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Wirtschaftsumfeld | Griechenland | Start-ups

Griechische Start-up-Szene wird attraktiver

Das griechische Start-up-Ökosystem gewinnt an Bedeutung für ausländische Investoren. Auch griechische Risikokapitalgeber blicken optimistisch in die Zukunft.

Von Michaela Balis | Athen

In Griechenland gibt es rund 2.500 Start-ups mit einem Gesamtwert von 8,2 Milliarden Euro, informiert das internationale Beratungsunternehmen Ernst & Young in seiner Studie "EY Attractiveness Survey" vom Juli 2024. Darunter identifiziert das Forschungszentrum StartupBlink im "Global Startup Ecosystem Index 2024" zwei Unicorns: Viva Wallet, ein FinTech-Unternehmen, das digitale Finanzdienstleistungen anbietet, und PeopleCert, das Fach- und Sprachkenntnisse zertifiziert. Ein Unicorn ist ein Start-up-Unternehmen, das mit mehr als 1 Milliarde US-Dollar bewertet wird. 

Im 1. Halbjahr 2024 hat der US-amerikanische Softwareanbieter Cadence Design Systems das Start-up Beta Cae Systems für 1,24 Milliarden Euro erworben. Das griechische Jungunternehmen ist ein weltweit führender Anbieter von Simulations- und Analysesoftware.

Weitere wichtige Investitionen in griechische Start-ups1. Halbjahr 2024; Investitionssumme in Millionen US-Dollar
Venture-Capital-GeberStart-up

Investitionssumme

Branche
Susquehanna Private Equity Investment (Lead Investor, USA)Blueground

45,0

Immobilien, Vermietung
ETF Partners (UK, daran beteiligt sind die Entwicklungsbanken HDBI und KfW)Hellas Direct

32,0

Versicherung
IAG Capital Partners (USA)DeepCure

24,6

Pharma
Eurazeo (Frankreich)Kinvent

17,3

Gesundheitswesen, Physiotherapie
New Energy Partners (Lead Investor, Griechenland)Brite Hellas

9,3

Energie, Solar
Quelle: Marathon Venture Capital 2024

Im Jahr 2023 erwarben US-amerikanische Technologieriesen griechische Start-ups: Hewlett Packard Enterprise kaufte das griechische Start-up Arrikto, das Telekommunikationsunternehmen Cisco erwarb das Spin-off Code Bgp, Dell kaufte das Cloud Management Start-up Mist.io und Intel das Jungunternehmen InAccel.

Im selben Jahr investierten etwa 30 Kapitalgeber rund 485 Millionen Euro in mehr als 70 griechische Start-ups, so der Bericht "Startups in Greece 2023-2024". Er ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit der griechischen Förder- und Bildungsplattform für Start-ups Found.ation, der europäischen Organisation für digitale Innovation und unternehmerische Bildung EIT Digital sowie der griechischen Investitionsbank HDBI.

Risikokapitalfonds sind für 2024 optimistisch

Die jüngsten Erfolgsgeschichten und das weiterhin bestehende Interesse ausländischer Investoren stimmen griechische Risikokapitalgeber für das Jahr 2024 optimistisch, heißt es im Found.ation-Bericht. Wichtig sei es, sich auf Frühstadien der Start-ups zu konzentrieren, um den Erfolg zu sichern. 

"Im Jahr 2023 gingen die Investitionen in Start-ups europaweit um rund 38 Prozent zurück. Dieser Rückgang ist auf die geopolitischen Entwicklungen wie den Ukrainekrieg und die erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit zurückzuführen", sagt Filippos Zakopoulos, Managing Partner der Förder- und Bildungsplattform Found.ation. Allerdings sei der griechische Markt mit einem Minus von etwa einem Viertel besser weggekommen. "Betrachtet man nur die Finanzierung von Kapitalgebern und lässt die Finanzierung durch Kredite außer Acht, dann sieht man einen Anstieg der investierten Summe von rund 4 Prozent. Das beweist die Resilienz und die Dynamik des griechischen Start-up-Ökosystems", so Zakopoulos.

Rund 80 Prozent der Investoren im Jahr 2023 kamen aus dem Ausland. Deutschland machte davon nur 3 Prozent aus. Zu den Kapitalgebern zählten Bosch Ventures, Cherry Crypto, Point Nine und Visionaries Club.

Kooperation zwischen den Ökosystemen stellt Herausforderung dar

"Start-ups verfolgen aggressivere Überlebens- und Wachstumsstrategien als etablierte Unternehmen. Daher sind Aufkäufe kleiner Start-ups durch größere Unternehmen die direkteste Art der Zusammenarbeit, die es zwischen Start-ups gibt", erklärt Zakopoulos in einem Interview mit Germany Trade & Invest. Griechische Risikokapitalgeber können erst in ausländische Start-ups investieren, wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt sei: 

  • Unternehmensgründung in Griechenland; 
  • in Griechenland ansässiger Gründer oder Mitarbeiter;
  • lokale Niederlassung 

Bei privaten Investoren fallen diese Bedingungen weg.

Griechenland unter den 50 beliebtesten Standorten

Gemessen an der unternehmerischen Innovation nimmt Griechenland Rang 49 unter 100 untersuchten Ländern ein. Zu diesem Ergebnis kommt StartupBlink in seiner Studie "Global Startup Ecosystem Index 2024". Damit büßt das Land zwar drei Plätze gegenüber dem Vorjahr ein, verliert jedoch nicht an Attraktivität. Andere Volkswirtschaften wie Bulgarien und Zypern holen rapide auf. Neben Ländern untersucht die Studie auch Städte. Dabei kommt Athen auf Platz 120 unter den 1.000 beliebtesten Städten. Auch Thessaloniki (Rang 470) und Heraklion (Rang 759) schaffen es auf die Liste.

Nach Einschätzung der Experten des Forschungsinstituts könnte sich Griechenland zu einem regionalen Tech Hub entwickeln. Sie begründen dies mit dem Interesse internationaler Investoren und der geostrategischen Lage. Griechenland bietet gut ausgebildete fremdsprachige Arbeitskräfte und günstige Lohnkosten sowie eine mehrsprachige IT-Branche. Die Start-up-Szene beschäftigt etwa 20 Prozent der Arbeitnehmer der Technologiebranche, rund 10.000 Personen, so der Bericht "Greeking Out 2.0" der britischen Mediengesellschaft Sifted.

Zu den Nachteilen zählen laut der Studie StartupBlink die Abwanderung potenzieller Fachkräfte, bürokratische Hürden sowie die mangelnde Vernetzung zwischen den Trägern. Marktexperten stellen Fortschritte bei den bürokratischen Verfahren, beispielsweise der Gründung, fest. Trotzdem müssten die Reformen schneller umgesetzt werden. 

Start-ups sind vorrangig im B2B-Geschäft tätig

Fast 80 Prozent der Start-ups boten ihre Produkte im Jahr 2023 anderen Unternehmen an (B2B), so der Found.ation-Bericht. Der griechische Markt ist zu klein, um Produkte und Dienstleistungen direkt an Verbraucher zu richten. 

Insbesondere die Bereiche RetailTech, also Dienstleistungen im Einzelhandel, KI-Anwendungen und Technologielösungen für die Agrar- und Ernährungswirtschaft sind für Investoren interessant.  

Auswahl an Inkubatoren in Griechenland

Auswahl an Acceleratoren in Griechenland

Auswahl an griechischen Risikokapitalgebern

Quelle: "Startups in Greece"; Venture Financing Report 2023-2024

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