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Branchen | Iran | Häfen & Konnektivität

Irans Häfen verzeichnen wieder wachsenden Güterumschlag

In Iran bleibt derzeit ein großer Teil der weiter steigenden Hafenkapazitäten ungenutzt. Der Ausbau des Transithandels wird angestrebt. Dazu könnte das Russlandgeschäft beitragen. 

Von Robert Espey | Dubai

Der Güterumschlag der 22 iranischen Häfen zeigt seit 2021/2022 (iranisches Jahr: 21. März bis 20. März) wieder einen positiven Trend. Nach einer Schrumpfung 2020/2021 gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf 131 Millionen Tonnen erhöhte sich der Güterumschlag 2021/2022 um 14 Prozent auf 148 Millionen Tonnen, so die Statistik der Ports and Maritime Organization of Iran (PMO).

Auch für 2022/2023 zeichnet sich ein Zuwachs ab. In den ersten vier Monaten (21. März bis 20. Juli 2022) summierten sich die Be- und Entladungen auf 69 Millionen Tonnen. Dies entsprach einem Plus im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode um 6 Prozent.

Auslastung der Häfen bleibt schwach

Trotz der wieder lebhafteren Hafenaktivitäten bleibt die Auslastung der Kapazitäten schwach. Gemäß PMO-Angaben wurden die Kapazitäten 2020/2021 nur zur Hälfte genutzt: Einem Güterumschlag von 131 Millionen Tonnen stand eine Kapazität von 264 Millionen Tonnen gegenüber. Die Auslastung dürfte sich 2021/2022 auf geschätzt 55 Prozent verbessert haben.

Etwa ein Drittel des Güterumschlags besteht aus Ölerzeugnissen. Hier sind allerdings die Rohölexporte nicht eingeschlossen. Der Umschlag von Ölprodukten stieg 2021/2022 um 11 Prozent auf 50,4 Millionen Tonnen. Davon wurden am Shahid Rajaee Port 29,5 Millionen Tonnen abgefertigt, am Imam Khomeini Port 16,7 Millionen Tonnen.

Der Umschlag von Nicht-Öl-Erzeugnissen erhöhte sich 2021/2022 um 15 Prozent auf 98,1 Millionen Tonnen. Die größte Einzelposition waren Grundnahrungsmittel mit 28,7 Millionen Tonnen (2020/2021: 22,9 Millionen Tonnen). Darunter fallen vor allem Getreide, Sojabohnen, Zucker, Speiseöl und Fleisch. Ferner wurden 2021/2022 rund 23,8 Millionen Tonnen Containerfracht abgefertigt, 22,2 Millionen Tonnen Baustoffe und Mineralien, 9,9 Millionen Tonnen Metallerzeugnisse sowie 4,7 Millionen Tonnen Düngemittel und Chemikalien.

Containerkapazitäten steigen weiter

Der Containerumschlag war zwischen 2017/2018 und 2020/2021 von 3,1 Millionen auf 1,8 Millionen Standardcontainer (Twenty-foot Equivalent Units; TEU) gesunken. Für 2021/2022 wird eine Erholung auf 2,2 Millionen TEU gemeldet. In den ersten vier Monaten 2022/2023 konnte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Erhöhung um 14 Prozent auf 0,9 Millionen Tonnen TEU verbucht werden.

Die Abfertigung liegt dennoch weit unter einer Vollauslastung. Die Kapazitäten sollen bis Ende 2022/2023 von aktuell 8 Millionen auf über 10 Millionen TEU ansteigen und sich damit gegenüber 2016/2017 in etwa verdoppeln.

Derzeit werden im größten Containerhafen des Landes, dem Shahid Rajaee Port, die Kapazitäten von 6,3 Millionen auf 8,4 Millionen TEU erhöht. Das Vorhaben umfasst unter anderem den Bau eines dritten Hafenbeckens mit einer 1,4 Kilometer langen Kaianlage. Dort können dann große Containerschiffe mit einer Ladung von bis zu 18.000 TEU abgefertigt werden. Das Projekt soll bis März 2023 abgeschlossen sein.

Auf den Shahid Rajaee Port entfielen 2021/22 mit 1,8 Millionen TEU rund 82 Prozent des gesamten Containerumschlags des Landes. Irans zweitgrößter Containerhafen ist der Iman Khomeini Port (2021/2022: 129.000 TEU). Es folgten die Häfen Shahid Bahonar (66.000 TEU), Dayyer (42.000 TEU), Bushehr (41.000 TEU) und Lengeh (40.000 TEU).

