Branchen | Indien | Papier, Pappe
Branchenstruktur/Wettbewerb
Die Papier- und Pappehersteller haben während Corona weniger produziert und melden geringere Verdienste. Investitionen fließen vor allem in die Modernisierung bestehender Anlagen.
Von Boris Alex | New Delhi
Auslastung der Papierfabriken weiter niedrig
Die Produktion in der indischen Papier- und Pappeindustrie soll im Finanzjahr 2020/2021 (1. April bis 31. März) um 1,4 Prozent auf 21,7 Millionen Tonnen zugelegt haben, so die Daten des Central Pulp & Paper Research Institute (CPPRI). Die Angaben der Unternehmen sprechen allerdings eine andere Sprache: In einer Befragung des Branchenmagazins "Papermart" verzeichneten die Hersteller in dem Zeitraum Produktionsrückgänge zwischen 20 und 30 Prozent. Gemessen am Produktionsindex lag der Ausstoß in der Papierindustrie 2020/2021 saisonbereinigt im Schnitt um 15 Prozentpunkte unter dem Vorkrisenniveau. Im Mai 2022 betrug der Rückstand auf die Vor-Corona-Zeit immer noch fast 10 Punkte.
Angesichts des weiterhin geringen Auslastungsgrads der Papierfabriken von durchschnittlich 70 Prozent sind Investitionen in neue Kapazitäten kaum zu erwarten. Branchenschätzungen zufolge haben die Unternehmen seit 2017 insgesamt 3,5 Milliarden US-Dollar (US$) investiert. Der Großteil davon floss in Modernisierungsmaßnahmen, um den Wasser- und Energieverbrauch der Anlagen zu senken. Beim nächsten Investitionszyklus dürften Digitalisierung und Automatisierung der Produktion im Mittelpunkt stehen, um die Kosten weiter zu senken. Auch wollen die Unternehmen mehr Geld in die Entwicklung neuer Produkte und die qualitative Verbesserung der bestehenden Angebotspalette stecken.
Warengruppe | 2019/2020*) |
---|---|
Kraftpapier | 11.700.000 |
Druck- und Schreibpapier | 4.800.000 |
Karton und Wellpappe | 3.400.000 |
Zeitungsdruckpapier | 700.000 |
Hygienepapier | 300.000 |
Sonstige | 500.000 |
Insgesamt | 21.400.000 |
Unternehmen müssen Umsatzrückgänge verkraften
Indiens Papier- und Pappeindustrie ist stark fragmentiert. Auf die zehn größten Produzenten zusammen entfällt ein Fünftel der gesamten installierten Kapazitäten. Laut CPPRI waren 2020/2021 in Indien 526 Papiermühlen im Betrieb. Mit 91 Fabriken befanden sich die meisten im Bundesstaat Gujarat, gefolgt von Uttar Pradesh (85) und Tamil Nadu (68). Der umsatzstärkste Hersteller war in der betrachteten Periode die Papiersparte des indischen Mischkonzerns ITC Industries mit 768 Millionen US$, ein Minus von 11 Prozent gegenüber der Vorperiode. Auch die anderen großen Hersteller verzeichneten 2020/2021 Umsatzrückgänge.
Name | Papier- und Pappekapazitäten | Produktion | Umsatz |
---|---|---|---|
ITC's Paperboards and Specialty Papers Division | 827 | k. A. | 768 |
615 | 393 | k. A. | |
600 | 495 | 385 | |
591 | 467 | 406 | |
486 | k. A. | 242 | |
365 | 229 | 175 | |
354 | 285 | 157 | |
340 | 244 | 166 | |
308 | 264 | 138 | |
241 | 164 | 121 |
Indiens Papierexporte wachsen stark
Die indische Papierindustrie hat sich in den letzten zwei Jahren zum Nettoexporteur entwickelt. Die mengenmäßigen Ausfuhren legten im Finanzjahr 2021/2022 um fast 12 Prozent auf etwa 2,9 Millionen Tonnen zu. Die Importe gingen im gleichen Zeitraum um 14 Prozent auf knapp 1,8 Millionen Tonnen zurück. Indien exportiert vor allem ungestrichene Papiere und Pappen. Bei den Einfuhren ist Zeitungsdruckpapier mit 606.000 Tonnen der größte Posten.
HS-Pos. | Produkt | Export | Import |
---|---|---|---|
4801 | Zeitungsdruckpapier | 7.000 | 606.000 |
4802 | Ungestrichene Schreib- und Druckpapiere | 612.000 | 144.000 |
4803 | Hygienepapiere | 32.000 | 9.000 |
4804 | Ungestrichene Kraftpapiere und Kraftpappe | 312.000 | 296.000 |
4805 | Andere ungestrichene Papiere und Pappen | 1.012.000 | 138.000 |
4808 | Gewellte und gekreppte Papiere und Pappen | 3.000 | 7.000 |
4810 | Beidseitig gestrichene Papiere und Pappen | 879.000 | 552.000 |
Insgesamt | 2.857.000 | 1.752.000 |
Indien importierte 2021 Papierverarbeitungsmaschinen (HS-Positionen 8439 und 8441) im Wert von 400 Millionen US$, ein Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einfuhren von deutschen Anbietern stiegen um 80 Prozent auf 33,5 Millionen US$. Deutschland zählt mit China und Schweden zu den wichtigsten Lieferländern.
Stand: September 2022