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Branchen | Griechenland | Transport und Logistik

Griechische Logistikbranche plant zahlreiche Projekte

Regionale Logistikdrehscheibe für Südosteuropa werden: Dieses Ziel will Griechenland erreichen. Investitionen fließen, aber die Infrastruktur muss verbessert werden.

Von Michaela Balis | Athen

Dank der geografischen Lage hat Griechenland das Potenzial sich als Logistikdrehkreuz in der Region zu etablieren. Die Nachfrage nach Lagerräumen und 3PL-Dienstleistern, die Transport-, Lager- und Lieferdienste anbieten, steigt stetig. Branchenexperten schätzen den Wert der Branche für das Jahr 2023 auf knapp 500 Millionen Euro. Dies entspricht einer Steigerung von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch für die nächsten Jahre gehen die Experten von einem Wachstum von rund 3 Prozent pro Jahr aus. 

"In den letzten zwei Jahren gab es bedeutende Investitionen in Lagerhallen mit einer Gesamtfläche von über 300.000 Quadratmetern", sagt George Stamnos, Präsident des Mitgliederausschusses Logistics der AHK Griechenland und Roadfreight Network Manager beim Logistikunternehmen Goldair Cargo. "Multinationale Unternehmen, Logistikdienstleister sowie griechische und ausländische Kapitalfonds investieren in den Bau neuer Logistikzentren, beispielsweise in Attika“, fügt er hinzu. 

Logistikhallen von mehreren Hunderttausend Quadratmetern sind in Planung oder schon im Bau, beispielsweise im Auftrag des US-amerikanischen Kapitalfonds HIG Capital oder des schwedischen Möbelherstellers IKEA. Auch die deutsche Supermarktkette Lidl investiert in neue Lagerräume. Goldair Cargo ist Co-Investor des Thriasio-Logistikzentrums in Attika. Besonderes Marktinteresse weckt die Logistics City in Fyli, Attika. Es soll das größte Logistikzentrum Südosteuropas mit multimodalen Einrichtungen werden. Branchenexperten gehen davon aus, dass sich dort mehr als 350 nationale Spediteure ansiedeln werden.

Wichtige Logistikanbieter
Unternehmen

Umsatz in Mio. Euro (2022)

Orphee Beinoglou

100,6

DSV AIR & SEA ΜΟΝ

77,0

Goldair Cargo

67,8

Seagull

66,4

Cargo Book

63,4

FDL (Foodlink)

60,9

Medcargo D. Theodorikas

60,3

Kuehne + Nagel

50,7

Med Frigo

49,8

Schenker

32,1

Quelle: ICAP CRIF 2024, Recherche Germany Trade & Invest 2024

Kapitalfonds investieren in Logistikdienstleister

Die US-amerikanische Investitionsgesellschaft HIG Capital erwarb im vergangenen Jahr 80 Prozent des Aktienkapitals des Marktführers, Orphee Beinoglou. Außerdem kaufte der Investmentfonds Anteile am Logistikunternehmen Makios. Der griechische Investmentfonds EOS Capital Partners kaufte im Jahr 2022 mit 49 Prozent knapp die Hälfte des Logistikdienstleisters Seagull auf.

Das neu erwachte Interesse ist auf die gestiegene Kompetenz und Qualität der Logistikdienstleistungen, die Einhaltung der Lieferfristen, die Lieferkosten und die Qualität der Transportinfrastruktur zurückzuführen. Der Logistics Performance Index (LPI) der Weltbank bewertet diese Faktoren: Griechenland konnte seine Position im Jahr 2023 verbessern und erreichte Platz 19 von 140 Ländern. Im Jahr 2018 belegte Griechenland noch Platz 42. Somit teilt sich das südosteuropäische Land nun die Platzierung mit Italien (Rang 19), überholt die Türkei (Rang 38) und steht vor Rumänien (Rang 51). Deutschland nahm 2023 den 3. Platz in der Rangordnung ein. 

Die griechische Logistikbranche besteht mehrheitlich aus kleinen und mittleren Unternehmen. Nur rund 2 Prozent der Betriebe verzeichnen einen Jahresumsatz von über 20 Millionen Euro. Zusammen erwirtschaften sie rund 40 Prozent des Branchenumsatzes. Der wichtigste Kunde ist die Industrie, gefolgt vom Handel und den Supermärkten. 

Deutsche Unternehmen sind gefragt 

Deutsche Investoren können in Logistikzentren investieren oder bei griechischen Logistikdienstleistern einsteigen. Lieferanten von Maschinen, Ausrüstung und Technologien für Logistikzentren profitieren von den zahlreichen Projekten. 

"Immer mehr griechische Logistikunternehmen interessieren sich für Automatisierung und Robotik." Elena Kallona, Managing Director Jungheinrich Hellas.

