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Wirtschaftsausblick | Iran

Iranische Wirtschaft kann erneut deutlich zulegen

Die Öl- und Gasförderung hat in den letzten Jahren wesentlich zum kräftigen Wirtschaftswachstum beigetragen. Ob dies auch zukünftig so bleibt, ist schwer prognostizierbar.      

Von Robert Espey | Dubai

Top-Thema: Was kommt nach Präsident Ebrahim Raisi?

Der Tod des erzkonservativen Ebrahim Raisi am 19. Mai 2024 hat Spekulationen über die zukünftige Ausrichtung der Islamischen Republik ausgelöst. Die nun am 28. Juni stattfindende Wahl eines neuen Staatspräsidenten dürfte durch die herrschenden Hardliner so kontrolliert werden, dass reformorientierte Kandidaten chancenlos sind beziehungsweise gar nicht erst zur Wahl zugelassen werden. Zudem entscheidet in allen wichtigen Fragen letztlich Revolutionsführer Ali Khamenei. Interne Machtkämpfe im konservativen Lager sind allerdings denkbar. 

Wirtschaftsausblick: Ausweitung der Öl- und Gasförderung

Nach Angaben der iranischen Zentralbank trägt die Öl- und Gasförderung seit 2020/2021 (iranisches Jahr: 21. März bis 20. März) wieder wesentlich zum Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) bei. Sanktionsbedingt war der Sektor 2018/2019 und 2019/2020 um 18 und 36 Prozent geschrumpft.

Iranischen Angaben zufolge lag die Ölförderung für März 2024 bei 3,4 Millionen Barrel pro Tag. Bis 2031 möchte Teheran seine Kapazitäten auf 5,7 Millionen Barrel pro Tag ausbauen. Die Ausweitung der Förderung ist vor allem durch steigende Ölausfuhren nach China möglich geworden. Gemäß den Daten des Informationsdienstes Vortexa lag der Ölexport 2020 deutlich unter 0,5 Millionen Barrel pro Tag, durchschnittlich 1,56 Millionen Barrel pro Tag waren es im 1. Quartal 2024.

Trotz des Rückzugs westlicher Partner ist es Iran ebenfalls gelungen, die Gasförderung kontinuierlich zu steigern. Mit der Förderung in der Phase 11 des großen South Pars Gasfeldes konnte 2023 begonnen werden. Dem Ölministerium zufolge wurden im März 2024 täglich 1,07 Milliarden Kubikmeter produziert. Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen es 1,3 Milliarden Kubikmeter werden. Dazu wären aber Investitionen von 80 Milliarden US$ erforderlich, so die Schätzung des Ministeriums. Eine höhere Gasförderung ist allein zur Deckung des lokalen Bedarfs erforderlich.

Wachstum auch in der Nichtölwirtschaft

Der Statistikbehörde zufolge ist die Nichtölwirtschaft in den ersten drei Quartalen 2023/2024 um real 4,2 Prozent gewachsen, die Gesamtwirtschaft um 6,7 Prozent. Die verarbeitende Industrie legte um 2,5 Prozent zu, die Bauwirtschaft um 2,8 Prozent und der Dienstleistungssektor um 7,1 Prozent.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt für 2023/2024 das Plus in der Nichtölwirtschaft auf 3,8 Prozent. Im laufenden und nächsten Jahr werden Zuwächse um 3,3 und 3,1 Prozent erwartet. Gleichzeitig rechnet der IWF im Öl- und Gassektor mit einer starken Verlangsamung des Wachstumstempos auf 2,9 und 2,2 Prozent.

Investitionen: Weiterhin ausländisches Engagement

Für westliche Investoren ist Iran derzeit eine "No-go Area". Aber Unternehmen aus anderen Ländern sind weiterhin interessiert. Die staatliche Investitionsförderungsgesellschaft, die Organization of Investment, Economic and Technical Assistance", gibt an, zwischen August 2021 und März 2024 Genehmigungen für ausländische Investitionen im Wert von 11,6 Milliarden US-Dollar (US$) erteilt zu haben. Üblicherweise gibt es allerdings eine große Diskrepanz zwischen genehmigten und letztlich realisierten Investitionsprojekten.

Den Angaben zufolge entfällt der größte Teil der Genehmigungen auf den Öl- und Gassektor (4,8 Milliarden US$), gefolgt von industriellen Vorhaben mit 4,1 Milliarden US$. Zu den wichtigsten Investoren sollen China, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Indien gehören.

Konsum: Privater Verbrauch steigt trotz Kaufkraftverlusten

Die anhaltend hohe Inflation führt bei den privaten Haushalten zu erheblichen Kaufkraftverlusten. Im Zeitraum 2018/2019 bis 2022/2023 haben sich die Verbraucherpreise in den städtischen Regionen nahezu verfünffacht, so die offizielle Statistik. Im Jahresdurchschnitt 2023/2024 kann es zu einer weiteren Verteuerung um 40,7 Prozent.

Trotz der hohen Inflation hat der private Konsum in den ersten drei Quartalen 2023/2024 um 6 Prozent zugelegt, so die Statistikbehörde. Die Weltbank schätzt für das Gesamtjahr 2023/2024 ein Plus von 3,2 Prozent.

Außenhandel: Importe legen erneut deutlich zu

Die iranischen Einfuhren sind 2023/2024 das dritte Jahr in Folge deutlich gestiegen. Zollangaben zufolge erhöhten sich die Importe in den ersten elf Monaten (21. März 2023 bis 20. Februar 2024) um 11 Prozent auf 59,9 Milliarden US$. Etwa 31 Prozent der Waren kamen aus den VAE, wobei es sich vor allem um Re-Exporte über Dubai handelt. Es folgten China (28 Prozent), die Türkei (11 Prozent) sowie Deutschland und Indien mit jeweils 3 Prozent.

Die Nicht-Ölausfuhren sind im genannten Elfmonatszeitraum um 9 Prozent auf 44,9 Milliarden US$ gesunken. Die wichtigsten Abnehmer waren China, Irak, die VAE, die Türkei und Indien.

Deutsche Perspektive: Maschinenausfuhren erholen sich

Nach einem starken Rückgang der deutschen Lieferungen nach Iran zeichnet sich für 2024 eine Besserung ab. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes konnten die deutschen Iran-Ausfuhren im 1. Quartal 2024 gegenüber der entsprechenden Vergleichsperiode des Vorjahres um 19 Prozent auf 344 Millionen Euro zulegen. Der Zuwachs wurde unter anderem durch gestiegene Maschinenlieferungen verursacht.

Der deutsche Iran-Export sank 2023 um 24 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Dies war der niedrigste Wert seit 1999. Hauptgrund für den Einbruch war ein Verminderung der Getreideausfuhren von 451 Millionen auf 1,5 Millionen Euro. Bei den deutschen Maschinenlieferungen gab es 2023 hingegen eine weitere leichte Erholung um 15 Prozent auf 326 Millionen Euro. Im Zeitraum 2019 bis 2021 waren die Maschinenausfuhren um 75 Prozent auf nur noch 266 Millionen Euro zurückgegangen.

GTAI-Informationsangebote zu Iran
Weitere Informationen zu Iran bieten unter anderem unsere Reihen "Wirtschaftsstandort", "Wirtschaftsdaten kompakt" und "Branche kompakt". Ferner sind auf der GTAI-Länderseite zahlreiche Berichte zum Wirtschaftsumfeld, zu Branchen sowie Rechts- und Zollthemen zu finden.

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