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Erste große Ratingagentur stuft Israels Kreditwürdigkeit herab
Moody's hat die Kreditwürdigkeit Israels wegen des Gaza-Krieges und der innenpolitischen Instabilität herabgestuft. Die Risiken wiegen schwerer als die robuste Wirtschaft.
14.02.2024
Von Wladimir Struminski | Israel
Lange Zeit galt Israels Wirtschaft als eine Art sichere Oase. Sie wuchs trotz hoher geopolitischer Risiken und wiederholter Militärkonflikte. Der Hightechsektor zog massiv ausländische Investoren an. Die Ratingagenturen honorierten das und hoben die Bonitätseinstufung des Landes wiederholt an. Ein Wirtschaftskommentator bezeichnete dieses Phänomen als "Teflon-Wirtschaft“.
Ratingagentur sieht zahlreiche Risiken
Am 9. Februar 2024 erhielt dieses Bild jedoch einen Riss. Zum ersten Mal in der Geschichte Israels wurde die Kreditwürdigkeit von einer führenden Ratingagentur – Moody's – herabgestuft. Nachdem Israel seit 2008 die Note A1 erhalten hatte, wurde sie nun auf A2 herabgestuft. Damit bleibt das Land zwar in der oberen Mittelklasse der Bonität. Dennoch wurde die Degradierung als ein herber Schlag empfunden, zumal auch der Ausblick von "stabil“ auf "negativ“ zurückging. Letzteres bedeutet, dass eine weitere Herabstufung nicht ausgeschlossen werden kann.
Die Entscheidung von Moody's steht im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg. Zwar bescheinigte die Agentur der israelischen Wirtschaft, diversifiziert, einkommensstark und widerstandsfähig zu sein und den Konflikt zumindest "einigermaßen gut“ zu überstehen. Die militärische Auseinandersetzung mit der Hamas erhöhe jedoch das politische Risiko Israels. Zudem befürchtet die Ratingagentur eine Eskalation der Kämpfe an der israelisch-libanesischen Grenze. Eine weitere Gefahr sieht sie in einer erneuten inneren Polarisierung. Israel drohe "eine Schwächung seiner exekutiven und legislativen Institutionen“ – mit anderem Worten: seiner Regierbarkeit.
Zahlungsfähigkeit nicht gefährdet
In Israel hat sich die Herabstufung zu einem politischen Drama entwickelt. Oppositionspolitiker und viele Wirtschaftskommentatoren bezeichnen sie als Beweis für das Versagen der Regierung und warnen davor, dass die beiden anderen großen Ratingagenturen S&P und Fitch Moody’s folgen könnten.
Die Herabstufung bedeutet jedoch keine Gefährdung der Zahlungsfähigkeit Israels. Außenhandelsgeschäfte mit Israel sind von der jüngsten Entwicklung nicht betroffen. Den Bankensektor bezeichnete Moody's als "solide". Ende Januar 2024 beliefen sich die Devisenreserven der Zentralbank auf 206 Milliarden US-Dollar. Dies entsprach dem 1,4-fachen der gesamten Waren- und Dienstleistungsimporte im Jahr 2022. Zudem weist Israel einen Leistungsbilanzüberschuss auf.
Einen Gesamtüberblick über die wichtigsten Standortfaktoren Israels bietet die aktualisierte SWOT-Analyse.