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Branchen | Indien | Papier, Pappe

Markttrends

Die indischen Schulen und Büros sind nach den Corona-Lockdowns wieder offen und es wird mehr Papier nachgefragt. Die größten Zuwächse verzeichnet aber die Packmittelindustrie.

Von Boris Alex | New Delhi

Bedarf an Papier und Pappe steigt

Nach zwei durch Covid-19 bedingten Krisenjahren hat Indiens Papierindustrie 2022 wieder den Wachstumspfad eingeschlagen. Die Nachfrage nach Papier- und Papperzeugnissen zieht in den wichtigen Abnehmerbranchen abermals an und für die meisten Produktsegmente erwarten die Unternehmen auch 2023 erneut Absatzzuwächse. Bis 2027 soll der indische Papier- und Pappeverbrauch jedes Jahr zwischen 6 und 7 Prozent auf 30 Millionen Tonnen zulegen. Trotz der positiven Wachstumsprognosen haben die Hersteller aktuell mit Herausforderungen zu kämpfen: Die Inputpreise - vor allem für Rohstoffe und Energie - sind kräftig gestiegen und drücken auf die Margen der Unternehmen.

Der Umsatz mit Papier- und Papperzeugnissen konnte im Finanzjahr 2021/2022 (1. April bis 31. März) um 8 Prozent auf umgerechnet 9 Milliarden US-Dollar (US$) zulegen, schätzt die Indian Paper Manufacturers Association (IPMA). In der Vorperiode verzeichnete die Branche wegen Corona noch ein Minus von 15 Prozent. Die indische Ratingagentur ICRA erwartet für das laufende Finanzjahr 2022/2023 und für 2023/2024 reale Umsatzzuwächse von je 7 bis 8 Prozent. Wie in den Vorperioden dürfte der Absatz von Wellpappe und Packmittel stärker wachsen als die übrigen Segmente.

Eckdaten der Papier- und Pappeindustrie (in Millionen Tonnen; Veränderung in Prozent)

2018/2019*)

2019/2020*)

2020/2021*)

Veränderung 2020/2021*) zu 2019/2020*) 

Produktionskapazität

21,9

24,0

24,2

0,8

Produktion

19,4

21,4

21,7

1,4

Import

3,3

3,5

2,1

-40,0

Export

1,9

2,1

2,6

23,8

Inländischer Verbrauch

20,7

22,8

21,2

-7,0

*) 1. April bis 31. MärzQuelle: Central Pulp & Paper Research Institute, 2022

Zellstoff- und Papierindustrie: Steigende Inputpreise setzen Hersteller unter Druck

Trotz der wieder steigenden Nachfrage nach Papier- und Papperzeugnissen bleibt die Lage für die Hersteller angespannt. Die Unternehmen müssen 70 Prozent ihres Zellstoff- und Altpapierbedarfs importieren und hier sind die Weltmarktpreise im 1. Halbjahr 2022 gestiegen. Hinzu kommen höhere Kosten für Energie, Transport und Chemikalien. Wegen fehlender Rohstoffe aus Europa und den USA mussten die Papiermühlen zum Teil ihre Produktion runterfahren, so IPMA.

Zwar hat die Europäische Union im April 2022 ihr sechs Monate zuvor versehentlich verhängtes Exportverbot von Altpapier nach Indien wieder aufgehoben. Doch wegen der geringen Recyclingquote von 30 Prozent kehrt in Indien zu wenig Altpapier zu den Herstellern zurück. Die Rohstoffknappheit dürfte 2022 weiter anhalten.  Der Papierhersteller ITC Limited will seine Kapazitäten bis 2026 von 3,5 Millionen auf 5 Millionen Tonnen pro Jahr steigern. Mit einem Mehr an selbst produziertem Zellstoff könnte ITC die Abhängigkeit von Importen reduzieren.

Karton und Wellpappe haben inzwischen einen Anteil von 55 Prozent am indischen Papierverbrauch. Ein weiteres Viertel entfällt auf Schreib- und Druckpapier und jeweils 10 Prozent auf Spezial- und Zeitungspapier.

