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Nachfrage nach Werkzeugmaschinen erholt sich

Indiens verarbeitende Industrie wächst wieder und der Absatz von Werkzeugmaschinen zieht ebenfalls an. Die Importe legten 2021 bereits um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu.

Von Boris Alex | New Delhi

Die indische Maschinenbaubranche blickt wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen war 2020 in den meisten Sparten zurückgegangen, zum Teil deutlich. Gründe hierfür waren die Coronapandemie und Störungen in den globalen Lieferketten. Auch die Werkzeugmaschinen konnten sich dem Abwärtstrend nicht entziehen. Das Marktvolumen in diesem Segment halbierte sich im Finanzjahr 2020/2021 (1. April bis 31. März) fast gegenüber seinem Höchststand von 2018/2019 auf 1,6 Milliarden US-Dollar (US$), so die Daten des Branchenverbands Indian Machine Tool Manufacturers' Association (IMTMA).

Im 2. Halbjahr 2021 deutete sich eine Erholung bei der Nachfrage nach Werkzeugmaschinen an. Sowohl die lokale Produktion als auch die Bezüge aus dem Ausland legten wieder zu. Für 2022 erwartet IMTMA eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Allerdings könnten der Krieg in der Ukraine, die Störungen in den globalen Lieferketten durch Lockdowns in China sowie drohende Engpässe bei der Energieversorgung dem Wachstum erneut einen Dämpfer verpassen. Anfang dieses Jahres war der Verband noch davon ausgegangen, dass die lokale Fertigung von Werkzeugmaschinen 2022 zu ihrem Vorkrisenniveau von rund 1,3 Milliarden US$ zurückkehrt. Doch die anhaltenden Lieferschwierigkeiten bei Computerchips und elektronischen Komponenten sowie höhere Inputpreise - unter anderem für Stahl und Strom - belasten die Hersteller.

Dennoch bleiben die mittel- bis langfristigen Aussichten für die Werkzeugmaschinenbranche positiv. Die indische Regierung hat in den letzten zwei Jahren eine ganze Reihe von Initiativen gestartet, die den Anteil der verarbeitenden Industrie am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2026 auf 20 bis 25 Prozent steigern sollen - 2021 lag er bei etwa 17 Prozent. Dies dürfte in den kommenden Jahren auch der Nachfrage nach Werkzeugmaschinen neuen Schub geben, so die Einschätzung von IMTMA. Die Kfz- und Zulieferindustrie ist der Hauptabnehmer. Darüber hinaus dürften unter anderem die Hersteller von Schienen- und Luftfahrzeugen, Baumaschinen, Medizintechnik sowie Elektro- und Elektronikausrüstung künftig mehr Werkzeugmaschinen nachfragen, prognostiziert der Verband.

Elektromobilität fordert Werkzeugmaschinenhersteller heraus

Die Automobilbranche dürfte auch weiterhin der wichtigste Abnehmer in diesem Segment bleiben. Indien hat das Potenzial, die Produktion von Pkw, Nutzfahrzeugen sowie von Zwei- und Dreirädern in den nächsten Jahren weiter zu steigern. Auf dem Subkontinent liefen 2021/2022 rund 3,7 Millionen Pkw vom Band. Das waren zwar 20 Prozent mehr als in der Vorperiode, aber immer noch weniger als vor der Krise mit 4 Millionen Fahrzeugen im Finanzjahr 2018/2019. Allerdings nimmt auch in Indien die Elektromobilität Fahrt auf. Bis 2030 sollen 30 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben unterwegs sein.

Das stellt auch eine Herausforderung für die Hersteller von Werkzeugmaschinen dar, denn bei der Produktion eines Elektroantriebs werden weniger Präzisionsteile als für Verbrennungsmotoren benötigt. Zudem kommen andere Verfahren bei der Fertigung von Komponenten für Elektrofahrzeuge zum Einsatz. Darauf müssen sich auch die Hersteller und Lieferanten von Werkzeugmaschinen einstellen, so das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey zu den Auswirkungen der Elektromobilität auf die Maschinenbaubranche. Führende indische Hersteller von Pkw und Motorrädern wie Tata und Bajaj erweitern ihre E-Fahrzeugpalletten. Auch Hyundai, Honda und Maruti Suzuki wollen künftig batteriebetriebene Pkw in Indien produzieren.

