Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Interview | Indonesien | Investitionsklima

"Wir haben alles gefunden, was wir gesucht haben"

Das Unternehmen Beurer ist ein deutscher Pionier in Indonesiens Sonderwirtschaftszone Kendal. Im Interview spricht Andreas Dapp über die Standortwahl und die wichtigen Faktoren. 

Von Oliver Döhne | Jakarta

Als eins der ersten deutschen Unternehmen investiert die Beurer GmbH, ein Hersteller von Elektrogeräten für Gesundheit und Wohlbefinden aus Ulm, in der Sonderwirtschaftszone (Special Economic Zone; SEZ) Kendal in Zentraljava nahe der Großstadt Semarang. Germany Trade & Invest sprach mit Andreas Dapp, Director Manufacturing and Purchasing bei Beurer, über die Entscheidungsfindung für den Standort Indonesien und den Ablauf. 

Andreas Dapp, Director Manufacturing and Purchasing, Beurer GmbH, Investitionsklima Indonesien Andreas Dapp, Director Manufacturing and Purchasing, Beurer GmbH, Investitionsklima Indonesien | © Lukas Hofstaetter

Herr Dapp, was ist die Vorgeschichte der Investition? Wie sind Sie auf Indonesien gekommen? 

Während Covid ist der Gedanke gereift, dass wir unsere Lieferkette resilienter aufstellen und uns unabhängiger machen müssen von einzelnen Ländern. Daraufhin haben wir eine Standortanalyse mit einem Berater gestartet. Nach diversen Filtern kam eine Shortlist mit Indonesien, Vietnam, Malaysia und Thailand zusammen, wovon wir uns dann für Indonesien und Vietnam als letzte Kandidaten entschieden haben. 

Sieht man sich die Statistiken an, hätten sich die meisten wohl für Vietnam entschieden. Warum fiel Ihre Wahl auf Indonesien?  

Wir haben beide Länder besucht und analysiert. Vietnam ist Indonesien noch voraus und wird gerade stark gepusht. Für alle, die eine Alternative zu China suchen, ist es die erste Anlaufstelle aufgrund der Nähe zu China. Indonesien ist zwar in den Bereichen Infrastruktur und auch lokale Wertschöpfungstiefe noch etwas zurück, dafür noch nicht so überlaufen wie Vietnam. 

Wie ging es dann weiter?

Der erste Kontakt kam über den indonesischen Botschafter in Deutschland und unseren Geschäftsführer Marco Bühler. Danach haben wir Kontakt zum indonesischen Ministerium für Investitionen und Downstream-Industrien BKPM aufgenommen und eine erste Reise organisiert. Begleitet wurde diese Reise durch einen Hongkonger, der viele Jahre schon in Indonesien lebt und uns durch das Netzwerk von Herrn Bühler zugespielt worden ist. Auf dieser Reise haben wir zwei Industrieparks in der Nähe von Jakarta, den Industriepark in Batang und die SEZ Kendal angeschaut. Während der Reise ist dann schon die Entscheidung für die SEZ Kendal getroffen worden. 

"Indonesien ist noch nicht so überlaufen wie Vietnam."

Welche Standortfaktoren haben den Ausschlag gegeben?

Wir haben in der SEZ alles gefunden, was wir gesucht haben. Eine Sonderwirtschaftszone mit den bekannten Vorteilen und Vergünstigungen, mit günstigen, verfügbaren Arbeitskräften, verfügbarem Land, guter Infrastruktur und Anbindung an den Seehandel. Auch sind dort nicht die "Big Player" wie in anderen Gegenden Indonesiens oder Vietnams, sondern viele indonesische, taiwanesische und chinesische Unternehmen. 

Wie ist die Zusammenarbeit mit der Verwaltung der SEZ? Bekommen Sie über monetäre Anreize und Infrastruktur hinaus auch organisatorische Unterstützung beim Aufbau? 

Die Zusammenarbeit mit der SEZ läuft sehr gut. Gerade am Anfang waren sie neben dem BKPM immer unser Ansprechpartner zu vielen rechtlichen und organisatorischen Fragen und haben immer an die richtigen Stellen vermittelt und unterstützt. Auch heute gibt es viele gemeinsame Workshops mit den anderen Unternehmen im Park. Man versucht, Synergien zu finden.

Was sind die nächsten geplanten Schritte?

Wir werden jetzt mit Massageprodukten anfangen und ab Mitte 2025 zusätzlich Medizinprodukte fertigen. Unter anderem Blutdruckmessgeräte, Infrarotlampen und Tagelichtlampen – für den Export, aber auch für den lokalen Markt. 

Haben Sie schon lokale Arbeitskräfte eingestellt? Wenn ja, wie lief das Recruiting? Die Qualifizierung der Arbeitskräfte gilt ja als eine der Schwächen Indonesiens. 

Ja, wir haben Stand heute 20 Mitarbeitende. Den General Manager, den Chief Financial Officer und den Geschäftsführer des Vertriebs haben wir über einen Headhunter gesucht und gefunden. Den Rest der Mannschaft haben wir lokal gefunden – insbesondere über Jobstreet. Dort bekommen wir für jede inserierte Stellenanzeige bis zu 400 Bewerbungen. Bis jetzt sind wir höchst zufrieden mit unseren Angestellten. Alle sind hoch motiviert, gut ausgebildet und sehr ehrgeizig. Sicherlich haben wir hier auch den Vorteil, ein deutscher Arbeitgeber zu sein. 

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Vielleicht auch ein Wort zum Zustand der Transportinfrastruktur im Land, die ja häufiger in der Kritik steht.

Auch mit der Transportinfrastruktur sind wir sehr zufrieden. Unser Werk liegt 30 Minuten außerhalb von Semarang und ist mit einer zweispurigen Autobahn verbunden. Seetransporte zwischen China und Indonesien klappen hervorragend. Wir haben hier Laufzeiten zwischen 10 und 15 Tagen "door-to-door".

Haben Sie noch Ratschläge für deutsche Unternehmen, die sich Indonesien genauer ansehen wollen und eventuell auch eine Investition planen?

Wir können die SEZ und auch Indonesien auf jeden Fall empfehlen. Wir haben ein sehr kompliziertes rechtliches Set-up, das selbst für Indonesien Neuland ist beziehungsweise war. Wir haben dafür von allen Seiten und auch von allen möglichen Regierungsinstanzen die nötige Unterstützung bekommen, um es nach unseren Vorstellungen zu implementieren. Bei uns lief das ganze Projekt sehr gut durch und wir konnten nach nur 22 Monaten Planungs- und Bauzeit mit der Produktion starten. Wir denken, dass sicherlich ein Schlüsselfaktor ist, sich von Anfang an ein lokales Netzwerk in Indonesien aufzubauen.

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