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Griechische Hotels werden energieeffizienter
Mithilfe der EU-Fördermittel können Hotelbetriebe künftig Energie einsparen und effizienter nutzen. Dabei ergeben sich Geschäftschancen für deutsche Lieferanten.
04.11.2022
Von Michaela Balis | Athen
Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) aus der griechischen Tourismusbranche werden Anträge für ihre Teilnahme am Energieeinsparprogramm "Exoikonomo-Epixeiro“ bis voraussichtlich Jahresende 2022 stellen können. Insgesamt stehen 100 Millionen Euro aus dem EU-Aufbaufonds für das Programm des Ministeriums für Umwelt und Energie zur Verfügung. Bezuschusst werden unter anderem Hotelprojekte mit Investitionsausgaben zwischen 50.000 und 500.000 Euro und einer Kapazität von bis zu 100 Betten.
EU finanziertes Programm fördert energieeffiziente Maßnahmen
Ziele des Programms sind die Senkung der CO2-Emissionen, die Einsparung der Primärenergie um mindestens 35 Prozent und die Einstufung des Gebäudes in eine zumindest drei Stufen höhere Energieeffizienzklasse oder in die Klasse B, wenn es sich um eine Vollsanierung handelt.
Die förderfähigen Ausgaben für Energieeinsparmaßnahmen von kleinen und sehr kleinen Unternehmen werden zur Hälfte bezuschusst. Bei mittleren Unternehmen liegt der Anteil bei 40 Prozent. Der Zuschuss für zuwendungsfähige unterstützende Maßnahmen, wie Ausgaben für die Beantragung des Programms und Prüfung der Ergebnisse, liegt für alle KMU bei 40 Prozent. Die Projekte müssen bis Ende Juni 2025 fertiggestellt sein.
Zu den förderfähigen Ausgaben zählen unter anderem: Wärmedämmung, Beschattungs- und Beleuchtungssysteme, Wärmepumpen, Kühlungssysteme, Belüftungsanlagen, solar- und geothermische Anlagen, Fotovoltaik, kleine Windgeneratoren und Energiespeicher.
Deutsche Produkte sind am griechischen Markt gefragt
Das von der EU kofinanzierte Programm "Exoikonomo-Epixeiro“ kann auch deutschen Technologieanbietern sowie Lieferanten und Herstellern einzelner Komponenten zugute kommen. Weitere Förderprogramme, beispielsweise mit der Unterstützung des EU-Partnerschaftsprogramms 2021-2027, sind geplant. "Der Know-how-Transfer und technologische Lösungen aus Deutschland zur Energieeinsparung sind bei uns sehr willkommen“, äußert sich Lena Papia, Vorstandsmitglied des Hotelverbandes von Thessaloniki, in einem Interview gegenüber Germany Trade & Invest (GTAI) bei der AHK Konferenz zum Thema "Energieeffizienz in der Hotellerie und in Gebäuden des privaten und öffentlichen Sektors" im Oktober 2022.
Das bestätigen auch deutsche Anbieter: "Ich gehe von einer Zusammenarbeit mit griechischen Unternehmen aus“, meint Dr. Erich Merkle, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens GridParity AG, ein deutscher Mittelständler, der integrierte PV-Lösungen entwickelt und vertreibt. Er fügt hinzu:
"Es besteht hohes Potenzial deutsche Technologien in Griechenland anzuwenden.“
Eine Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren strebt auch Arne Kruft, Dipl.-Ing. Architekt & Energieberater vom EKG Ing.-Büro Kruft GmbH an. "Wir könnten uns vorstellen, Ingenieure vor Ort über einen Know-how-Transfer zu Energieeinsparmaßnahmen in Hotels zu informieren und auszubilden“, erwähnt er gegenüber GTAI. "Die kleinen Hotelstrukturen in Griechenland erschweren den Zugang zur Finanzierung. Deshalb wollen wir die Informationen gebündelt anbieten und EU-Fördermittel effizient nutzen“, fügt er hinzu.
Griechische Hotels sind renovierungsbedürftig
Das Potenzial für die energetische Sanierung griechischer Hotels ist groß:
"Fast 90 Prozent der griechischen Hotels gehören einer Energieeffizienzklasse unter Kategorie C an“,
informiert Prof. Agis Papadopoulos, Vorstandsvorsitzender der Wasserwerke EYATH und Vorstandsmitglied der AHK Griechenland.
Allein in Thessaloniki seien etwa die Hälfte der Hotels vor 1980 gebaut worden und sehr energieintensiv. "Die Hoteleinnahmen decken die Energiekosten nicht, insbesondere in den Wintermonaten, wenn die Kosten steigen und die Kapazitäten nicht ausgelastet sind“, beklagt Lena Papia.
Der Löwenanteil der Energiekosten in Hotels entsteht durch die Ausgaben für Heizung, Kühlung und Warmwasser. Lösungen dafür gibt es schon lange. "Jedoch sahen die Hoteleigentümer, bei den in der Vergangenheit niedrig gelegenen Energiekosten, keinen Handlungsbedarf technologische Lösungen für die Energieeinsparung oder erneuerbarer Energieanlagen intensiver zu nutzen", erklärt Prof. Agis Papadopoulos.
Langsam kommt Bewegung in die Sache: "Wir beobachten zunehmende Inspektionsanfragen für Qualitätsmanagement während der Bauphase von Projekten für die energetische Sanierung von Gebäuden“, bestätigt Savvas Peltekis, geschäftsführender Vorstand der griechischen Tochter der Zertifizierungsgesellschaft TUEV Nord Group. Es werde mit einer weiteren Zunahme gerechnet. Dabei weist Peltekis auf die Nutzung hochqualitativer und zertifizierter Materialien und Produkte hin. Das Qualitätssiegel „Made in Germany“ habe gute Chancen.