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Branchen | Japan | Auslandsbau

Auslandsbau soll Wachstumspotenzial heben

Für Japans wachstumsschwache Wirtschaft spielen Auslandsprojekte eine immer größere Rolle, wenn es darum geht, geschäftliche wie strategische Ziele zu verfolgen. 

Von Jürgen Maurer | Bonn

  • Auslandsbauaktivitäten sollen zunehmen

    Für Japans Baukonzerne ist das Auslandsgeschäft ein wichtiger Pfeiler ihrer Geschäftsaktivitäten. Sie wollen ihre Auftragsbestände vor allem in Asien ausweiten. (Stand: 17.11.2023)

    Japans international ausgerichtete Bauunternehmen wollen ihre Auslandsaktivitäten weiter stärken. Vor allem Schwellenländer bauen ihre Transport-, Energie- und Stadtinfrastruktur aus. Japans Branchenunternehmen streben an, hier ihr Projektgeschäft auszuweiten. So soll etwa der Infrastrukturbau in Asien laut Einschätzung des Analyseunternehmens Fitch Solutions im Jahr 2023 um 5 Prozent zulegen und zwischen 2024 und 2027 mittelfristig im jährlichen Durchschnitt um 4,2 Prozent steigen. Vor allem Länder in Südostasien und der indische Subkontinent treiben dieses Wachstum.

    Für viele Anlagenprojekte im Ausland spielen bei der Finanzierung Regierungsdarlehen und Entwicklungshilfen eine wichtige Rolle. Die japanische Regierung will Firmen unterstützen: Die "Infrastructure Systems Overseas Expansion Strategy 2025" zielt darauf ab, bei Auslandsaktivitäten Maßnahmen des öffentlichen und privaten Sektors zu koordinieren. Diese Strategie sieht auch vor, die Kooperation mit Unternehmen aus Partnerländern zu intensivieren, um so auf Drittmärkten Projekte gemeinsam umzusetzen.

    Auftragslage zeigt nach oben

    Japans Generalunternehmen konnten im Fiskaljahr 2022 (1. April bis 31. März) ihre Auftragslage im Auslandsbau verbessern. Mit einem Zuwachs gegenüber dem Fiskaljahr 2021 von 14,6 Prozent auf Yen-Basis hat der Auftragseingang mit etwas mehr als 2 Billionen Yen, umgerechnet 15,6 Milliarden US-Dollar (US$), das Rekordniveau vor der Coronapandemie fast wieder erreicht. Dies meldete die Overseas Construction Association of Japan Inc. (OCAJI) 2023 in ihrem jährlichen Lagebericht. Wegen der Abwertung des Yen ergibt sich für das Fiskaljahr 2022 ein niedrigerer Dollarwert als im Vorjahreszeitraum (16,3 Milliarden), wenngleich das Auftragsvolumen auf Yenbasis anstieg. 

    Volumen neuer Aufträge im Ausland nach Regionen (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent) 1)

    Region

    2021 2)

    2022 3)

    Veränd.

    2022/21 4)

    Asien

    8.969

    8.544

    14,0

    Nordamerika

    4.565

    5.078

    33,1

    Pazifik

    1.291

    653

    -39,5

    Osteuropa

    824

    578

    -16,0

    Mittel- und Südamerika

    132

    301

    172,5

    Afrika

    180

    212

    41,3

    Naher Osten und Nordafrika

    109

    133

    45,5

    Europa

    185

    67

    -56,7

    Insgesamt

    16.255

    15.566

    14,6

    1 jeweils Fiskaljahr (1. April bis 31. März); 2 1 US$ = 110 Yen; 3 1 US$ = 131,6 Yen; 4 auf Yenbasis.Quelle: Overseas Construction Association of Japan Inc. (OCAJI) 2023

    Mit einem Zuwachs von rund 33 Prozent auf umgerechnet mehr als 5 Milliarden US$ kam der kräftigste Schub bei neuen Vertragsvolumina aus Nordamerika. Zwar waren die Wachstumsraten neuer Aufträge in Mittel- und Südamerika wie auch im Nahen Osten und Afrika höher. Jedoch blieb der Wert der Aufträge vergleichsweise gering. Noch niedriger fallen die Auftragseingänge aus Europa aus, die gegenüber dem Fiskaljahr 2021 sogar um über die Hälfte schrumpften.

    Asien machte knapp 55 Prozent des neu abgeschlossenen Auftragsvolumens aus. Singapur, Indonesien, die Philippinen und Thailand sind Länder, in denen japanische Generalunternehmen viele Projekte an Land ziehen. Der Infrastrukturausbau, etwa beim Schienentransport, spielt dabei eine wichtige Rolle. 

