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Indien hat Bedarf an Kosmetikverpackungen
Der Kosmetikmarkt des Subkontinents ist milliardenschwer und wächst in der Breite. Insbesondere nachhaltige und robuste Verpackungen sind gefragt.
29.07.2024
Von Florian Wenke | Mumbai
Der Markt für Verpackungen wächst in Indien enorm schnell. Für die genaue Marktgröße existieren jedoch nur Schätzungen, die teilweise deutlich voneinander abweichen. Die Fachmesse PackMach World geht von rund 84 Milliarden US-Dollar (US$) als Marktgröße für 2024 aus und prognostiziert ein Wachstum von durchschnittlich 11 Prozent pro Jahr. Im Jahr 2029 soll der Verpackungsmarkt in Indien dementsprechend 143 Milliarden US$ groß sein. Die Analysten des Vermögensverwalters Avendus schätzen, dass der Markt bereits 2022 rund 108 Milliarden US$ groß war und bis 2027 auf 223 Milliarden US$ wachsen wird. Das entspräche einem jährlichen Wachstum von 16 Prozent.
Die Uneinheitlichkeit der Zahlen hängt zum Teil mit der beträchtlichen Rolle des informellen Sektors zusammen. Dieser ist am Wirtschaftsstandort Indien bedeutend und prägt auch die Verpackungsbranche. Zwischen 60 und 70 Prozent der Unternehmen in der Verpackungsbranche sind dem informellen Sektor zuzuordnen, so die Meinung von Experten.
Flexible Verpackungen sind wichtig
Branchenkenner berichten, dass flexible Verpackungen immer beliebter werden, gerade für Kosmetikartikel und die in Indien weit verbreiteten Klein- und Kleinstgrößen dafür.
Den Anteil an Nachfrage nach Verpackungsmaterialien und -maschinen durch die Produzenten von Körperpflegeprodukten schätzen viele Quellen auf 10 Prozent des Gesamtmarktes.
Nachhaltigkeitstrend besteht auch bei Verpackungen
Experten weisen darauf hin, dass Konsumenten Interesse an nachhaltigen Verpackungen haben. Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey von 2023 schätzen indische Verbraucher kompostierbare Hüllen sowie Verpackungen auf pflanzlicher Basis und aus Papier als besonders umweltfreundlich ein. Vor allem Kunden im Premiumsegment achten auf Nachhaltigkeitskriterien. Der Massenmarkt wird weiterhin durch kostengünstige Verpackungen, meist aus Plastik, dominiert.
Kunststoff im Fokus
Unternehmen tragen dem Nachhaltigkeitstrend Rechnung. Das erfolgt beispielsweise durch die Substitution von Plastik durch Papier. Zunehmend verzichten Firmen auch auf Plastikfilme um die Verpackung, sie beschriften die Hülle direkt. Staatliche Vorgaben erhöhen den Nachhaltigkeitsdruck zusätzlich. Eine Regulierung der indischen Regierung hält Hersteller von Kunststoffverpackungen seit einigen Jahren zu mehr Recycling an.
Die Regelungen wurden nun nachgeschärft. Die seit dem Frühjahr 2024 geltenden "Plastic Waste Management (Amendment) Rules" definieren den Begriff des "biologisch abbaubaren Kunststoffes" und betonen, dass dieses Material kein Mikroplastik beim Zersetzungsprozess hinterlassen darf. Unklar bleibt allerdings, wie Plastikproduzenten dies nachweisen sollen, was auch Verpackungshersteller vor Herausforderungen stellt.
Kosmetika sind ein Wachstumsmarkt
Das Marktforschungsunternehmen Custom Market Insights beziffert den Markt für Kosmetika in Indien im Jahr 2023 auf 8,1 Milliarden US$ und prognostiziert ein Wachstum bis 2032 auf 18,1 Milliarden US$. Die regierungseigene India Brand Equity Foundation (IBEF) geht davon aus, dass bis 2025 gar 20 Milliarden US$ erreicht werden.
Differenzen bei den Schätzungen ergeben sich unter anderem durch den beträchtlichen Anteil informeller Unternehmen am Kosmetikmarkt. IBEF geht in einer Analyse vom Dezember 2023 davon aus, dass 75 Prozent der Kosmetikunternehmen dem informellen Sektor zuzuordnen sind. Internationale Konzerne wie Unilever, Colgate-Palmolive und L’ Oréal haben jedoch sehr starke Marktstellungen. Auch große indische Unternehmen wie Godrej oder Dabur sind wichtige Marktteilnehmer.
Die Experten von Statista schätzen den Umsatz im Bereich Kosmetik und Beautyprodukte im Jahr 2024 auf 31,5 Milliarden US$. Damit läge Indien auf dem 4. Rang weltweit hinter den USA, China und Japan. Bis 2028 prognostizieren die Datenspezialisten eine Umsatzzunahme auf 33,4 Milliarden US$ sowie ein Breitenwachstum über alle betrachteten Produktkategorien. Dazu trägt auch das Bevölkerungswachstum im Land bei, das für wachsenden Konsum sorgt.
Vertriebswege sind eine Herausforderung für Verpackungen
Kleine Gemischtwarenläden, sogenannte Kirana-Shops, sind in Indien der wichtigste Vertriebskanal. Diese Läden sind landesweit in großer Zahl anzutreffen. Laut Statista wurden 2022 rund 44 Prozent der Kosmetika und Schönheitsprodukte in solchen Läden verkauft. Für Verpackungshersteller ist das eine Herausforderung. Verpackungen sind in Indien ohnehin starken klimatischen Gegensätzen ausgesetzt, beispielsweise durch große Temperaturunterschiede. Hinzu kommen der Transport und eine nicht immer fachmännische logistische Handhabung der Waren.
Auch die Lagerung in den Kirana-Shops strapaziert die Verpackungen durch beispielsweise Temperaturschwankungen und direkte Sonneneinstrahlung. Verpackungshersteller müssen diesen Herausforderungen mit der Verwendung geeigneter Materialen, wie beispielsweise hitzebeständigen Klebstoffen und UV-resistenten Farben, begegnen. Die Hersteller von robusten Verpackungen haben daher gute Chancen.
Zunehmend wichtiger für Kosmetika wird der Onlinehandel: Laut Statista werden 2024 rund 7,4 Prozent der Waren so den Weg zu den Kunden finden. Bis 2027 sollen es 9,7 Prozent sein. Diese Entwicklung bedarf entsprechender Verpackungen, die den Versand ermöglichen und den Verbrauchern beim Auspacken ein positives Konsumerlebnis ermöglichen. Zu den wichtigsten Onlineportalen für Kosmetika in Indien gehört beispielsweise Nykaa.
Produktionsmengen verzeichnen leichten Rückgang
Die Produktion von wichtigen Gütern aus dem Kosmetikbereich sowie verwandten Waren des täglichen Bedarfs gingen in den letzten Jahren leicht zurück. Dieser Trends setzt sich weitgehend fort. Die Ursachen dafür sind unklar. Eine Möglichkeit sind Messungenauigkeiten durch Firmen im informellen Sektor.