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Branchen | Japan | Maschinen- und Anlagenbau

Japans Anlagenbau hat bei Auslandsaufträgen viel Nachholbedarf

Japans Anlagenbauer erwarten, dass der weltweite Trend zu digitaler und grüner Transformation die Auftragsbücher füllen wird. (Stand: 01.09.2022)

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japans Anlagenbauer erhielten im Jahr 2021 die meisten Modernisierungs- und Neubauaufträge aus dem Ausland in den beiden Branchen Verkehr und Energie. Allerdings war die Nachfrage 2021 insgesamt schwach. Daher hoffen sowohl die Unternehmen als auch die Regierung, dass die Durststrecke bei Neuverträgen im Anlagenbau 2022 beendet ist. Einige Branchenfirmen haben im Jahr 2022 laut Pressemeldungen umfangreichere Aufträge an Land gezogen.

Im Fiskaljahr 2021 meldeten die japanischen Anlagenbauer 313 neu abgeschlossene Projekte. Dies war eine Verbesserung gegenüber dem Fiskaljahr 2020. Allerdings ist der Gesamtwert der angeworbenen Projekte 2021 um 57 Prozent auf rund 8,2 Milliarden US-Dollar (US$) eingebrochen. Das ergab eine Befragung des Japan Machinery Center for Trade and Investment (JMC) bei seinen Mitgliedsunternehmen.

Von 120 befragten Maschinen- und Anlagenbauern haben 74 Firmen geantwortet. Dabei werden Abschlüsse mit einem Vertragswert von über 1 Million US$ berücksichtigt. Zwar melden nicht alle Unternehmen ihre Projektverträge im Ausland an den Branchenverband. Die veröffentlichten Zahlen geben jedoch einen groben Überblick über die Tendenz der neu angeworbenen Aufträge. 

Aufträge aus dem Ausland sind nicht zufriedenstellend

Der Auftragswert für den japanischen Anlagenbau hat sich zwischen den Fiskaljahren 2012 und 2021 von 25 Milliarden US$ auf 8,2 Milliarden US$ verringert. Die Zahl der Neuverträge hat sich in dieser Zeit von 638 auf 313 in etwa halbiert. Ebenfalls nur noch halb so hoch ist der Anteil der Beschaffungen im Ausland. Er lag im Fiskaljahr 2012 bei über 48 Prozent und betrug im Fiskaljahr 2021 nur noch 24 Prozent.

Beim Blick auf die beiden Coronajahre sticht vor allem der Auftragseingang aus dem Nahen Osten ins Auge. Er schoss im Fiskaljahr 2020 in die Höhe und erreichte einen Wert, der einen Anteil an allen Neuprojekten von 59 Prozent ausmachte. Im Fiskaljahr 2021 hat sich die Lage wieder dem Vor-Corona-Jahr 2019 angeglichen: Hier dominierte Asien beim wertmäßigen Auftragseingang. Er lag bei einem Anteil von 67 Prozent.

Mehr Aufträge aus dem Energiebereich zu erwarten

Europa spielte 2021 bei den Werten der japanischen Anlagenorders mit einem Anteil von weniger als 3 Prozent ebenso wie die USA nur eine kleine Rolle. Doch dies kann sich ändern: So hat das in der Schweiz angesiedelte Cleantech-Unternehmen Hitachi Zosen Inova Steinmüller bis Anfang August 2022 in Großbritannien zwei Aufträge erhalten, dort Abfallverbrennungsanlagen (Energy from Waste) auszurüsten. Hitachi hatte erst im Februar 2022 den deutschen Umweltspezialisten Steinmüller übernommen. 

Der Energiebereich gewinnt für die japanischen Anlagenbauer weiter an Bedeutung. So ist die Sicherung der Energieversorgung ein wichtiger Faktor. Insbesondere durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine und die gleichzeitige Energiepreisexplosion hat das Thema einen großen Stellenwert erhalten. Zudem steht die Dekarbonisierung der Energieproduktion auf der Agenda vieler Länder. Sie zieht viele Modernisierungs- und Neubauinvestitionen nach sich.

Japan punktet vor allem in Asien

Toyo Engineering hat im August 2022 einen Auftrag zur Erweiterung der Gujarat Raffinerie in Indien erhalten. Die Vakuum-Destillationsanlage soll 2,5 Millionen Tonnen Petroleumprodukte pro Jahr liefern. Die Gesamtinvestitionen des Projekts liegen bei über 2 Milliarden US$. Indien wird als Wachstumsmarkt immer wichtiger. So hat das Ingenieursunternehmen JGC Group Mitte August 2022 angekündigt, in Chennai ein eigenes EPC (Engineering, Procurement and Construction)-Büro zu eröffnen.

Toyo Engineering hat im Februar 2022 auch in China einen Großauftrag erhalten. In der Nantong Economic Development Zone in der Provinz Jiangsu soll Toyo ein neues Polyacetal-Werk errichten. Auftraggeber ist die japanische Chemiefirma Polyplastics, die zur Daicel-Gruppe gehört. Das Projekt soll in seiner ersten Ausbauphase bis 2024 eine Produktionskapazität von 90.000 Tonnen pro Jahr erreichen. Ein Ausbau auf 150.000 Tonnen ist vorgesehen.

Mehr Neuaufträge aus Afrika

Vorhaben in afrikanischen Ländern weisen eine Aufwärtstendenz auf. Sie machten im Fiskaljahr 2021 wertmäßig immerhin gut 14 Prozent aus. Damit steht Afrika für den zweitgrößten Posten der neu angeworbenen Anlagenprojekte Japans im Ausland. So hat das Handelshaus Toyota Tsusho im Juni 2022 zusammen mit der französischen Eiffage und dem indischen Wassersystemspezialisten VA Tech Wabag den Zuschlag für den Bau und den Betrieb einer Meerwasserentsalzungsanlage im Senegal erhalten.

Der Hauptausführende des mit etwa 150 Millionen US$ veranschlagten Projekts ist die japanische Firma Nippon Koei. Nach der Fertigstellung sollen im Jahr 2025 dann 50.000 Kubikmeter Trinkwasser pro Tag erzeugt werden. Finanzielle Unterstützung erhält das Projekt über die öffentliche Entwicklungshilfe Japans, die von der Japan International Cooperation Agency (JICA) koordiniert wird.

Internationale Entwicklungszusammenarbeit

Über die JICA laufen viele Finanzierungen von Projekten, bei denen japanische Unternehmen Know-how und Anlagen zuliefern. Beispielsweise wird der Ausbau der U-Bahn in Manila auf den Philippinen zum erheblichen Teil mit japanischen Regierungsdarlehen bestritten. Für einen Teil der Untergrundstrecken sind das Generalunternehmen Tokyu Construction und die Tiefbaufirma Tobishima Corp. zuständig. Das Metro Manila Subway Project, das eine Nord-Süd-Verbindung herstellt, soll 2027 fertig sein.

Das japanische Wirtschaftsministerium will mit dem "2025 Policy Program for Promotion of Overseas Infrastructure Systems" den Rückgang der ausländischen Aufträge stoppen. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit mit öffentlichen und privaten Organisationen in den Partnerländern zu verbessern. Sie sollen frühzeitig in die Projektformulierung involviert sein. Zudem soll die Kooperation mit Unternehmen aus Partnerländern intensiviert werden, auf Drittmärkten gemeinsame Projekte umzusetzen.

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