    Private Finanzierung ist wichtigste Triebfeder

    Der Ausbau der Infrastruktur wird zum Teil mit japanischen Entwicklungsdarlehen finanziert. Im Fiskaljahr 2022 stieg der Anteil der neu abgeschlossenen Aufträge, die über offizielle japanische Entwicklungshilfe finanziert werden, gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 93 Prozent auf 315 Milliarden Yen, umgerechnet 2,4 Milliarden US$. Dazu gehört etwa der Ausbau des Containerterminals im indonesischen Hafen Patimban. Das Projekt soll umgerechnet etwa 330 Millionen US$ kosten und bis Oktober 2025 fertiggestellt sein. Es wird von der Japan International Cooperation Agency (JICA) finanziert.

    Finanzierungen über internationale Geber wie die Asian Development Bank spielten hingegen 2022 nur eine sehr kleine Rolle. Insgesamt sind es überwiegend private Investoren, die Neubauprojekte anstoßen und bei denen japanische Generalunternehmen zum Zuge kommen. Laut Angaben des Branchenverbands OCAJI lag der Anteil privater Projektfinanzierungen im Auslandsbau im Fiskaljahr 2022 bei etwa 65 Prozent.

    Einige Großaufträge in den Auftragsbüchern

    Beispielsweise hat Obayashi zusammen mit JFE Engineering den Auftrag erhalten, in der indonesischen Hauptstadt Jakarta eine große Kläranlage mit einer Kapazität von 240.000 Kubikmetern Klärschlamm pro Tag zu bauen. Die beiden japanischen Unternehmen haben zusammen mit zwei indonesischen Partnern den EPC (Engineering, Procurement, and Construction)-Auftrag gewonnen.

    Ein anderes japanisches Generalunternehmen, Penta-Ocean Construction, ist in Singapur zum Zuge gekommen. Dort erhielt das Bauunternehmen im Juni 2022 vom Ministry of Health den Auftrag, das SGH Elective Care Centre and New National Dental Centre Singapore (NDCS) zu errichten. Die Investitionskosten des 24-stöckigen Gesundheitszentrums werden mit umgerechnet circa 550 Millionen US$ angegeben.

    Dabei ist Penta-Ocean unter den japanischen Generalunternehmen und nach Umsätzen einer der kleineren Anbieter und wies im Fiskaljahr 2022 einen Überseeanteil von etwa 27 Prozent aus. Der führende Baukonzern im Auslandsgeschäft ist Kajima. Dessen Umsatz war im Fiskaljahr 2022 viermal höher als der von Penta-Ocean. Der Auslandsanteil betrug 30,9 Prozent, gefolgt von Obayashi mit 22,8 Prozent. 

    Infrastrukturbau setzt auf Qualität

    Der Wettbewerb um Projekte wird intensiver, denn Firmen aus China und Südkorea erhöhen ihre Präsenz unter anderem in der ASEAN-Region. Als größter Investor in der Region verfügt Japan noch über eine gute Ausgangslage bei der Projektakquise. Der Wert der Infrastrukturprojekte mit japanischer Finanzierungsbeteiligung beläuft sich immerhin auf circa 330 Milliarden US$, so Fitch Solutions. 

    Japan hat sich mit anderen G7-Staaten im Juni 2022 zum Ziel gesetzt, den Aufbau von Qualitätsinfrastruktur in Entwicklungsländern zu fördern. Dafür wollen die Industrieländer 600 Milliarden US$ bis 2027 im Rahmen der Partnership for Global Infrastructure and Investment (PGII) mobilisieren. Firmen aus den Geberländern rechnen sich hier Absatzchancen aus.

    Bei der Auftragsakquise haben die Muttergesellschaften der Bauunternehmen im Fiskaljahr 2022 stärker vorgelegt als deren Tochterfirmen im Ausland. Bei den neu unterzeichneten Verträgen kamen die Firmenzentralen auf einen Anteil von etwa einem Drittel beziehungsweise 680 Billionen Yen, umgerechnet 5,2 Milliarden US$. In den Vorjahren lag der Anteil eher bei rund 20 Prozent. 

    Von Jürgen Maurer | Bonn

  • Durchwachsene Aussichten für Japans Anlagenbauer

    Das Auslandsgeschäft der japanischen Anlagenbauer stottert. Zuwächsen in Nordamerika und im Energiebereich stehen trübe Wachstumsaussichten gegenüber. (Stand: 17.11.2023)

    Einerseits stimmen neue Auftragseingänge aus den USA die japanischen Anlagenbaufirmen optimistisch. Die Bestellungen sind hier im Fiskaljahr 2022 (1. April bis 31. März) um mehr als das Zehnfache gestiegen. Eine Reihe neuer LNG (Liquefied Natural Gas)-Anlagenprojekte sind in der Pipeline. Insgesamt hat dadurch die Auftragsentwicklung von Ingenieurprojekten im Ausland zwar zugenommen. Andererseits wird es wohl noch etwas dauern, bis sich die japanische Branche vom Einbruch im Fiskaljahr 2021 erholt. 

