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Branchen | Indonesien | Palmöl

Indonesien will Palmöl stärker im Land verarbeiten

Die globale Nachfrage nach dem vielseitigen Palmöl steigt. Der größte Produzent Indonesien will künftig Rohpalmöl vermehrt vor Ort verarbeiten und braucht ausländische Technik.  

Von Oliver Döhne | Jakarta

Trotz anhaltender ökologischer Bedenken und Handelsbeschränkungen in Europa nimmt die Nachfrage nach Palmöl global zu. Die Marktforschungsfirma Grand View Research prognostiziert bis 2030 ein weltweites Marktwachstum von über 5 Prozent pro Jahr.  

Nachfrage im In- und Ausland steigt

Indonesien produziert rund 60 Prozent des globalen Palmöls und kann, anders als Konkurrent Malaysia, seine Produktion noch erhöhen. Die Regierung will neue Flächen freigeben, vorzugsweise auf bereits degradiertem Land. Marktexperten erwarten Investitionen und eine Expansion des Sektors. 

Das meiste Palmöl geht derzeit nach China und Indien. Die stärkste Nachfrage könnte künftig aber aus Indonesien selbst kommen, da Präsident Prabowo sein Land unabhängiger von Energieimporten machen möchte. Ab März 2025 steigt die Beimischung von Palmöl in Dieselkraftstoff von 35 auf 40 Prozent. Außerdem soll gebrauchtes Speisepalmöl künftig Flugzeugkerosin grüner machen. Viele Unternehmen aus der fossilen Industrie sondieren den Sektor, um künftig auch auf den nachwachsenden Rohstoff zu setzen. Außerdem ist Palmöl ein wichtiger Teil von Indonesiens Downstream-Politik, im Rahmen derer das Land seine Rohstoffe möglichst weit im eigenen Land weiterverarbeiten möchte. 

Die EU erkennt Palmöl infolge von Regenwaldabholzung aber nicht als Biokraftstoff an und importiert es nur noch zertifiziert. Bis 2030 will sie den Verbrauch als Kraftstoff ganz herunterfahren. Die Mitte 2026 in Kraft tretende Verordnung für entwaldungsfreie Produkte bringt zusätzliche Auflagen. 

Palmöl ist auch bei den laufenden Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen EU und Indonesien ein wichtiger Punkt. Eventuell kann ein Kompromiss gefunden werden, der sowohl den Regenwald schützt, als auch Indonesien eine seiner wichtigsten Ressourcen gewinnbringend nutzen lässt.

Palmöl wird in vielen Regionen produziert

Im Jahr 2024 produzierte Indonesien auf rund 16 Millionen Hektar etwa 47 Millionen Tonnen Palmöl. Wichtigste Region ist die Provinz Riau auf Sumatra, mit 3 Millionen Hektar Plantagen und einer Produktion von 9,2 Millionen Tonnen. Weitere wichtige Regionen sind Kalimantan (Zentral, West und Ost) sowie Nord-Sumatra. Zukünftig könnte auch Papua eine zunehmende Rolle spielen. 

Etwa die Hälfte der landesweiten Plantagen ist im Besitz großer privater Firmen, 42 Prozent werden durch kleinere Betriebe bewirtschaftet und circa 4 Prozent sind in der Hand staatlicher Plantageunternehmen, die seit 2023 in zwei Subholdings gebündelt sind. Eine davon, PalmCo, soll bis 2026 größter Palmölplantagenbesitzer der Welt werden und sich auf die Produktion von rohem Palm- und Speiseöl fokussieren. 

Die größeren Plantagenbesitzer betreiben oft eigene Palmölfabriken. Zurzeit expandiert der Agrarkonzern Triputra Agro Persada stark, besonders in Kalimantan. Im Jahr 2025 besaß er bei 23 Plantagen bereits 18 Palmölfabriken. In den Fabriken wird aus den Fruchtbüscheln in mehrstufigen Prozessen Rohpalmkernöl und Rohpalmöl (Crude Palm Oil; CPO) gewonnen. 

