum Exporthafen Massawa.
Mine/Projekt | Eigner (Anteile in %) | Anmerkungen |
---|---|---|
Colluli Potash | Sichuan Road and Bridge (50), Enamco (50) ok | Finanzierung aus China für 2025 erhofft; Studien liegen vor (Machbarkeit, FEED-Design) |
Bisha | Zijin (55), Eritrean National Mining Corporation (Enamco, 45) | Größte Mine in Betrieb in Eritrea; Produktion 2022: 121.000 t Zink, 17.000 t Kupfer, zudem Reserven an Gold und Silber; Tagebau-Stätten Bisha und Harena im Betrieb; Untertage-Stätte Asheli im Bau |
Zara Gold Mine | China Sfeco (60), Enamco (40) | In Produktion seit 2016 (Gold-Lagerstätte Koka) |
Asmara Mining | Sichuan Road and Bridge (60), Enamco (40) | Erste Verschiffungen Ende Mai 2024 erwartet (Tagebau-Lagerstätte Debaruwa); Untertage-Erweiterung im Bau (Lagerstätten Embaderho und Adinefas); Schätzung der Reserven: 1,13 Millionen t Zink, 580.000 t Kupfer, 415.000 Feinunzen Gold und 11 Millionen Feinunzen Silber |
Strommangel bremst Investitionen
Abgesehen von Colluli stehen in Eritreas Bergbau keine größeren Investitionen in neue Projekte unmittelbar an. Zara Mining gab Ende 2021 den Beginn der Untertageförderung in seiner Goldlagerstätte Koka South bekannt. Nach Angaben des Bergbauministeriums investiert die Firma - begrenzt - weiter. Im 1. Halbjahr 2024 soll zudem der Kupfertagebau in Asmara anlaufen.
Als größter limitierender Faktor für neue Projekte gilt der Mangel an Energie. Eritreas geringe Stromerzeugungskapazitäten basieren fast ausschließlich auf teurem Diesel oder Schweröl aus dem Ausland. Die Bergwerke müssen eigene Generatoren aufstellen. So hat die größte produzierende Mine Bisha aktuell laut Andiamo rund 20 Megawatt installiert und zudem weitere 7 Megawatt aus Fotovoltaik.
Bisha gewinnt aus dem Erz den Angaben zufolge ein 30-prozentiges Kupferkonzentrat. Diesen Metallgehalt würde man gerne durch einen Ausbau der Verarbeitung mittels Flotationsverfahren steigern. Sie bräuchte dafür aber deutlich mehr Strom. Zum Vergleich: Die DR Kongo, wo es große Wasserkraftwerke gibt, exportiert ihr Kupfer überwiegend in Reinform.
Der jetzt anlaufende Kupfertagebau von Asmara Mining geht sogar unverarbeitet als Erz in den Export, trotz des hohen Transportaufwands. Mit den Einkünften aus dem aktuellen Abbau (Lagerstätte Debarwa) planen die Investoren nach Presseinformationen in einer zweiten Projektphase den Bau einer Verarbeitungsanlage, und zwar bei der Lagerstätte Emba Derwa.
Produkt | Eritrea | Welt 1) | Eritreas Anteil an Weltproduktion (%) 2) |
---|---|---|---|
Gold (Inhalt) | 3,3 | 3.386 | 0,10 |
Silber (Inhalt) | 49,9 | 26.281 | 0,19 |
Kupfer (Inhalt) | 17.100 | 20.664.000 | 0,08 |
Zink (Inhalt) | 120.530 | 12.873.500 | 0,94 |
Bims | 4.600 | k.A. | k.A. |
Gips | 26.000 | k.A. | k.A. |
Stein- und Meersalz | 320.000 | 325.465.800 | 0,10 3) |
Mehr erneuerbare Energien wollen die Minenbetreiber nach Brancheninformationen bislang eher nicht zubauen: Der Strom daraus fließe zu ungleichmäßig, und zudem lohne es sich nicht. Die chinesische Botschaft konstatiert auch fehlende Renditemöglichkeiten beim Abbau von Kupfererz, weil sich Nebenprodukte nicht wie anderswo üblich an die lokale Düngerindustrie verkaufen ließen. Eritrea will bei der landwirtschaftlichen Düngung nach Angaben aus dem Fischereiministerium komplett auf organische Produkte setzen.
Bergbau mit reichen Vorkommen und guten Rahmenbedingungen
Erkundungsbohrungen in Eritrea deuten auf reiche Vorkommen an mineralischen Bodenschätzen. Dabei sind erst relativ kleine Flächen erforscht. So fand Andiamo Exploration 14 Gramm Gold in einer Tonne Gestein, und dies direkt an der Oberfläche. In Bisha habe das Erz durchschnittlich 2,5 Prozent Kupfer enthalten. Zum Vergleich: 2015 lag der Gehalt in Chile, dem größten Kupferproduzent der Welt, im Schnitt bei 0,65 Prozent.
Das Außenministerium der USA sieht in Eritreas Bergbau – anders als in anderen Branchen – ein relativ gutes Investitionsklima. Die Regierung in Asmara hat hier gezielt ausländische Investitionen erleichtert. Da man aber stark auf Unabhängigkeit vom Ausland pocht, zeigt die Regierung angesichts der chinesischen Dominanz Interesse an Kooperation mit westlichen Unternehmen. Die werden jedoch von den unterkühlten politischen Beziehungen mit dem Land am Horn von Afrika abgeschreckt.
Staat versucht gute Rahmenbedingungen zu setzen
Nach Angaben von Alpha Exploration erhebt der Staat für den Abbau von Edelmetallen 5 Prozent Abgaben (Royalties), bei Basismetallen 3,5 Prozent. Die Unternehmen zahlen 38 Prozent Einkommensteuer, keine Steuern auf Dividenden. Für Importe von Maschinen, Fahrzeugen und Teilen fallen 0,5 Prozent Zoll an. Die Staatsfirma Enamco hat laut Alpha Exploration die Option einer 30-prozentigen Beteiligung an Minenbetrieben. Nach Angaben von Andiamo Exploration halten sich die Behörden strikt an die Regeln. Die Minengesellschaften finden dem US-Außenministerium zufolge genügend Fachkräfte im Land. Sie sind strikt gehalten, Eritreer einzustellen, wodurch dem Vernehmen nach chinesische Firmen kräftig umsteuern mussten.
Banken winken ab
Auf die Frage, warum sämtliche westlichen Minenfirmen ihre Beteiligungen in Eritrea an Chinesen verkauft haben, verweisen Andiamo und das Bergbauministerium auf Finanzierungsschwierigkeiten. Obwohl die Sanktionen von UN und USA weitgehend aufgehoben seien, zeigten sich westliche Banken bei Projekten in Eritrea immer noch extrem zurückhaltend.
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