    Das zeigt sich gerade in Asien. Die Region ist für japanische Firmen das wichtigste Herkunftsgebiet von Anlagenaufträgen. Hier sind die neuen Auftragseingänge im Fiskaljahr 2022 um etwa 9 Prozent auf 5 Milliarden US-Dollar (US$) zurückgegangen. Die Neuaufträge aus Afrika und aus Europa sind im Fiskaljahr 2021 jedoch noch heftiger eingebrochen. Das belegt die Statistik des Japan Machinery Center for Trade and Investment, die jährlich ihre Mitgliedsunternehmen befragt. Insgesamt verzeichnete der Branchenverband eine Zunahme des Auftragsvolumens von rund 17 Prozent.

    Höhe der Vertragsabschlüsse im Anlagenbau nach Regionen (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent) 1)

    Region

    2021

    2022

    Veränd. 2022/21

    Asien

    5.480

    5.000

    -8,8

    Nordamerika

    160

    1.910

    1.074,8

    Mittlerer Osten

    720

    1.770

    145,8

    Mittel- und Südamerika

    20

    90

    459

    Afrika

    1.180

    70

    -93,9

    Europa

    220

    40

    -82,5

    Pazifik

    80

    40

    -51,6

    andere

    330

    630

    93

    Gesamt

    8.180 2)

    9.550

    16,8

    1 jeweils Fiskaljahre (1. April bis 31. März); 2 Abweichung durch Rundung.Quelle: Japan Machinery Center for Trade and Investment 2023

    Umfeld für Neuaufträge schwieriger

    Die Wachstumsaussichten sind allerdings trüb. Die internationale Konjunkturschwäche, die veränderte Finanzierungssituation durch steigende Zinsen, hohe Baukosten und die Verschuldung vieler Länder lassen die Ausschreibungen von neuen Projekten und die Investitionsneigung privater Unternehmen sinken. Eine gewichtige Ausnahme ist der Energiebereich. 

    Geopolitische Verwerfungen haben die Mängel in der Energieversorgung aufgezeigt und die Energiepreise in die Höhe getrieben. Dies veranlasst viele Länder und Unternehmen dazu, ihre Energieversorgung und -sicherung auszubauen. Zudem ist die Dekarbonisierung für die nächsten Jahre einer der treibenden Motoren für den Anlagenbau. Japanische Anbieter positionieren sich im langfristigen Umbau der Basisinfrastruktur. 

    Höhe der Vertragsabschlüsse nach Anlagesegment (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent) *)

    Segment

    2021

    2022

    Veränd. 2022/21

    Umwelttechnik

    660

    380

    16,8

    Telekommunikation

    10

    510

    3.429,4

    Verkehr

    3.960

    3.810

    -3,8

    Energie

    1.620

    2.360

    45,4

    Stromerzeugung

    1.080

    1.490

    38,0

    Chemie

    280

    770

    175,0

    Eisen und Stahl

    250

    70

    -71,2

    andere

    310

    160

    -48,4

    Gesamt

    8.170

    9.550

    16,9

    * jeweils Fiskaljahre (1. April bis 31. März).Quelle: Japan Machinery Center for Trade and Investment 2023

    Viele Gasprojekte angeschoben

    Im gegenwärtigen Umfeld erwartet beispielsweise JGC, eine der großen japanischen Firmen im Geschäft mit Planung, Beschaffung und Ausführung (Engineering, Procurement and Construction, EPC), dass die Neuaufträge der Firma im Fiskaljahr 2023 auf dem Vorjahresniveau stagnieren. Es lag bei circa 800 Billionen Yen, umgerechnet 60,8 Milliarden US$. Die Aufträge aus dem Ausland sollen hieran einen Anteil von circa drei Viertel ausmachen.

    JGC hat im Jahr 2023 den Zuschlag für eine Reihe von Energieprojekten verkündet. Anfang 2023 bekam das Unternehmen als Konsortialführer den Auftrag, zusammen mit der südkoreanischen Samsung Heavy Industries in Malaysia eine küstennahe Schwimmplattform für ein Offshore-Gasfeld zur LNG-Produktion umzusetzen. Der Auftraggeber ist der malaysische Öl- und Gaskonzern Petronas. Er plant, mit dieser ersten küstennahen Schwimmplattform ab 2027 mindestens 2 Millionen Tonnen Flüssiggas pro Jahr zu erzeugen.

