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Branchen | Japan | Künstliche Intelligenz

Japan investiert Milliarden in Cloud und künstliche Intelligenz

Japan blickt 2024 voller Euphorie auf künstliche Intelligenz. Ankündigungen riesiger Investitionen in Japans Cloud-Infrastruktur heizen diese zusätzlich an.

Von Frank Robaschik | Tokyo

  • Generative künstliche Intelligenz boomt in Japan

    Unter dem Eindruck von ChatGPT schwärmt Japan von generativer künstlicher Intelligenz. Sprachmodelle boomen und immer mehr Firmen wollen die neue Technologie einsetzen. 

    Japan ist stark bei künstlicher Intelligenz (KI), gehört dabei aber nicht mehr zur engeren Weltspitze. Nach dem Global Artificial Intelligence Index der britischen Tortoise Media stand das Industrieland im Juni 2023 bei KI weltweit auf Rang 12, wobei Japans Stärken in der KI-Infrastruktur und -Entwicklung liegen.

    Regierung erhöht Förderung

    Bei der Kommerzialisierung von KI-Anwendungen hinkt Japan dagegen noch hinterher. Das dürfte sich in den kommenden Jahren bessern. Die Regierung aktualisierte 2022 ihre KI-Strategie. Im April 2024 folgten KI-Richtlinien für Firmen. Zudem erhöht sie die Fördermittel für die Branche. Diese sollen im Fiskaljahr 2024 (von April bis März) gegenüber dem Vorjahr um 44 Prozent auf 1,2 Milliarden US-Dollar (US$) steigen. Davon fließen 500 Millionen US$ in generative KI, also künstliche Intelligenz, die auf Grundlage großer Datenmengen neue Inhalte erstellt.

    Verband erwartet hohes Wachstum bei generativer KI 

    Nach einer Umfrage von Nikkei Monozukuri vom Juli 2023 nutzten 18,3 Prozent der Firmen generative KI und weitere 11,9 Prozent planten deren Einsatz. Besonders hoch war mit 37,9 Prozent der Anteil der Firmen, die eine Nutzung diskutierten. Insgesamt sehen mehr als 80 Prozent der befragten Firmen den Einsatz von generativer KI als nützlich an.

    Die Japan Electronics and Information Technology Association (JEITA) prognostizierte Ende 2023 einen Boom bei generativer KI. Demnach soll deren Nachfrage in Japan auf Yen-Basis bis 2030 jährlich im Schnitt um 47,2 Prozent wachsen. Das wäre etwas langsamer, als es der Verband weltweit auf Dollarbasis mit 53,3 Prozent jährlich erwartet. Der Weltmarktanteil Japans fiele dann bei einem unveränderten Wechselkurs von 8 Prozent im Jahr 2023 auf 6 Prozent im Jahr 2030. 

    Die wichtigsten japanischen Anwender generativer KI werden laut der JEITA im Jahr 2030 das verarbeitende Gewerbe, der Finanzsektor, der Bereich Telekommunikation und Rundfunk, der Handel und die Infrastrukturbetreiber sein. Das höchste Wachstum erwartet der Verband für das Segment Gesundheit und Pflege.

    Japans Markt für KI-Systeme wuchs laut dem amerikanischen Marktforscher International Data Corporation (IDC) 2023 in Yen gegenüber dem Vorjahr um 34,5 Prozent. In US$ entspricht das trotz der Abwertung des Yen noch einer Zunahme um mehr als ein Viertel. Bis 2030 soll der Markt pro Jahr auf Yen-Basis im Schnitt um 30 Prozent zulegen. Er wächst damit langsamer als das Segment der generativen KI.

    Japan will KI mit seinen Stärken kombinieren

    Einerseits herrscht in Japan laut Umfragen von IPSOS eine gewisse Skepsis gegenüber KI. Auf der anderen Seite kann der Einsatz von KI laut einer Analyse von Goldman Sachs auf dem Inselarchipel besonders vorteilhaft sein. Angesichts einer alternden Bevölkerung sind Arbeitskräfte in Japan knapp.

    Die neue Strategie kombiniert KI mit den Stärken des Landes. Dazu zählen Anwendungen in der Chemie, in Maschinenbau und Robotik, im Gesundheitswesen, der Arzneimittelentwicklung, der Pflege und bei neuen Materialien. Auch in der Landwirtschaft (Stichwort Smart Farming), im Katastrophenmanagement sowie in Verkehr und Logistik sieht die Strategie viel Potenzial für KI.

