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Special | Indonesien | Klimaschutz im Dialog

"Die Erschwinglichkeit von Energie ist das größte Problem"

Laut dem Energieexperten Deon Arinaldo wird der Einsatz von mehr Erneuerbaren langfristig zu niedrigeren Energiepreisen führen.

Von Frank Malerius | Jakarta

Deon Arinaldo ist Energy Transformation Program Manager beim Institute for Essential Services Reform (IESR) in Jakarta. Das IESR ist ein Thinktank für Energiepolitik und Umweltschutz. Das Institut veröffentlicht Studien zum Einsatz erneuerbarer Energien und ist häufiger Ansprechpartner für heimische Medien. Es wird nach eigenen Angaben von indonesischen und internationalen Philantropen finanziert.

IESR, Deon Arinaldo - Klima im Dialog IESR, Deon Arinaldo - Klima im Dialog | © IESR, Deon Arinaldo

Herr Arinaldo, welche Bedeutung haben die Themen Klimawandel und Umweltschutz in Gesellschaft und Politik in Indonesien?

Die meisten Menschen haben natürlich andere Probleme als den Klimawandel. Es ist schwierig, der breiten Bevölkerung komplexe Zusammenhänge zu erklären. Dagegen helfen nur Aufklärung und mehr gesellschaftliche Teilhabe. Immerhin aber zeigt unsere jüngste Umfrage unter 1.000 Menschen, dass es eine steigende Besorgnis über die Klimakrise gibt. Etwa 80 Prozent gaben an, dass sie ein dringendes Problem ist. Grund dafür ist möglicherweise, dass die meisten Befragten jüngeren und mittleren Alters waren. Auch in höheren Regierungskreisen nimmt das Bewusstsein für Klimathemen zu. Das zeigt sich unter anderem im gestiegenen Engagement zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen jenseits der nationalen Zusagen im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens.

Indonesien wird die Versprechen des Pariser Abkommens aber wohl nicht erfüllen. Was sind die Gründe dafür?

Unsere nationalen Klimaschutzzusagen (Nationally Determined Contributions, NDC) sind nicht auf die Anforderungen des Pariser Abkommens ausgerichtet. Die aktuellen Maßnahmen des Ministeriums für Umweltschutz und Forstwirtschaft haben keinen großen Einfluss auf die Treibhausgasemissionen jenseits der Sektoren Landnutzung und -bewirtschaftung sowie der Abfallwirtschaft. Auch der Energiesektor sollte sich ehrgeizigere Ziele setzen, wenn das Pariser Abkommen tatsächlich eingehalten werden soll. Dies scheint derzeit aber nicht machbar. Erst wenn Indonesien das dort gesetzte Ziel eines Anteils von 23 Prozent erneuerbarer Energien erreicht, kann die Politik ambitioniertere Ziele setzen.

Indonesien setzt in der Stromerzeugung überwiegend auf Kohle. Wie sind hier die weiteren Aussichten?

Die jüngsten Pläne zur Stilllegung von 9,2 Gigawatt an Kohlekraftwerkskapazitäten mit internationaler Unterstützung machen Hoffnung, den Emissionspfad auf einen Kurs des Pariser Abkommens auszurichten. Nach unserer Berechnung müssten allerdings noch weitere 2 bis 3 Gigawatt an Kohlekraftwerkskapazitäten stillgelegt werden, um das 1,5-Grad-Ziel für den Energiesektor wirklich zu erreichen.

Welche Bereiche sind für die Emissionsreduzierung am wichtigsten?

Der Energiesektor hat das größte Einsparpotenzial, dabei insbesondere die Stromerzeugung. Er wird bis 2030 fast 60 Prozent zu den nationalen Treibhausgasemissionen beitragen, das entspricht 1,6 Gigatonnen Kohlendioxid. Die aktuelle NDC zielt hingegen nur auf eine Reduzierung von 314 bis 396 Megatonnen ab.

Der Energieverbrauch des Landes könnte sich bei einer Rückkehr zu einem Wirtschaftswachstum von jährlich mehr als 5 Prozent in etwa 15 Jahren verdoppeln. Wie können erneuerbare Energien da Schritt halten?

Eine aktuelle IESR-Studie zeigt, dass Indonesien über ein Erneuerbare-Energien-Potenzial von mehr als 7.000 Gigawatt verfügt. Das ist viel höher als die Regierungszahlen von 440 Gigawatt. Nach unserer Modellierung ist Indonesien in der Lage, bis 2050 seinen Energiebedarf zu 100 Prozent über erneuerbare Energien zu decken. Dazu wären 1.500 Gigawatt an entsprechenden Kapazitäten erforderlich.

In Indonesien ist Energie - wie in den meisten Schwellenländern - im Verhältnis zu den Einkommen viel teurer als in den Industrieländern. Wie wirkt sich das auf die zukünftige Energiepolitik aus?

Das größte Problem ist tatsächlich die Erschwinglichkeit von Energie für die breite Bevölkerung. Wir haben einen regulierten Strommarkt mit festgelegten Tarifen. Nur unter diesen Voraussetzungen kann eine Förderung erneuerbarer Energien stattfinden. Langfristig wird Energie nach unseren Berechnungen aber billiger, wenn wir mehr auf Erneuerbare setzen. Eine Energiewende könnte das Problem der Erschwinglichkeit also lösen. Die politischen Entscheidungsträger und andere wichtige Interessengruppen von diesem Weg zu überzeugen, ist aber eine große Herausforderung.

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