    Alternative Energiequellen gefragt

    In Australien hat JGC 2023 einen Auftrag für eine Wasserstofferzeugungsanlage an Land gezogen. Sie soll in der Nähe einer Aluminiumfabrik von Rio Tinto entstehen. Geplant ist, dort im Jahr 2024 eine Produktionskapazität von 250 Tonnen Wasserstoff pro Jahr zu schaffen. Der Wasserstoff wird in der Aluminiumerzeugung eingesetzt, um dort die Kohlendioxidemissionen zu verringern.

    Auf den Philippinen soll JGC ein existierendes Geothermiekraftwerk ausbauen. In der Mahanagdong Geothermal Power Plant sollen zusätzliche Kapazitäten von 28 Megawatt entstehen. Die Philippinen wollen ihre Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien ausweiten und die Kohlendioxidemissionen des Landes senken. Das Projekt erhält Unterstützung aus dem Financing Programme for the Joint Crediting Mechanism (JCM) des japanischen Umweltministeriums.

    Auch weitere japanische Ingenieursfirmen haben im Energiebereich steigende Auftragsvergaben gemeldet. In Afrika hat das Handelshaus Toyota Tsusho 2023 den Auftrag erhalten, in Kenia ein geothermisches Kraftwerk zu errichten. Das Menengai-Projekt soll eine Kapazität von 35 Megawatt umfassen und ab 2025 Energie liefern. Dafür will der Auftraggeber, die britische Firma Globeleq, 108 Millionen US$ investieren. Das bislang erste Geothermiekraftwerk der Firma soll in den nächsten Jahren erweitert werden.

    Weniger, aber größere Aufträge

    Zwar melden nicht alle Mitglieder ihre Projektverträge im Ausland an den Branchenverband Japan Machinery Center for Trade and Investment. Jedoch geben die veröffentlichten Zahlen einen Hinweis auf die Entwicklung der Aufträge und die tatsächliche Umsetzung der Projekte. So ist die Zahl der Neuaufträge im Auslandsanlagenbau im Fiskaljahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um knapp 24 Prozent gesunken. Allerdings waren die Projekte größer als zuvor.

    So hat der taiwanische Ölkonzern CPC die japanische Ingenieursfirma JFE Engineering beauftragt, vor der Küste Taiwans in der Nähe der Stadt Taoyuan eine LNG-Infrastruktur aufzubauen. Mit Investitionen von circa 230 Millionen US$ soll der LNG-Hub Ende 2025 zur Verfügung stehen. Mit ihm will Taiwan seine Energie- und Rohstoffversorgung stärken. Dies ist für die weitere Entwicklung der Halbleiterindustrie wichtig und soll auch helfen, die Kohlendioxidemissionen zu senken.

    Die japanischen Ingenieursfirmen können neben dem Energiesektor auch in anderen Bereichen mit ihrer Expertise punkten. Die lokale Tochterfirma von Toyo Engineering in Indien erhielt vom US-amerikanischen Ölkonzern Exxon Mobil den Auftrag, im indischen Bundesstaat Maharastra eine Schmiermittelproduktion aufzubauen. Bei diesem EPCC (Engineering, Procurement, Construction and Commissioning)-Projekt in der Nähe von Mumbai ist eine Kapazität in der Größenordnung von 159.000 Kilolitern pro Jahr geplant. Die Anlage soll bis Ende 2025 den Betrieb aufnehmen.

    Von Jürgen Maurer | Bonn

  • Handelshäuser sind tragende Säulen für Japans Wirtschaft

    Japans Handelshäuser sind ein Garant für funktionierende Lieferketten auf dem Archipel. Ihre Netzwerke helfen bei Auslandsprojekten und Drittmarktgeschäften. (Stand: 17.11.2023)

    Die sieben Generalhandelshäuser - Mitsubishi Shoji, Mitsui Bussan, Itochu Shoji, Sumitomo Shoji, Marubeni, Toyota Tsusho und Sojitz - spielen in Japan eine zentrale Rolle, wenn es um den Absatz sowie die Beschaffung von Rohstoffen und Waren geht. Sie unterstützen auf dem Archipel und im Ausland die strategischen Ziele ihrer Mutterkonzerne und anderer Kunden, um etwa bei der Infrastrukturentwicklung zu helfen und die Digitalisierung und Dekarbonisierung voranzutreiben.

    Investitionen in Zukunftsenergien

    Um einen möglichst kostengünstigen Zugang zu emissionsarmen oder emissionsfreien Energiequellen zu sichern, haben die Handelshäuser angefangen, ein Netzwerk verschiedener Zulieferländer für Wasserstoff und Ammoniak aufzubauen. Damit wollen sie den erwarteten, stark steigenden Bedarf an klimaneutralen Brennstoffen decken. Japans Regierung und Industrieunternehmen setzen auf diese Energieträger, um bis 2050 oder früher ihre Dekarbonisierungsziele erfüllen zu können.