    Viele Akteure entwickeln KI-Sprachmodelle

    Fujitsu bietet KI-Software und eine KI-Plattform für Dritte an und hat ein KI-Sprachmodell für Japanisch entwickelt. Der Konzern hat auch den Supercomputer Fugaku mitentwickelt und forscht an Quantencomputern. NEC bietet ein japanisches Sprachmodell für generative KI sowie Software zur Spracherkennung und Textanalyse mit Deep Learning an. Auch bei Optimierung, Nachfrageprognose, Bilderkennung und Unfallprognosen mit KI ist NEC aktiv. NTT startete im April 2024 die Kommerzialisierung eines großen japanischen Sprachmodells. Toshiba hat mehrere KI-Technologien entwickelt. Der Handelskonzern Rakuten stellte im März 2024 ein mit dem französischen Start-up Mistral AI entwickeltes Sprachmodell vor. Auch Panasonic, Hitachi, Sony AI, Canon, Mitsubishi Electric und Ricoh bieten eigene KI-Lösungen.

    KI nutzen Firmen der Kfz-Industrie wie Toyota und Hersteller von Industrierobotern und Werkzeugmaschinen wie Fanuc, Yaskawa, Kawasaki Heavy Industries und DMG Mori. Hier gibt es viel Potenzial, denn Japan ist weltgrößter Produzent und zweitgrößter Anwender von Industrierobotern. Rapidus will zudem Halbleiter für KI entwickeln. 

    Hinzu kommen Start-ups und Forschungsinstitute wie das National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST), das National Institute of Information and Communications Technology (NICT) und Riken. Das Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) startete im Februar 2024 ein Programm zur Förderung von Japans Entwicklung generativer KI.

    Vom METI im Rahmen von GENIAC 1 unterstützte Projekte mit generativer KI
    FirmaProjekt
    Abeja 2Entwicklung eines grundlegenden großen Sprachmodells
    Sakana AISchaffung eines neuen Grundlagenmodells
    National Institute of InformaticsSchaffung eines großen offenen Sprachmodells vergleichbar mit GPT3, das auch auf Japanisch funktioniert
    StockmarkGenerative KI mit wenig Halluzinationen
    TuringMultimodales Grundmodell für vollständig autonomes Fahren
    Universität TokyoStärkung der japanischen Innovation durch Förderung von Entwicklern großer Sprachmodelle
    Preferred ElementsStärkung der Industrie mit einem Grundlagenmodell
    1 GENIAC: Generative AI Accelerator Challenge; 2 Der Versicherer Sompo Holdings und Google halten Anteile an Abeja.Quelle: METI 2024

    Branchen nutzen KI unterschiedlich häufig

    In Japan ist die Nutzung von KI im Finanzwesen relativ verbreitet. Im internationalen Vergleich der KI-Nutzung im verarbeitenden Gewerbe belegte Japan nach einer Analyse von Google Cloud aus dem Jahr 2021 unter den sieben betrachteten großen Industrieländern den letzten Platz. Langsame Entscheidungen führten dazu, dass Japan bei KI in den vergangenen Jahren weniger schnell als die Wettbewerber vorankam. Dadurch fiel das Land in den internationalen KI-Rankings zurück.

    Laut der Japan Agency for Medical Research and Development (AMED) beteiligen sich 16 Pharmafirmen seit 2021 an einem Projekt zum Aufbau einer KI-Plattform für die Arzneimittelentwicklung. In einem weiteren Forschungsvorhaben will AMED langfristig dazu beitragen, mit großen Mengen an medizinischen Daten und KI Krankheiten zu diagnostizieren.

    Von Frank Robaschik | Tokyo

  • Großinvestitionen in Rechenzentren für künstliche Intelligenz

    Vor allem US-amerikanische Firmen erweitern in ihre Infrastruktur für Cloud-Anwendungen und künstliche Intelligenz in Japan massiv. Bei Seekabeln kooperiert das Land mit der EU.

    Allein von Januar bis April 2024 kündigten Amazon, Microsoft und Oracle Investitionen von mehr als 25 Milliarden US-Dollar (US$) in den Ausbau ihrer Cloud- und KI-Infrastruktur in Japan an. Amazon Web Services (AWS) und Microsoft verdoppeln mit diesen Geldern ihren Investitionsbestand in Japan. Auch Google, Softbank und Sakura Internet investieren.