Mehr Wertschöpfung durch Weiterverarbeitung

CPO wurde in der Vergangenheit überwiegend exportiert. Nun möchte Indonesien das Rohpalmöl eher im Land behalten, um die inländische Wertschöpfung zu fördern. Dies unterstützt die Regierung durch verschiedene Instrumente, wie zum Beispiel eine erhöhte Exportsteuer für CPO. 

Stattdessen sollen möglichst stark weiterverarbeitete Erzeugnisse der Oleochemie exportiert werden, die höhere Exporterlöse versprechen als Rohöl. Die indonesische Regierung könnte in Zukunft verstärkt Produktionsanlagen von höherwertigen Oleochemikalien und Endprodukten fördern. Eine Förderinitiative ist die Sonderwirtschaftszone Sei Mangkei in Nordsumatra, die Investoren der Palmölindustrie spezielle Anreize bietet. Der Archipel hat dringenden Nachholbedarf bei weiterverarbeiteten Palmölerzeugnissen: Er produziert nur etwa 40 verschiedene oleochemische Erzeugnisse. Malaysia hingegen hat ein Portfolio von über 100 Produkten. 

Eine stärkere inländische Verarbeitung des CPO dürfte eine steigende Nachfrage nach ausländischer Technologie mit sich bringen, beispielsweise nach smarter Agrartechnik für die Plantagen, Energieversorgungs- und Entsorgungsequipment für die Palmölfabriken sowie nach Anlagen, Maschinen und Komponenten für die Raffinerien und Produktionsanlagen. 

Deutsche Technik im Einsatz

Die bayerische Firma Flottweg, ein Experte für Trenntechnik, stattete bereits zahlreiche indonesische Palmölfabriken mit Dekanterzentrifugen zur Trennung von Öl, Wasser und Feststoffen aus. Flottweg verkaufte bislang rund 500 Maschinen nach Indonesien und sieht zukünftig Wachstumspotenzial. Auch GEA Westfalia aus Oelde ist mit einem ähnlichen Produkt auf dem Markt. 

Unser Erfolgsrezept ist, neben der Qualität der Maschinen, dass unser indonesischer Partner, die Firma Numalos Abadi aus Medan, nicht nur bestens vernetzt ist für den Vertrieb vor Ort, sondern auch einen erstklassigen Wartungs- , Reparatur- und Ersatzteilservice bietet.

Martin Lorenz Deputy Division Manager Edible Fats, Oils and Biofuels bei Flottweg

Deutschland kauft indonesischen Fettalkohol

Die größten Player in der indonesischen Oleochemie sind Sinar Mas, Ecogreen, Wilmar und Musim Mas. Sinar Mas ist eins von Indonesiens größten Industrie-Konglomeraten. Die Gruppe betreibt über Golden Agri Ressources unter anderem sieben Raffinerien, eine Produktion für Fettalkohole und zahlreiche Speiseölproduktionen. 

Das Unternehmen Ecogreen hat den offiziellen Firmensitz in Singapur, wird aber durch die indonesische Wings-Gruppe kontrolliert. Ecogreen produziert auch in Deutschland ungesättigte Fettalkohole, Zuckeralkohole sowie Fettamine und Spezialester über die Firma Deutsche Hydrierwerke in Rodleben. Nach Angaben des Informationsdienstes PT Data Consult beliefert Ecogreen den deutschen Henkel-Konzern mit Oleochemikalien. Deutschland ist laut PT Data Consult zudem Hauptabsatzmarkt für indonesischen Fettalkohol in Wachsform. 

Insgesamt importiert die Bundesrepublik laut Eurostat Oleochemikalien im Wert von über 2 Milliarden Euro. Offiziell kommen 16,5 Prozent davon aus Indonesien. Hier spielt allerdings der "Rotterdam-Effekt" (statistische Erfassung von Ausfuhren über den Hafen Rotterdam) eine wesentliche Rolle. Tatsächlich dürfte der größte Teil der deutschen Palmölimporte aus Indonesien kommen.

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