    Mit dieser Zielrichtung haben die Handelshäuser Mitsubishi und Mitsui im Juli 2023 mit dem saudi-arabischen Ölkonzern Saudi Aramco vereinbart, gemeinsam eine Ammoniakanlage in Saudi-Arabien zu errichten. Ab dem Jahr 2030 soll so gefördertes Erdgas jährlich zu etwa 11 Millionen Tonnen Ammoniak weiterverarbeitet werden. Die Investitionskosten beziffern die beiden Konzerne auf 7,2 Milliarden US-Dollar (US$). 

    Gute Kapitalausstattung unterstützt Portfolioausbau

    Der japanische Staat unterstützt die Firmen bei der Finanzierung. Zudem können die Handelshäuser tief in die eigenen Taschen greifen, denn sie haben im Geschäftsjahr 2022 hohe Umsätze und Profite eingefahren. Dazu haben stark gestiegene Rohstoff-, Brennstoff- und Materialpreise beigetragen. Allerdings wird sich dies 2023 nicht in gleicher Weise wiederholen, da der Preisdruck etwas nachgelassen hat.

     

    Das sehr diverse Portfolio von Kupfergeschäften in Südamerika oder die Beteiligung an erneuerbaren Energieparks in Europa und anderswo sind für die Handelshäuser wichtige Einnahmequellen, um zukünftige Wachstumssegmente zu finanzieren. Sie kaufen weltweit Beteiligungen an Solar- und Windparks und investieren in andere Energiequellen, darunter kleine Atomkraftwerke.

    Itochu setzt beispielsweise auf Nordamerika. Dazu hat das Handelshaus mit der Sumitomo Mitsui Trust Bank im Juli 2023 einen Fonds von 500 Millionen US$ aufgelegt, der in erneuerbare Energieprojekte in den USA und Kanada investieren soll. Das größte Handelshaus, Mitsubishi, will seine Produktion aus erneuerbaren Energien von 30 Prozent im Fiskaljahr 2021 auf 60 Prozent im Fiskaljahr 2030 verdoppeln.

    Handelshäuser stärken Lieferketten 

    Sumitomo hat Anfang 2023 mit MP Materials aus Kalifornien eine exklusive Liefervereinbarung für NdPr (Neodymium-Praseodymium) unterschrieben. Dieser Vertrag soll die Versorgung japanischer Unternehmen mit dem Seltenen-Erden-Rohstoff diversifizieren. Bislang ist China Japans größter Lieferant für dieses Element, das für die Herstellung von Hochleistungsmagneten benötigt wird. 

    Ebenfalls Anfang 2023 hat Sojitz zusammen mit der japanischen staatlichen Rohstoffgesellschaft JOGMEC einen Anteil an dem australischen Minenunternehmen Lynas Rare Earths übernommen. Deren Mount Weld Mine soll Japan in Zukunft bis zu 65 Prozent des Bedarfs an Dysprosium und Terbium liefern. Beide sind für die Teileherstellung für Elektrofahrzeuge und Windräder sehr wichtig.

    Infrastrukturprojekte im Ausland nehmen zu

    Die Handelshäuser sind auch selbst in der Produktion oder im Bau, im Betrieb und der Kontrolle von Infrastrukturvorhaben tätig. Sie suchen lukrative Auslandsaufträge, bei denen sie selbst federführend sind oder im Konsortium mit anderen Unternehmen Projekte durchführen. Dabei arbeiten sie eng mit Geschäftsbanken oder nationalen und internationalen Entwicklungsbanken zusammen und sichern so in vielen Fällen mit ihnen auch die Finanzierung ab.

    Sojitz hat in Indien zusammen mit lokalen Ingenieursunternehmen ein großes Projekt an Land gezogen: In Ahmedabad soll ein Wartungszentrum für die im Bau befindliche Hochgeschwindigkeitsbahn entstehen. Das 460 Millionen US$ schwere Projekt umfasst die Planung, den Bau und die Ausrüstung des Zugdepots. Es ist der Ausgangspunkt der mehr als 500 Kilometer langen Shinkansen-Strecke bis Mumbai. Der Bau des Wartungszentrums soll bis 2028 dauern. 

    In Saudi-Arabien wird Itochu in der völlig neu entstehenden Zukunftsstadt Neom mit der lokalen Enowa und dem französischen Umweltunternehmen Veolia eine Entsalzungsanlage bauen. Die Anlage soll nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2025 etwa 500.000 Kubikmeter Meerwasser pro Tag entsalzen können und dabei ganz auf erneuerbare Energien setzen. 