Industrieförderprogramm als Wachstumsmotor

Auf der anderen Seite erwarten die Maschinenbauer zusätzliche Wachstumsimpulse von dem 2020 gestarteten Industrieförderprogramm Production-Linked Incentives (PLI). Damit wird die lokale Produktion unter anderem von Kfz-Teilen, Medizintechnik, Ausrüstung zur Stromerzeugung und für den Telekom-Sektor sowie von elektronischen Bauteilen bis 2026 mit insgesamt 26 Milliarden US$ gefördert. Das PLI-Programm könnte Investitionen in neue Produktionskapazitäten mit einem Volumen von bis zu 40 Milliarden US$ auslösen, so eine Berechnung der Ratingagentur CRISIL.

Der Trend zur Automatisierung und zu "Smart Manufacturing" hat sich auch in Indien seit 2020 beschleunigt. Die Vernetzung der Maschinenparks durch "Industrial-Internet-of-Things"-Lösungen schreitet voran. Damit steigen auch die Anforderungen an die Werkzeugmaschinen, vor allem in Hochtechnologiesparten wie der Luft- und Raumfahrtindustrie, die in Indien in den nächsten Jahren stark wachsen dürfte. Ein weiterer Trend ist, dass auch in mittelständischen Betrieben sogenannte CNC-Bearbeitungszentren (Computerized Numerical Control) zum Einsatz kommen und nicht mehr nur in großen Industrieprojekten, so eine Analyse des Branchenportals "Manufacturing Today".

Importe aus Deutschland gingen 2021 zurück

Dass es bei der Nachfrage nach Werkzeugmaschinen wieder aufwärts geht, spiegelt sich auch in den Importen wider. Diese legten mehrheitlich in den Zolltarifuntergruppen SITC 8456 bis 8463 im Jahr 2021 zu. Trotz einer Steigerung um 21 Prozent auf 1,5 Milliarden US$ lagen die Positionen aber immer noch ein gutes Viertel unter dem Vorkrisenniveau von 2,1 Milliarden US$. Die Einfuhren aus Deutschland gingen 2021 im Vergleich zum Vorjahr um weitere 9 Prozent auf rund 132 Millionen US$ zurück - 2019 importierte Indien noch Maschinen im Wert von 228 Millionen US$. Mit China, den USA und Japan zählt Deutschland aber weiterhin zu den wichtigsten Lieferländern in diesem Segment.

Einfuhr von Werkzeugmaschinen nach Indien (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

Segment (ZT-Position)

2019

2020

2021

Veränderung 2021/2020

Erosionsmaschinen (8456)

196,7

148,9

221,5

48,4

Bearbeitungszentren (8457)

441,6

265,1

360,9

36,1

Drehmaschinen (8458)

197,6

124,6

157,6

26,5

Bohr- und Fräsmaschinen (8459)

179,3

99,7

96,4

-3,3

Schleifmaschinen (8460)

251,7

162,4

156,7

-3,5

Hobelmaschinen (8461)

169,6

89,9

97,8

8,8

Schmieden, Pressen, Scheren und Stanzen (8462)

575,6

334,6

387,0

15,7

Andere formende Werkzeugmaschinen (8463)

95,8

50,2

67,0

33,5

Insgesamt

2.107,9

1.275,4

1.544,9

21,1

   davon aus Deutschland

228,4

144,7

131,5

-9,1

Quelle: UN Comtrade, 2020


Die indische Leitmesse für die Werkzeugmaschinenindustrie IMTEX findet 2022 mit Schwerpunkt auf umformende Maschinen vom 16. bis 21. Juni in Bengaluru statt. Die deutsch-indische Auslandshandelskammer (AHK) organisiert einen Gemeinschaftsstand für deutsche Branchenunternehmen. Die nächste reguläre IMTEX ist für Januar 2023 ebenfalls in Bengaluru geplant.

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