Transitverkehr könnte durch Russlandgeschäft wachsen

Iran möchte den Transithandel stark ausbauen. Derzeit sieht Teheran Chancen, ein wichtiges Transitland für den Warenverkehr mit Russland zu werden. Mehrere Russland-Transitrouten, die alle über den Shahid Rajaee Port verlaufen, können genutzt werden. Im Juli 2022 haben Russland und Iran erklärt, den Transitverkehr auf dem International North South Transport Corridor (INSTC) auf jährlich 10 Millionen Tonnen erhöhen zu wollen.

Karte: Iran Internationaler Nord-Süd-Korridor

Die Entwicklung des über 7.000 Kilometer langen INSTC, einer Verbindung von Russland über Iran nach Indien, ist seit mehr als 20 Jahren im Gespräch. Im Jahr 2002 hatten die drei Länder eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Zwischenzeitlich haben sich unter anderem auch Aserbaidschan, Armenien, Kasachstan, Belarus und Turkmenistan der INSTC-Initiative angeschlossen.

Bislang ist in Iran der Anteil des Transithandels am gesamten Güterumschlag der Häfen noch gering. Nur 5 Prozent beziehungsweise 8,1 Millionen Tonnen des Güterumschlags entfielen 2021/2022 auf den Transitverkehr. Der Shahid Rajaee Port wickelte 75 Prozent (6,1 Millionen Tonnen) des Transithandels ab.

Häfen am Kaspischen Meer könnten vom Transithandel profitieren

Der Ausbau des Transithandels mit Russland könnte den iranischen Häfen am Kaspischen Meer Amirabad, Anzali, Astara, Nowshahr und Fereydunkenar Impulse geben. Der Warenumschlag der fünf Häfen betrug 2021/2022 insgesamt 5,5 Millionen Tonnen, davon entfielen 2,8 Millionen Tonnen auf Amirabad und 1,5 Millionen Tonnen auf Anzali.

Im Juli 2022 traf eine Testlieferung (zwei Container) aus Sankt Petersburg in Mumbai ein. Die Container wurden über das Kaspische Meer vom russischen Hafen Astrachan nach Anzali transportiert, dann auf der Schiene durch Iran zum Shahid Rajaee Port und von dort schließlich per Schiff nach Mumbai.

Hafenprojekt in Chabahar soll wieder Fahrt aufnehmen

Die Reaktivierung der US-Sanktionen 2018 hat die ambitionierten Pläne zur Entwicklung des Hafens von Chabahar (Shahid Beheshti Port) ausgebremst. Langfristig könnte der südliche Hafen, der außerhalb des Persischen Golfs liegt und somit keine Passage durch die Meeresenge von Hormuz erfordert, zum größten iranischen Hafen werden.

In Chabahar wurde 2017 die erste Entwicklungsphase abgeschlossen. Die Kosten werden von offizieller Seite mit 1 Milliarde US-Dollar angegeben. In den vergangenen Jahren verlief der weitere Ausbau jedoch schleppend. Indien ist am Chabahar-Projekt beteiligt. Indische Firmen sind auch als Hafenbetreiber tätig, jedoch hat Iran in der Vergangenheit immer wieder von unzureichenden indischen Aktivitäten gesprochen.

Im Juli 2022 hat Indiens Minister für Häfen und Schifffahrt das Engagement seines Landes für die Entwicklung des Hafens bekräftigt. Delhi möchte Chabahar für den Ausbau des indischen Handels unter anderem mit Afghanistan, Aserbaidschan, den zentralasiatischen Staaten und Russland nutzen. Chabahar soll einen Schienenanschluss erhalten.

Der Warenumschlag in Chabahar ist zwischen 2017/2018 und 2021/2022 von 1,4 Millionen auf 4,1 Millionen Tonnen gestiegen. Der Transithandel machte in Chabahar 2021/2022 nur 0,6 Prozent des gesamten Güterumschlags aus. In Chabahar wurden 2021/2022 vor allem Grundnahrungsmittel (2,0 Millionen Tonnen), Ölerzeugnisse (1,5 Millionen Tonnen) sowie Baustoffe und Mineralien (0,4 Millionen Tonnen) abgefertigt.

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