Die griechische Tochtergesellschaft des deutschen Lösungsanbieters für Intralogistik, Jungheinrich, nimmt mit ihrem Produktangebot vor Ort eine bedeutende Rolle ein. "Durch die steigende Nachfrage nach schnellen Abläufen werden mobile Roboter, Drohnen und Algorithmen für die interne Bestandkontrolle immer attraktiver“, erklärt Geschäftsführerin Elena Kallona. 

Auch grüne Technologien wie erneuerbare Energien und Speichersysteme sowie Elektrofahrzeuge sind gefragt. "Moderne Technologien bieten nicht nur effiziente Lösungen für die Verwaltung und den Betrieb von Logistikzentren, sondern wirken auch dem Fachkräftemangel entgegen", fügt sie hinzu. Unternehmen, die in die Modernisierung investieren, können EU-Fördermittel in Anspruch nehmen.

Wichtige Logistikprojekte

Investor / Auftraggeber

Projekt

Stand / Anmerkung

Hellenic Property Fund

Logistic City Fyli; Fläche: 600.000 m²; Investitionswert: 500 Mio. Euro

Ausschreibung: 1. Hj. 2024; Kofinanzierung aus dem EU-Aufbaufonds

Streem Development des US-amerikanischen Kapitalfonds ΗΙG Capital

Logistikzentrum in Aspropyrgos; Fläche: 291.000 m²; Investitionswert: 300 Mio. Euro

In Planung; Fertigstellung bis 2024

Hellenic Property Fund

Logistikzentrum Gonou u. Freihandelszone; Investitionswert: bis zu 260 Mio. Euro

Ausschreibung: März 2024; Verbindung zum Hafen und zum Bahnhof von Thessaloniki

THEK (Joint Venture ETVA VI.PE. u. Goldair Cargo)

Thriasio Logistic Centre; Fläche: ca. 300.000 m²; Investitionswert: 220 Mio. Euro

Baustart: 2024; PV- und Speicheranlagen geplant

Dimand Real Estate

Logistikzentrum Thessaloniki; Fläche: 120.000 m² ; Investitionswert: 160 Mio. Euro

Bauarbeiten: Beginn 2024

Lidl Hellas

Logistikzentrum Westattika u. Geschäfte; Investitionswert: 120 Mio. Euro

Für den Zeitraum 2024-2026 geplant

Trade Estates & IKEA

Int. Vertriebszentrum IKEA; Fläche: 50.000 m²; Investitionswert: 70 Mio. Euro

In Planung

Betriebsgesellschaft des Hafens von Thessaloniki (OLTH)

Logistikzentrum OLTH; Fläche: 150.000 m²

Im OLTH-Masterplan vorgesehen

Quelle: Recherchen Germany Trade & Invest 2024

Straßengütertransport dominiert weiterhin

Aufgrund der vielen Inseln und der geringen Entfernungen zwischen den Städten ist der Anteil des Straßengüterverkehrs hoch. Im Verkehrsträgermix des Binnengüterverkehrs entfielen 2021 etwa 97 Prozent auf die Straße und nur knapp 3 Prozent auf die Schiene. In der EU liegt der Schienenanteil laut Eurostat bei 17 Prozent, in Deutschland bei 19 Prozent.

In den vergangenen 20 Jahren haben private Unternehmen moderne Autobahnen quer durchs Land gebaut. Das bedeutet schnellere, aber auch teurere Transporte: So zahlt ein Lkw-Fahrer für die Strecke Athen-Thessaloniki bis zu 120 Euro Maut.

Hoher Nachholbedarf im Schienenverkehr

Im Bericht 2023 des IMD World Competitiveness Center liegt die Infrastruktur Griechenlands auf Platz 40 von 64 bewerteten Ländern. Das liegt vor allem am Schienennetz: Die Flutkatastrophe im September 2023 zerstörte die Verbindung zwischen Athen und dem Norden des Landes. Der Güterzugverkehr nahm im Dezember wieder den Betrieb auf. Bis 2025 soll diese Bahnstrecke prioritär mit Fördermitteln modernisiert werden.

Neue Autobahnen, beispielsweise auf Kreta, sowie die Modernisierung weiterer regionaler Flughäfen werden aus dem EU-Aufbaufonds kofinanziert. Die Privatisierung regionaler Hafengesellschaften und die Anbindung des Hafens von Thessaloniki an das Schienennetz sollen die Transporte weiter fördern. 

Krisenherd Rotes Meer: Containerverkehr im Hafen von Piräus geht zurück

Die Logistikbranche leidet unter hohen Kreditzinsen und Energiepreisen, aber auch unter dem Fachkräftemangel. Der neue Krisenherd im Roten Meer führt zu höheren Seefrachtraten und rückläufigem Containerverkehr: Im Januar 2024 ging dieser im Hafen von Piräus im Vergleich zum Vorjahr um knapp 13 Prozent zurück, berichtet die griechische Presse.

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