    Open AI, die Firma hinter ChatGPT, eröffnete im April 2024 ihr erstes Büro in Asien in der japanischen Hauptstadt Tokyo. Amazon Web Services bietet seit Oktober 2023 in Tokyo seinen Service zur Nutzung generativer KI, Amazon Bedrock, an. AWS kooperiert dabei mit NEC, Fujitsu, Classmethod, NTT Data, Hitachi Systems, Severworks, SCSK und NHN Techorus. Zu den Nutzern zählen Asahi Group, FP, KDDI, Marubeni, Nomura, RareJob Technologies, Takenaka und Ricoh.

    Ausgewählte Investitionsvorhaben zum Ausbau der Cloud- und KI-Infrastruktur in Japan Investitionssummen in Milliarden US-Dollar
    Akteur

    Summe 

    ZeitraumAnmerkungen
    Amazon Web Services (AWS)

    16

    1/2024-2027Ausbau der Cloud-Infrastruktur, Investitionen nochmal deutlich höher als die von 2011 bis 2022
    Oracle

    8

    4/2024-3/2033Ausbau Cloud- und KI-Infrastruktur
    Microsoft

    2,9

    4/2024-3/2025Ausbau der Infrastruktur für Hyperscale Cloud Computing und KI, unter anderem mehr moderne Grafikprozessoren zur schnelleren Bearbeitung von KI-Aufgaben; größte Investition von Microsoft in Japan, führt zu einer Verdopplung des Investitionsbestands von Microsoft in Japan. 
    Softbank

    0,96

    2024-2025Ausbau der Rechenzentren, damit diese schneller werden und für Anwendungen im Bereich generative KI geeignet sind
    Google

    0,73

    10/2022-2024Infrastruktur, darunter im März 2023 Eröffnung des ersten eigenen Rechenzentrums in Japan in Inzai, in der Präfektur Chiba
    Sakura Internet

    0,71

    4/2024-3/2033Ausbau der Cloud-Infrastruktur; bis zur Hälfte der Investition erhält Sakura Internet im Rahmen der Förderung der wirtschaftlichen Sicherheit vom Ministry of Trade, Industry als Subvention
    Quelle: Unternehmensangaben 2024; Nikkei 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Vorbereitungen für neue Internetkabel nach Europa

    Zum Ausbau der Netze gehört auch der Ausbau der Verbindungen mit dem Ausland. Die meisten Seekabel zwischen Japan und Europa verlaufen durch den Suez-Kanal. Um die hiermit verbundenen Risiken besser zu streuen, treiben die EU und Japan das Projekt Far North Fiber voran. Dieses soll Nordeuropa, Nordamerika und Japan durch ein Seekabel durch die Arktis verbinden. Zurzeit laufen vorbereitende Studien. Das Kabel könnte frühestens 2027 fertig sein. Auf japanischer Seite ist Arteria Networks, eine Tochterfirma des Handelshauses Marubeni und der Sicherheitsfirma Secom, an Bord. Zu den großen Firmen, die weltweit Seekabel verlegen, gehören Alcatel Submarine Networks in Europa und NEC in Japan. Alcatel ist am Far North Fiber Projekt beteiligt.

    Nordeuropäische Länder unterstützen mit Polar Connect ein weiteres Vorhaben für ein Seekabel. Dieses würde die EU, Nordamerika und Japan auf noch direkterem Wege quer durch die Arktis verbinden. Es könnte frühestens 2030 fertig sein. Allerdings ist die Verlegung von Kabeln in der Arktis voraussichtlich deutlich teurer als in einfacher zugänglichen Regionen. Ein Vorteil ist, dass kürzere Strecken auch die Datenverbindung schneller machen.

    Japans Datenzentren konzentrieren sich auf den Großraum Tokyo. Das ist im Falle von Naturkatastrophen wie beispielsweise Erdbeben riskant. Daher gewährt die Regierung Subventionen von bis zu 50 Prozent für den Bau von Rechenzentren in anderen Teile des Landes. Die meisten Seekabel landen in Japan auf den Halbinseln Boso in der Provinz Chiba und Shima in der Provinz Mie sowie generell auf der Pazifikseite Japans. Auch hier will die Regierung mehr Diversifizierung. Für inländische Seekabel auf der nicht dem Pazifik zugewandten Seite Japans und für Abzweigleitungen zu internationalen Seekabeln außerhalb der beiden Halbinseln sind Subventionen von bis zu 80 Prozent möglich.

    Von Frank Robaschik | Tokyo

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