    Geschäftsnetzwerke sind ein enormer Fundus

    Abgesehen von eigenen Überseerepräsentanzen verfügen die Handelshäuser über ein umfangreiches Netz an Unternehmen, die mit ihnen verbunden sind. Das Sogo Shosha Handbook, veröffentlicht im Mai 2023 vom Japan Foreign Trade Council, gibt die Zahl der den sieben Generalhandelshäusern angegliederten Unternehmen weltweit mit circa 5.900 Firmen an. 

    Handelshäuser haben damit eine enorm weite Reichweite. Deutsche Unternehmen können von den Kontakten und Projektkenntnissen der Handelshäuser profitieren und bei Drittmarktgeschäften als Partner agieren. Die jüngsten Umfragen der AHK Japan zeigen, dass deutsche Unternehmen vor allem bei der Beschaffung immer häufiger mit japanischen Handelshäusern kooperieren.

    Von Jürgen Maurer | Bonn

  • Entwicklungshilfe ermöglicht viele Bauprojekte

    Japans Auslandsprojektgeschäft bekommt Rückendeckung auch von den Entwicklungsbanken. (Stand: 03.03.2021)

    Bei Auslandsaufträgen punktet Japan unter anderem mit stabilen Finanzierungsmodellen. Neben der Japan Bank for International Cooperation (JIBC) und der Nippon Export and Investment Insurance (NEXI) unterstützen auch verschiedene Entwicklungsbanken japanische Firmen bei ihren Projekten im Ausland.

    Japans Regierung fördert den Infrastrukturaufbau in ausländischen Märkten seit vielen Jahren unter anderem durch Entwicklungshilfegelder. Jedoch stagniert die japanische Entwicklungshilfe seit 2010 bei jährlich etwa 5 Milliarden US$, was die Zahl der direkt von Japan finanzierten Projekte abgebremst hat.

    Public-private-Partnerships gewinnen an Bedeutung

    Andere Finanzierungen, etwa über Public-private-Partnerships, den “Leading Asia's Private Infrastructure Fund” (LEAP) und Entwicklungsbanken, insbesondere die ADB (Asian Development Bank), haben zugenommen. Ein sehr wichtiges Programm ist das von der ADB und JICA 2016 aufgelegte LEAP-Instrument, ein 1,5 Milliarden US$ schwerer Fonds, bei dem Japan als alleiniger Geldgeber auftritt. Mit den Fondsgeldern sollen 6 Milliarden US$ an privaten Infrastrukturprojekten angeregt werden.

    Zudem stellen die ADB und JICA gemeinsam einen Topf von 10 Milliarden US$ an Regierungskrediten bereit, um hiermit langfristige Investitionspläne zu realisieren, so das ADB-Factsheet. Die ADB hat schon mit vielen japanischen Unternehmen zusammengearbeitet und nichtstaatliche Transaktionen im Infrastruktursegment, im Produktionssektor oder Finanzbereich begleitet.

    Internationale Institutionen, wie etwa die Weltbank-Tochter Multilateral Investment Guarantee Agency (MIGA), unterstützen japanische Unternehmen ebenfalls bei Projekten. Laut MIGA-Angaben erhielten Japans Firmen bis Ende 2020 mehr als 2,3 Milliarden US$ an Investitionsgarantien für ihre weltweiten Aktivitäten. Dies ist die vierthöchste Summe an Garantien, die von den der MIGA-angeschlossenen Vertragsländern gehalten wird.

    Qualität hat hohe Priorität

    Der Kooperation mit der 2015 unter chinesischer Führung gegründeten AIIB (Asian Infrastructure Investment Bank) wird von Japan weniger Bedeutung beigemessen. Zwar ist Japan kein Mitglied der AIIB, dennoch können auch Unternehmen aus Nicht-Mitgliedsländern an Ausschreibungen der Entwicklungsbank teilnehmen. In der Praxis haben jedoch Projekte japanischer Firmen im Bereich der Hochtechnologie hier kaum Umsetzungschancen.

    Teilweise hat dies auch mit unterschiedlichen Ansatzpunkten der asiatischen Entwicklungsbanken zu tun. Die ADB und Japan haben als vorrangiges Ziel, eine qualitativ hochwertige Infrastruktur in Partnerländern aufzubauen und die Konformität mit internationalen Standards zu gewährleisten. Dies soll die globale Konnektivität auf verschiedenen Ebenen vertiefen. Diese Strategie spielt auch den Handelshäusern mit ihrer jahrelangen Erfahrung und vielfältigen Qualitätsprojekten in die Hände.