Wellpappe- und Packmittelindustrie: Nachfrage nach Verpackungen wächst stark

Der Umsatz in der Verpackungsindustrie soll bis 2024 auf 205 Milliarden US$ zulegen – von rund 74 Milliarden US$ im Jahr 2020. Der Anteil von Papier- und Pappverpackungen daran liegt bei 20 Prozent. Entsprechend positiv sind die Wachstumsaussichten für dieses Segment. Treiber sind unter anderem die Nahrungsmittel- und Konsumgüterindustrie und der Pharmasektor. Mit dem boomenden Onlinehandel wächst auch der Bedarf an Kartons. Das Marktvolumen im E-Commerce soll sich bis 2026 auf 200 Milliarden US$ verdreifachen, prognostiziert die India Brand Equity Foundation.

Allerdings leiden auch die Packmittelhersteller unter den gestiegenen Inputpreisen, so die Aussage der Federation of Corrugated Box Manufacturers. Danach sind wegen der höheren Preise für Kraftpapier die Produktionskosten bei Kartonverpackungen 2021 um bis zu 80 Prozent gestiegen.

Der Verband erwartet bis 2026 jährliche Umsatzzuwächse von 12 bis 15 Prozent. Um den wachsenden Bedarf zu decken, dürften die Packmittelhersteller bis 2025 zusätzliche Kapazitäten von 400.000 Tonnen pro Jahr schaffen.

Papierverarbeitungsindustrie: Verbot von Einwegplastik bietet neue Chancen

Nach zweijähriger Corona-Pause haben im Frühjahr 2022 die Bildungseinrichtungen wieder ihre Türen geöffnet und auch immer mehr Beschäftigte kehren in die Büros zurück. Damit wächst der Bedarf an Schreib- und Druckpapier und anderen Büroartikeln aus Zellstoff. Die Hersteller von ungestrichenem Papier erwarten zudem eine höhere Nachfrage von den Schulbuchverlagen, da die indische Regierung neue Lehrmaterialien eingeführt hat. Bücher für den Bildungssektor machen rund zwei Drittel des Bedarfs in dem Segment aus.

Indien hat zum 1. Juli 2022 eine Reihe von Einwegkunststoffprodukten wie Strohhalme und Plastikgeschirr verboten. Die Hersteller wollen nun den Bedarf durch Alternativen aus Papier decken. IPMA beziffert das Marktvolumen hierfür auf 1,2 Milliarden US$ jährlich. Allein um die 6 Milliarden Plastikstrohhalme zu ersetzen, sind zusätzliche 12.000 bis 18.000 Tonnen Papier jährlich notwendig, so der Verband.

Ausgewählte Investitionsprojekte in der Papiertechnik

Akteur/Projekt

Investitionssumme (in Millionen US$)

Projektstand

Anmerkungen

Bank Note Paper Mill India / Werk für Sicherheitspapier in Odisha

315

Planungsphase

Kapazität: 12.000 Tonnen Banknotenpapier pro Jahr

ITC Industries / Kapazitätsausbau an mehreren Standorten

268

Implementierung; Fertigstellung bis 2025

Erhöhung der Papierkapazitäten um 250.000 Tonnen auf 1 Mio. Tonnen pro Jahr; weitere Investitionen von 1 Mrd. US$ bis 2031 geplant

Kerala Paper Products / Modernisierung bestehender Anlagen

126

Implementierung bis 2026 

Erweiterung des Produktportfolios und Upgrade des Maschinenparks

Purbanchal Paper Mill / Produktion von Kraftpapier in Assam

10

Fertigstellung bis Mitte 2023

Kapazität: 55.000 Tonnen Kraftpapier pro Jahr

Uflex / Werk für Papierstrohhalme

k. A.

Planungsphase

Kapazität: bis zu 4 Milliarden Strohhalme pro Jahr

ITC Industries / Kapazitätsausbau Zellstoff

k. A.

Planungsphase

Erhöhung der Zellstoffkapazitäten um 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2022

Stand: September 2022

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