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Branchen | Indien | Getränke

Nachfrage nach alkoholischen Getränken in Indien steigt

Indien ist bereits der weltgrößte Absatzmarkt für Whiskey. Neben Massenprodukten etablieren sich auch hochwertige Marken. Die Regulierung erfolgt weitgehend föderal. 

Von Florian Wenke | Mumbai

Hapusa, Pumori oder Samsara – das sind keine Namen indischer Städte, sondern lokal hergestellte, hochwertige Spirituosen. Regelmäßig kommen neue Produkte auf den Markt. Das Beratungsunternehmen Technopak Advisors schätzt das Marktvolumen für alkoholische Getränke im Finanzjahr 2022/2023 (1. April bis 31. März) auf rund 32 Milliarden US-Dollar (US$; Umrechnungskurs laut Federal Reserve Bank vom 10. März 2023: 1 US$ = 81,93 Indische Rupien). Bis zum Finanzjahr 2025/2026 prognostizieren die Analysten ein jährliches Wachstum von fast 12 Prozent auf dann 44,7 Milliarden US$. Getrieben wird dies durch die steigende Nachfrage.

Die Statistik-Plattform Statista rechnet sogar mit höheren Ergebnissen: Sie schätzt den Gesamtumsatz mit Alkohol in Indien 2023 auf 49,6 Milliarden US$. Dabei wird der Bierkonsum im Jahr 2023 laut Prognose bei rund 3,4 Litern pro Kopf liegen (Deutschland: 83,8 Liter pro Kopf) und laut Vorhersagen bis 2027 auf fast 4 Liter pro Kopf steigen.

Bei Spirituosen ist in Indien bereits ein ähnlich hoher Verbrauch pro Kopf wie in Deutschland erreicht. Im Jahr 2023 werden es voraussichtlich 5,1 Liter sein (Deutschland: 5,3 Liter), im Jahr 2027 könnten rund 5,5 Liter pro Kopf an Hochprozentigem konsumiert werden. 

Whiskey dominiert den Markt

Anders als in Deutschland überwiegen hochprozentige Produkte auf dem indischen Markt. Laut Statista dürften Spirituosen 2023 gut 34,5 Milliarden US$ zum Umsatz beisteuern, gefolgt von Bier mit etwa 14,5 Milliarden US$. Laut Expertenprognosen soll der Gesamtumsatz bis 2027 auf rund 64 Milliarden US$ klettern. 

Der indische Markt wird von hochprozentigem Alkohol "westlicher Art" dominiert, der in großen Mengen lokal hergestellt wird. Daher rührt die Bezeichnung "Indian-Made Foreign Liquor" (IMFL). Der Marktanteil von IMFL liegt im Finanzjahr 2022/2023 bei 67 Prozent, danach folgt Bier mit einem Anteil von 16 Prozent sowie lokal hergestellter Schnaps "indischer Art" mit 14 Prozent. Zum sogenannten "Indian-Made Indian Liquor" zählt beispielsweise der aus Cashew- oder Kokosnüssen hergestellte Feni. Wein und importierter Alkohol spielen für den Gesamtmarkt bislang kaum eine Rolle.

Branchenkenner berichten, dass bei der Herstellung von Bier und Hochprozentigem hauptsächlich lokale oder chinesische Maschinen und Ausrüstung genutzt werden. Insbesondere bei der Abfüllung in größeren Produktionsanlagen sind aber auch deutsche Anlagen im Einsatz. Einige Rohstoffe, wie beispielsweise Hopfen, werden ebenfalls aus Deutschland bezogen. 

Die Verbraucher greifen beim Alkoholkonsum bevorzugt zu Whiskey. Dessen Anteil am verkauften IMFL liegt bei knapp 70 Prozent. Mit weitem Abstand folgen Weinbrand, Rum und klare Spirituosen.

Indien ist der größte Whiskeymarkt der Welt. Etwa die Hälfte der weltweit hergestellten Menge an Whiskey wird auf dem Subkontinent abgesetzt.

Wachsende Nachfrage für Premiumprodukte

Den Markt dominieren weitgehend billige Massenprodukte. Um auch unteren Einkommensgruppen den Konsum zu ermöglichen, sind kleine – und damit günstigere – Flaschengrößen wie etwa 90 oder 180 Milliliter weit verbreitet. Jedoch ist ein zunehmendes Interesse an höherwertigen alkoholischen Getränken zu beobachten. So überholte Indien im Jahr 2022 laut Angaben der Scotch Whisky Association Frankreich als volumenmäßig größter Importeur von Whisky aus Schottland. Gemessen am Wert der Einfuhren belegte das Land Rang 5 nach Taiwan, Singapur, Frankreich und den USA.

Die wachsende Nachfrage nach importiertem Alkohol ist nicht selbstverständlich, denn die Einfuhren sind mit hohen Abgaben belegt. Für Bier liegt der Zollsatz (Basic Customs Duty; BCD) bei 100 Prozent. Hinzu kommt eine Sonderabgabe für die Entwicklung der Landwirtschaft (Agriculture Infrastructure and Development Cess; AIDC) in Höhe von 100 Prozent des Zollbetrages. Für Spirituosen sind die Einfuhrgebühren noch höher. Die BCD liegt bei 150 Prozent und die AIDC bei 100 Prozent des Zollbetrages. Für den Import ist zusätzlich eine Lizenz der Nahrungsmittelüberwachungsbehörde Food Safety and Standards Authority of India erforderlich. 

Neben wachsenden Importen von Premiumprodukten werden immer mehr höherwertige alkoholische Getränke vor Ort hergestellt. In fast allen indischen Großstädten gibt es mittlerweile Mikrobrauereien. Des Weiteren gibt es kleinere Brennereien, die sich gezielt auf hochwertige und damit teurere Spirituosen spezialisiert haben. Sie stellen beispielsweise Single Malt oder Gin her. Einer der Gründe für die steigende Nachfrage nach Premiumprodukten ist das wachsende verfügbare Einkommen in der Mittel- und Oberschicht. Ebenfalls nimmt der Trend zum vermehrten Alkoholkonsum außer Haus zu, beispielsweise im Restaurant.

Indischer Markt ist fragmentiert

Der Verkauf von Alkohol ist in Indien föderal geregelt und je nach lokal-kultureller Einstellung unterschiedlich. Das Spektrum reicht von sogenannten "Dry States" wie Gujarat, in denen der Kauf und Konsum von Alkohol extrem eingeschränkt sind, bis hin zu vergleichsweise liberalen Regelungen wie im Bundesstaat Goa. Faktisch sind jeder Bundesstaat und jedes Unionsterritorium ein Markt für sich. Das führt dazu, dass nicht alle alkoholischen Getränke überall zu kaufen sind. Ebenfalls kommt es vor, dass gleiche Produkte in verschiedenen Bundesstaaten unterschiedlich viel kosten. Des Weiteren ist der Alkoholtransport zwischen den Bundesstaaten nur eingeschränkt möglich. 

Auch die öffentlichen Finanzen spielen eine Rolle, da die Besteuerung ebenfalls föderal erfolgt. Alkohol fällt bisher nicht unter die allgemeine Umsatzsteuer (Goods and Services Tax). Stattdessen legen die Bundesstaaten individuell die "Excise Duty" genannte Verbrauchsteuer fest. Die darüber erzielten Erträge machen in manchen Bundesstaaten mehr als 20 Prozent der selbstständig erwirtschafteten Einnahmen aus.  

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