    Von Jürgen Maurer | Bonn

  • Schienenverkehr unterstützt Dekarbonisierung

    Japan verfügt über sehr gut funktionierende Schienensysteme für den Fern- und Nahverkehr. Diese Mobilitätslösungen will es noch stärker weltweit vermarkten. (Stand: 25.08.2023)

    Japans Schnellbahnsystem ist weltweit bekannt. Zu den Olympischen Spielen in Tokyo 1964 erstmals in Betrieb genommen, hat das Shinkansen-Netz viele Bewunderer und Nachahmer gefunden. Seit der Eröffnung der ersten Strecke zwischen Tokio und Osaka mit einer Länge von 515 Kilometern ist das Shinkansen-Netz mittlerweile auf 2.831 Kilometer angewachsen. Weitere 623 Kilometer sind geplant oder bereits im Bau. Sie sollen zwischen 2024 und 2030 in Betrieb gehen.

    Geplante Shinkansen-Strecken (Stand: 2023)

    Geplante Eröffnung

    Unternehmen

    Shinkansen-Linien

    Abschnitte

    Distanz (Kilometer)

    2023

    JR West

    Hokuriku

    Kanazawa - Tsuruga

    125

    2027

    JR Tokai 

    Chuo

    Shinagawa - Nagoya

    286

    2030

    JR East, JR Hokkaido

    Hokkaido

    Shin-Hakodatehokuto - Sapporo

    212

    in Diskussion

    JR West

    Hokuriku

    Tsuruga - Shin-Osaka

    k.A.

    in Diskussion

    JR Kyushu

    Kyushu (West Route)

    Shin-Tosu - Takeo-Onsen

    k.A.

    Quelle: Ministry of Land, Infrastructure and Tourism (MLIT) 2023

    Zudem baut Japan in den Ballungsräumen sein Streckennetz im Nahverkehr weiter aus und setzt hier zukünftig stärker auf fahrerlose Züge. Neue Strecken entstehen in Osaka und Tokyo. Mit der World Expo 2025 in Osaka rückt die Wirtschaftsmetropole in den Fokus. Als Austragungsort ist die künstliche Insel Yumeshima entstanden. Bis hierher wird die Chuo-Metro-Linie durch eine Tunnelverbindung bis Ende des Fiskaljahres 2024 verlängert.

    Über das umfangreichste Nahverkehrsnetz in Japan verfügt die Metropolregion Tokyo. Und es wird weiter ausgebaut. Unter anderem ist eine neue Verbindung zwischen den Innenstadtbereichen und dem Flughafen Haneda in der Umsetzung. Laut der Betreibergesellschaft East Japan Railway ist die Bauzeit auf den Zeitraum zwischen 2023 und 2032 angesetzt. Dafür sind Investitionskosten von umgerechnet 2,1 Milliarden US-Dollar (US$) vorgesehen.

    Geplante Nahverkehrsstrecken (Stand: 2023)

    Geplante Eröffnung

    Unternehmen

    Linie

    Abschnitt

    Distanz (Kilometer)

    2029

    Osaka Monorail

    Osaka Monorail

    Kadoma - Uryudo

    8,9

    2031

    Kansai Rapid Railway

    Naniwa Line

    Kita-Umeda - Shin-Imamiya

    7,2

    Mitte 2030

    Tokyo Metro

    Yurakucho Line

    Toyosu - Sumiyoshi

    4,8

    Mitte 2030

    Tokyo Metro

    Namboku Line

    Shinagawa - Shirogane Takanawa

    2,5

    2040

    Tokyo Metropolitan Government

    Central Tokyo/Rinkai Area Subway

    Tokyo City Goverment - Tokyo Big Sight

    6,1

    Quelle: Ministry of Land, Infrastructure and Tourism (MLIT) 2023; eigene Recherchen Germany Trade & Invest 2023

    Bahnen sind ein Dekarbonisierungsfaktor

    Viele ländliche Strecken in Japan sind nicht elektrifiziert. Die Züge, die außerhalb der Ballungszentren verkehren, werden noch mit fossilen Kraftstoffen betrieben. Daher hat West Japan Railway (JR West) im Jahr 2023 angekündigt, alle seine Diesellokomotiven bis 2030 auf Biokraftstoffe umzurüsten.

    Die East Japan Railway (JR East) will verstärkt auf Wasserstoff setzen, um eine bessere Klimabilanz zu erzielen. JR East hat im Jahr 2022 mit Tests von Wasserstoff betriebenen Zügen begonnen. Deren Systeme stammen von Hitachi und Toyota Motor. Mit dem kommerziellen Einsatz von solchen Wasserstoff-Schienenfahrzeugen ist erst im Jahr 2030 zu rechnen. Hierzu muss eine ausreichende Versorgung mit Wasserstoff vorhanden sein.

