Branchen | Japan | Künstliche Intelligenz
Großinvestitionen in Rechenzentren für künstliche Intelligenz
Vor allem US-amerikanische Firmen erweitern in ihre Infrastruktur für Cloud-Anwendungen und künstliche Intelligenz in Japan massiv. Bei Seekabeln kooperiert das Land mit der EU.
23.05.2024
Von Frank Robaschik | Tokyo
Allein von Januar bis April 2024 kündigten Amazon, Microsoft und Oracle Investitionen von mehr als 25 Milliarden US-Dollar (US$) in den Ausbau ihrer Cloud- und KI-Infrastruktur in Japan an. Amazon Web Services (AWS) und Microsoft verdoppeln mit diesen Geldern ihren Investitionsbestand in Japan. Auch Google, Softbank und Sakura Internet investieren.
Open AI, die Firma hinter ChatGPT, eröffnete im April 2024 ihr erstes Büro in Asien in der japanischen Hauptstadt Tokyo. Amazon Web Services bietet seit Oktober 2023 in Tokyo seinen Service zur Nutzung generativer KI, Amazon Bedrock, an. AWS kooperiert dabei mit NEC, Fujitsu, Classmethod, NTT Data, Hitachi Systems, Severworks, SCSK und NHN Techorus. Zu den Nutzern zählen Asahi Group, FP, KDDI, Marubeni, Nomura, RareJob Technologies, Takenaka und Ricoh.
Akteur | Summe | Zeitraum | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Amazon Web Services (AWS) | 16 | 1/2024-2027 | Ausbau der Cloud-Infrastruktur, Investitionen nochmal deutlich höher als die von 2011 bis 2022 |
Oracle | 8 | 4/2024-3/2033 | Ausbau Cloud- und KI-Infrastruktur |
Microsoft | 2,9 | 4/2024-3/2025 | Ausbau der Infrastruktur für Hyperscale Cloud Computing und KI, unter anderem mehr moderne Grafikprozessoren zur schnelleren Bearbeitung von KI-Aufgaben; größte Investition von Microsoft in Japan, führt zu einer Verdopplung des Investitionsbestands von Microsoft in Japan. |
Softbank | 0,96 | 2024-2025 | Ausbau der Rechenzentren, damit diese schneller werden und für Anwendungen im Bereich generative KI geeignet sind |
0,73 | 10/2022-2024 | Infrastruktur, darunter im März 2023 Eröffnung des ersten eigenen Rechenzentrums in Japan in Inzai, in der Präfektur Chiba | |
Sakura Internet | 0,71 | 4/2024-3/2033 | Ausbau der Cloud-Infrastruktur; bis zur Hälfte der Investition erhält Sakura Internet im Rahmen der Förderung der wirtschaftlichen Sicherheit vom Ministry of Trade, Industry als Subvention |
Vorbereitungen für neue Internetkabel nach Europa
Zum Ausbau der Netze gehört auch der Ausbau der Verbindungen mit dem Ausland. Die meisten Seekabel zwischen Japan und Europa verlaufen durch den Suez-Kanal. Um die hiermit verbundenen Risiken besser zu streuen, treiben die EU und Japan das Projekt Far North Fiber voran. Dieses soll Nordeuropa, Nordamerika und Japan durch ein Seekabel durch die Arktis verbinden. Zurzeit laufen vorbereitende Studien. Das Kabel könnte frühestens 2027 fertig sein. Auf japanischer Seite ist Arteria Networks, eine Tochterfirma des Handelshauses Marubeni und der Sicherheitsfirma Secom, an Bord. Zu den großen Firmen, die weltweit Seekabel verlegen, gehören Alcatel Submarine Networks in Europa und NEC in Japan. Alcatel ist am Far North Fiber Projekt beteiligt.
Nordeuropäische Länder unterstützen mit Polar Connect ein weiteres Vorhaben für ein Seekabel. Dieses würde die EU, Nordamerika und Japan auf noch direkterem Wege quer durch die Arktis verbinden. Es könnte frühestens 2030 fertig sein. Allerdings ist die Verlegung von Kabeln in der Arktis voraussichtlich deutlich teurer als in einfacher zugänglichen Regionen. Ein Vorteil ist, dass kürzere Strecken auch die Datenverbindung schneller machen.
Japans Datenzentren konzentrieren sich auf den Großraum Tokyo. Das ist im Falle von Naturkatastrophen wie beispielsweise Erdbeben riskant. Daher gewährt die Regierung Subventionen von bis zu 50 Prozent für den Bau von Rechenzentren in anderen Teile des Landes. Die meisten Seekabel landen in Japan auf den Halbinseln Boso in der Provinz Chiba und Shima in der Provinz Mie sowie generell auf der Pazifikseite Japans. Auch hier will die Regierung mehr Diversifizierung. Für inländische Seekabel auf der nicht dem Pazifik zugewandten Seite Japans und für Abzweigleitungen zu internationalen Seekabeln außerhalb der beiden Halbinseln sind Subventionen von bis zu 80 Prozent möglich.