    Branchenproduktion legt zu

    Japans Hersteller von Schienenfahrzeugen und -ausrüstung erleben eine deutliche Nachfragebelebung. Treibende Kraft ist der Ausbau von schienenbasierten Transportsystemen in vielen Ländern, mit dem Ziel den Individualverkehr mit Autos zurückzudrängen und den Klimaschutz zu stärken.

    Japan ist bei der Herstellung von Zügen breit aufgestellt und produziert sowohl Fahrzeuge für den Shinkansen als auch für andere Schienentransportsysteme. Die Produktion ist auf Basis der Landeswährung im Fiskaljahr 2021 um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf umgerechnet 2,4 Milliarden US$ gestiegen. Dabei fertigen die japanischen Hersteller überwiegend für den Inlandsmarkt. Das Exportvolumen betrug laut einer Studie des Transportministeriums im Jahr 2021 lediglich 343 Millionen US$.

    Hitachi bringt viele Züge auf die Schiene

    Hitachi ist in Japan einer der Pioniere in der Produktion von Schienenfahrzeugen. Das Unternehmen gehört bis heute zu den wichtigsten Anbietern im Inland und ist auch international eine renommierte Größe. So baut die Tochter Hitachi Rail seit 2015 in Großbritannien vor allem für die europäischen Märkte Züge. Um seine Position zu stärken, hat das Unternehmen 2022 den Kauf des Signaltechnikgeschäfts von Thales, einem französischen Anbieter, abgeschlossen.

    Der japanische Anbieter hat von Großbritannien aus auch Nordamerika im Visier. Hitachi Rail hat in den USA den Zuschlag für einen 2,2 Milliarden US$ schweren Auftrag gewonnen und wird dort eine Produktion von U-Bahn-Waggons aufbauen. Dabei geht es um den Bau von bis zu 800 Wagen für die U-Bahn in Washington, D.C. Die neue Produktionsstätte soll bis März 2024 fertig gestellt sein und etwa 70 Millionen US$ kosten.

    Einen Großauftrag von 6,7 Milliarden US$ zog das Unternehmen im Jahr 2022 in Kanada an Land: In Toronto baut Hitachi ein fahrerloses U-Bahnsystem auf. In Australien akquirierte der Konzern ebenfalls im Jahr 2022 Bestellungen für automatisierte Zugsysteme in Höhe von 74 Millionen US$. Zudem hat Hitachi in Italien einen Auftrag von 368 Milliarden Euro erhalten, um die Mailänder U-Bahn mit 46 Waggons auszustatten.

    Japanische Firmen gewinnen immer mehr Aufträge im Ausland

    Weitere japanische Anbieter von Schienenfahrzeugen und -ausrüstung sind ebenfalls weltweit aktiv. Dazu gehört Kawasaki Heavy Industries, deren Schienensparte im Fiskaljahr 2022 Bestellungen von 1,7 Milliarden US$ an Land ziehen konnte. Dies umfasst hauptsächlich einen Auftrag seitens der New Yorker Transportbehörde, die 640 moderne U-Bahn-Waggons bestellt hat.

    Japanische Firmen gewinnen beim Ausbau von Nahverkehrssystemen immer mehr ausländische Aufträge. Beispielsweise hat Japan Transport Engineering, eine Tochter der Eisenbahngesellschaft JR East, zusammen mit dem Handelshaus Sumitomo im Jahr 2022 auf den Philippinen einen Auftrag an Land gezogen. Sie sollen 300 Waggons für die Nahverkehrslinien in Manila liefern. Der Auftrag beläuft sich auf 600 Millionen US$.

    Japan finanziert den Eisenbahnbau im Ausland mit

    Dies ist der zweite große Auftrag für die beiden japanischen Anbieter, die bereits 2020 eine Bestellung von 240 Waggons für die U-Bahn in Manila erhielten. Finanziert wird der Ausbau des Nahverkehrssystems im Großraum Metro-Manila zu einem Großteil mit japanischen Entwicklungshilfegeldern der Japan International Cooperation Agency (JICA). Darlehen der JICA sollen auch helfen, eine bereits lange geplante Schienenstrecke in Indien umzusetzen. Das auf Japans Shinkansen beruhende System soll die beiden Städte Mumbai, im Bundesstaat Maharashtra, und Ahmedabad, im Bundesstaat Gujarat, verbinden. Für den Ausbau der Strecke von 508 Kilometern sind Investitionen von umgerechnet 2,1 Milliarden US$ vorgesehen. Die ersten Testfahrten auf der Strecke sollen im Jahr 2026 starten.

    Von Jürgen Maurer | Bonn

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